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Rückblick auf das Medienjahr 2018

Stock Foto Zeitung mit Jahresrückblick 2018
Foto: © Fotolia/Zerbor

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Daten, künstliche Intelligenz, Influencer Marketing und Podcasts – Uwe Mommert, geschäftsführender Gesellschafter beim Berliner Medienbeobachter Landau Media, blickt für seine Kolumne auf das Medienjahr 2018 zurück und wagt einen Ausblick auf die Zukunft der Medien.

It’s all about data

Das Jahr begann mit einem Bürokratiemonster. DSGVO war das Kürzel, das deutsche Unternehmen zum Jahresstart in Panik versetzte. Auch wenn man eigentlich genug Zeit gehabt hätte, die umfangreichen Vorschriften, die diese EU-Verordnung mit sich brachte, umzusetzen. Erst kurz vor dem Start dieser Datenschutzverordnung wurde den meisten deutschen Unternehmen bewusst, was dies eigentlich für sie bedeutetet. Seitdem zieren jede Webseite unzählige Hinweise darauf, welche Daten bei einem Besuch erfasst werden.

Auch wenn mit der Datenschutzgrundverordnung sicherlich ein unverhältnismäßiger Aufwand für die deutschen Unternehmen entstanden ist, der Skandal um Cambridge Analytica zeigte den Nutzern der sozialen Netzwerke, wie manipulierbar sie durch ihre Freigebigkeit in punkto Daten geworden sind. Durch die Vielzahl an persönlichen Informationen konnten genaue Profile erzeugt werden, die es Parteien und Unternehmen erlaubten, zielgerichtet Informationspakete an die Menschen zu senden, um diese in ihren Entscheidungen zu beeinflussen. Facebook und Co. hatten ihre Unschuld verloren und das Vertrauen der Nutzer verspielt. Sicherlich ein Faktor, der das zukünftige Wachstum von Social Media bremsen wird.

Als wenn es noch nicht genug Möglichkeiten gäbe, um an Daten der Nutzer zu kommen, erdachten sich die Internetriesen noch einen neuen Weg, um Nutzer im Alltag im wahrsten Sinne des Wortes zu belauschen. Sprachassistenten wie Alexa und Siri fanden in diesem Jahr verstärkt ihren Weg in die deutschen Haushalte. Der Trend ist klar: Google kann uns jederzeit zuhören und über „Smart Home“-Technologien erlauben wir den Zugriff auf unsere Haushaltsgeräte. So macht Alexa Licht und Fernseher an und aus und bestellt uns ein Taxi oder eine Pizza. Bald müssen wir nicht mehr vom Sofa aufstehen, sondern bitten nur noch Alexa, uns unser Leben zu organisieren.

Der Weltenerklärer der Zukunft

Um dieser Flut von Daten noch Herr werden zu können, setzten die Internetanbieter verstärkt auf künstliche Intelligenz. Im Jahr 2018 war „KI“ das Kürzel, das in vielen Berichten als universelle Problemlösung herhalten musste. Fake News in den sozialen Medien – „KI“ wird das lösen. Trends in der Gesellschaft – „KI“ wird sie erkennen. Billiger Journalismus – „KI“ schreibt in Zukunft die News von alleine. Automated Journalism war das Zauberwort, dass aus der „KI“-Diskussion in der Medienwelt abgeleitet wurde: der Computer als Weltenerklärer der Zukunft. Ich hoffe, ich bin nicht der einzige, der dies für einen fatalen Irrweg hält.

Hypedisziplin Influencer Marketing

Nicht nur über gesammelte Daten können Nutzer in ihren Kaufentscheidungen beeinflusst werden, verstärkt werden auch unsere Social-Media-Lieblinge in den Produktverkauf einbezogen. Millionen Menschen verfolgen in der Zwischenzeit das Leben anderer Menschen über Instagram und YouTube. Dieses Marketingpotenzial wurde durch Influencer Marketing () in diesem Jahr massiv genutzt. Immer öfter wurden Produkte so von den Social-Media-Promis in Szene gesetzt. Die Kommunikationsindustrie lenkte große Teile ihres Budgets um, um auf dieser Welle mit zu reiten.

Die verkappten Werbebotschaften erreichten uns dann immer mehr in Form von kurzen Filmen. „Stories“ sind das neue Zauberwort der sozialen Medien. Diese, meist nur kurze Zeit verfügbaren Kurzfilme waren der große Trend in der Social-Media-Welt 2018. Die Vergänglichkeit der Lebensausschnitte, die auf diesem Weg gezeigt werden, zwingt den Nutzer noch häufiger nachzusehen, was in den digitalen Kanälen so passiert. Schnell hatten Facebook, Instagram, WhatsApp und andere das kopiert, was eigentlich mit dem Messanger „Snapchat“ als Innovation für die jugendlichen Digitaljunkies begonnen hatte.

Du bist, was du hörst

In Deutschland wurden Podcasts zum neuen Hype. Eigentlich sind diese Hörstücke nichts Neues und in der bereits unüberschaubaren Welt der vertonten Internetbeiträge findet sich so manches, was wirklich hörenswert ist. Warum wir Deutschen solange gebraucht haben, um dies zu entdecken, kann ich nicht auflösen. Für die Radiosender hat sich so jedenfalls zweierlei ergeben: eine neue Konkurrenz in der Schlacht um Einschaltquoten und ein neuer Kanal, um bereits produzierte Inhalte für neue Nutzer aufzubereiten. Es bleibt abzuwarten, wie nachhaltig dieser Trend unsere Medienlandschaft weiter verändert.

Die Zukunft der Medien

Exemplarisch für die Veränderung der Medienwelt ist die Entwicklung des Formats „Steingarts Morningbriefing“. Dieser Informationsservice vom ehemaligen Handelsblatt-Chef Garbor Steingart, katapultierte sich an die Spitze der Newsletter- und Podcastcharts. Ein Format, dass nur durch eine Handvoll Journalisten und ohne Verlag produziert wird. Gut gemacht und informativ. Für mich ist das der Fingerzeig in die Zukunft der Medien.

Medienmonitoring in der Schweiz

Landau Media hat sich die neuen Technologien in diesem Jahr zunutze gemacht, um ein voll digitales Medienmonitoring in der Schweiz zu starten. Als Partner der Schweizer Verlage digitalisieren wir deren Angebote, um ein innovatives Monitoring zum Kunden zu bringen. Auch im klassischen Printmonitoring zeigt sich der Medienwandel immer deutlicher. Mit unserer Plattform MediaAccount können wir so seit September auch den Schweizer Kunden einen 360-Grad-Überblick über die Berichterstattung auf allen Newskanälen bieten.

#MediaTalk – Let’s talk media

Unsere Inspirationen für solche Informationen bekommen wir auch auf unseren eigenen Veranstaltungen. Die Produktentwicklung bei Landau Media wird inspiriert durch unsere MediaTalks, die wir in diesem Jahr mit Miriam Meckel, Frank Behrendt und Julia Jäkel führen durften. Die Zukunft der deutschen Medienlandschaft frühzeitig zu antizipieren, wäre ohne Dialog mit den Brancheninsidern nicht möglich.

#30u30 – Ein echtes Brett

Inspiriert wurde ich auch zum Jahresende ganz persönlich: In der Jury des Nachwuchswettbewerbs #30u30 durfte ich den High Potentials der Kommunikationswelt zuschauen, wie sie die Haltung skizzierten, die ein Kommunikationsprofi im Medienwandel einnehmen sollte. Nach diesen rasanten Vorträgen und dem facettenreichen Ideenfeuerwerk bin ich mir sicher: Der Nachwuchs wird die Zukunft aktiv gestalten.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen frohe, besinnliche und vor allem analoge Weihnachten und einen guten Rutsch in ein spannendes 2019.


Über den Autor: Uwe Mommert ist Geschäftsführender Gesellschafter von Landau Media. Darüber hinaus ist der Digitalexperte begeisterter Social Media- und Technology-Jünger und immer an innovativen Ideen interessiert. Für medienrot.de kommentiert Uwe Mommert regelmäßig das Mediengeschehen. Sie erreichen Uwe Mommert auch unter mommert@landaumedia.de, bei Xing und bei LinkedIn.