War Künstliche Intelligenz (KI) vor einigen Jahren in erster Linie als Nischenerscheinung in Science-Fiction-Filmen oder Büchern wahrnehmbar, gilt sie heute als allgegenwärtiger Teil unseres gesellschaftlichen Diskurses. Viele Branchen nutzen sie bereits: KI im Recruiting, KI beim Texten, KI in der Gestaltung – die Liste nimmt kein Ende, genauso wenig wie die dazu aufkommenden Fragen: Stößt diese Entwicklung auch an ihre Grenzen? Bis wann ist KI ethisch noch vertretbar und gerät sie bei bestimmten Themen in eine Sackgasse? Cátia Kroll Taliani gibt Unternehmen KI-Tipps, zeigt hilfreiche Systeme auf und beantwortet die Frage nach den Risiken.
KI kann mehr als nur ChatGPT
Studierende nutzen ChatGPT als neues Google, Schüler:innen lassen ganze Aufgaben bearbeiten und selbst Streamingriesen wie Netflix & Co schlagen KI-basiert neue Filme vor. Für Unternehmen hingegen gelten andere Vorteile.
Die klassischen Vorzüge liegen auf schriftbasierten Ebenen. Texte, Social-Media-Postings oder sogar E-Mails übernehmen die KI-getriebenen Tools und sparen damit wertvolle Zeit. Zwar bedarf es stets einer Überarbeitung – dennoch ein entstandener roter Faden lässt sich nicht leugnen.
Dabei kann KI mehr als das mittlerweile fast schon traditionelle ChatGPT. Davon weiß Cátia Kroll Taliani, Geschäftsführerin von Kroll Languages und Diplom-Dolmetscherin: „Selbst für das Dolmetschen entwickelten sich KI-Systeme, die mir bei meiner Arbeit helfen können.“
Sprechende KI
Stichwort Kommunikation. Internationale Konzerne oder multilinguale Unternehmen setzen ebenfalls auf KI-Systeme wie Dragon NaturallySpeaking und iTranslate zur automatischen Spracherkennung (ASR) oder für maschinelles Übersetzen. Bei Meetings und Co. übersetzt das Gesprochene sich in die Zielsprache oder Systeme wie DeepL und Google Translate helfen bei der Texterstellung. Programme trainieren per Deep-Learning-System immer weiter und verbessern sich mit jeder Nutzung.
Aus großen Mengen an Daten schöpft das digitale Gehirn die Informationen. So entwickeln sich praktisch von selbst Datenpakete, die verschiedene unternehmerische Vorteile bieten. Beispielsweise entwirft die KI ganze Kundenanalysen und lernt den Kundenstamm kennen. Schließlich danken nicht nur Sales und Marketing, sondern auch die Unternehmenskommunikation.
Dialog ohne Herz bleibt ein Monolog
Im Rahmen von Kommunikation zeigen sich allerdings auch die Grenzen des digitalen Trends. „Egal wie kompetent KI-Systeme sind oder zukünftig werden, bestimmte menschliche Eigenschaften, die dem Gesprochenen Seele verleiht, können nicht programmiert werden“, fasst Cátia zusammen.
Emotionale Intelligenz und kulturelles Verständnis gelten vor diesem Hintergrund als die wichtigsten Punkte. Insbesondere bei diplomatischen oder sensiblen sozialen Situationen müssen Übersetzungen von Emotionalität und Kontextualisierung leben. Nuancen, Idiome, Witze, Sprichwörter und kulturelle Referenzen – all das benötigt Herz.
Sind Kommunikationsberufe ersetzbar? Nein!
Komplexe Gesprächsszenarien treten schneller auf als gedacht. In unvorhersehbaren kommunikativen Situationen reagieren Dolmetschende und passen flexibel Gesprächston oder Thema an. So erkennen und vermitteln sie beispielsweise in emotional aufgeladenen Meetings die aufkommenden Schwierigkeiten.
In vielen professionellen Kontexten, wie Produktentwicklungen, Geschäftsbeziehungen oder Unternehmensberatungen, steht Vertraulichkeit an oberster Stelle. KI-Systeme können zwar sicher gestaltet sein, rufen dennoch Bedenken hinsichtlich Datenschutzes hervor.
KI bleibt ein sich entwickelndes System und aus der Zukunft nicht mehr wegzudenken. Sie übernimmt viele unternehmensinterne Aufgaben übernehmen und erleichtert das Arbeiten. Mit bestimmten Methoden helfen Firmen sich selbst – auch in der Kommunikation. Doch ersetzen können KI-Tools die Kommunikationsberufe nicht. Weder heute, noch morgen.