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Wie Sie Facebook für Recruiting nutzen können

Foto: Prof. Dr. Martin Grothe

Die sozialen Netzwerke eröffnen Unternehmen auch neue Möglichkeiten im Recruiting und Personalmarketing – sie müssen nur sinnvoll genutzt werden. Wie, das erläutert Prof Dr. Martin Grothe am Beispiel von Facebook. 

Facebook war der erste Test. Jedenfalls kann man dies rückblickend so auffassen. Zudem sollte man überraschende Tests nicht im Vorhinein verraten. Das verfälscht die Ergebnisse, weil dann zumindest klar ist, dass getestet wird, und die Versuchsobjekte verhalten sich nicht mehr ungezwungen.

Das Erkennen, dass dort eine neuartige Herausforderung für Recruiting und Personalmarketing lauert, war schon die erste Testaufgabe: Wie lange benötigt der HR-Bereich, um zu erkennen, dass sich hier plötzlich eine neue Möglichkeit auftut, die Recruiting-Zielgruppen besser zu erreichen?

Gekommen, um zu bleiben

Nach über elf Jahren Facebook hat wahrscheinlich nunmehr die Mehrheit der Arbeitgeber realisiert, dass es sich bei diesem Phänomen nicht um einen kurzfristigen Hype handelt. Auf ein Umschwenken der Skeptiker auf die scheinbar vorausschauende Argumentation, dass Facebook sowieso schon wieder an Relevanz bei der jungen Zielgruppe verliert und sich folglich ein Engagement gar nicht mehr lohne, hilft nicht bei der zufriedenstellenden Bearbeitung der ersten Testaufgabe. Die Relevanz von Facebook nimmt ab, ja, was aber nur bedeutet, dass diese erste Testaufgabe nun schon das zweite Mal im – nun wohl etwas mobileren – Raum steht.

Kommen wir aber vorher noch zur zweiten Testfrage: Wenn Sie also mehr oder weniger flott erkannt haben, dass hier ein neuer Zugang entsteht, was haben Sie dann mit dieser Vermutung gemacht? „Das Medium ist die Message“, hat Herbert Marshall McLuhan vor Jahrzehnten formuliert: Haben Sie die Botschaft des neuen Mediums verstanden? Oder nur alten Wein in neue Schläuche gekippt?

Aus Alt mach Neu?

So haben viele Arbeitgeber diese Interaktionsplattform schlicht als Push-Kanal für bestehendes (Personal-)Marketingmaterial genutzt und tun dies auch weiterhin. Natürlich ist es für Unternehmen eine große und heldenhafte Entscheidung gewesen, sich in dieser digitalen Flanke zu öffnen, in der Nutzerkommentare offen sichtbar werden. Es galt, die Angst vor tosenden Shitstorms zu besiegen.

Gleichwohl ist bei den allermeisten Unternehmen viel Schlimmeres als der mit Angst erwartete Shitstorm passiert: nämlich zumeist sehr, sehr wenig. Fans und Kommentare blieben aus. Warum sollten auch mehr als ein paar Hundert zufällige Mitarbeiter und Bewerber sich auf selbstdarstellerischen Fanpages tummeln?

Wann haben Sie begonnen, gemäß der Botschaft dieses neuen Mediums aktiv und reaktiv auf den Tummelplätzen der Zielgruppen an den Diskussionen teilzunehmen, Fragen zu beantworten, Wertschätzung zu zeigen, statt nur zu senden? Haben Sie das überhaupt? Wenn nicht: Denken Sie darüber nach – und zwar jetzt.

Qualität statt Quantität

Natürlich stellt dies hohe Anforderungen: Es gilt, sich selbst und andere zu bewegen – nicht nur weitere Kanäle zu buchen. Und genau als einen solchen Fitnesstest kann Recruiting die bisherige Facebook-Aufnahme nutzen. Natürlich auch, um ein guter Gastgeber zu sein und Aufmerksamkeit von relevanteren Seiten hinüberzuleiten. Oder auch ganz pragmatisch zur gezielten Suche nach Talenten für das eigene Unternehmen.

Aber die wichtigste Erfahrung betrifft die eigene Zukunftsfähigkeit und nicht die von Facebook. Wenn es nicht Facebook wäre, dann eine andere Plattform. Die Möglichkeiten und Spielregeln bleiben die gleichen.

Über den Autor:
Prof. Dr. Martin GrotheProf. Dr. Martin Grothe ist geschäftsführender Gesellschafter der complexium GmbH und Honorarprofessor an der Universität der Künste Berlin. Er ist Vorstand des Deutschen Competitive Intelligence Forums dcif e.V., Beirat von Quality Employer Branding Queb e.V., der dotBERLIN-Initiative, und Dozent am Institute for Competitive Intelligence ICI. Alma Mater ist die Wissenschaftliche Hochschule für Unternehmensführung WHU.
Im September 2014 erschien das neuste Fachbuch “Personalmarketing für die Generation Internet” von Prof. Dr. Martin Grothe.

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