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Netzgespräche: Hochzeitsbloggerin Susanne Rademacher

Foto: © Pink Pixel Photography
Foto: © Pink Pixel Photography

Bei Susanne Rademacher dreht sich das ganze Jahr um den schönsten Tag im Leben. Klingt paradox? Nicht, wenn man, wie die Kommunikationsberaterin, einen Hochzeitsblog betreibt. Seit 2012 schreibt Rademacher unter lieschen-heiratet.de über all das, was rund um diesen besonderen Tag wichtig ist. Damit trifft sie den Geschmack der LeserInnen – ihr Blog ist mit durchschnittlich über 100.000 monatlichen Besuchen nicht nur einer der erfolgreichsten Deutschlands, er wurde auch von einem Magazin unter die Top 3 der wichtigsten Braut-Blogs gewählt.

Frau Rademacher, ich freue mich, dass Sie medienrot bereits kennen und regelmäßig bei uns reinlesen. Legen wir also gleich los.

Beschreiben Sie Ihren Blog bitte in drei Worten!
Susanne Rademacher: modern & urban heiraten

Seit wann bloggen Sie?
Susanne Rademacher: Mit Lieschen-heiratet.de habe ich im Februar 2012 angefangen, davor hatte ich schon zwei-drei Jahre an anderer Stelle gebloggt.

Schreibtisch_SusanneRademacher_2Von wo aus bloggen Sie?
Susanne Rademacher: Bis Ende Dezember saß ich in einer Bürogemeinschaft, aktuell arbeite ich übergangsweise bis zum nächsten Umzug im Home Office.

Wie sind Sie zum Bloggen gekommen?
Susanne Rademacher: Ich habe noch studiert, als ich vom Blog-Dienst Blogger.com zum ersten Mal hörte – es muss so 2004/2005 gewesen sein. Damals habe ich mich auch tatsächlich registriert, ein einziges Bild hochgeladen und das war’s. Die Faszination war also schon ziemlich lange da, nur getraut, etwas „ins Internet zu schreiben“, habe ich mich lange nicht. Im PR-Job kam ich dann später immer wieder mit Blogs in Kontakt, bis ich dann klammheimlich mit einem eigenen Blog angefangen habe. Durch Zufall fand ich dann einen englischsprachigen Onlinekurs, lernte andere Blogger kennen – und dann war es um mich geschehen. Seitdem vergeht eigentlich kein Tag, an dem ich nicht mit WordPress arbeite.

Auch wenn das in Ihren Fall vielleicht doch offensichtlich ist: Wer ist Ihre Zielgruppe?
Susanne Rademacher: Meine Zielgruppe und Leserinnen sind hauptsächlich Bräute zwischen 25 und 45 Jahren, aber auch Trauzeuginnen und Hochzeitsdienstleister.

Wie gehen Sie mit den Kommentaren von LeserInnen um?
Susanne Rademacher: Leider wird immer weniger auf dem Blog, dafür immer mehr auf Facebook kommentiert! Meistens sind es Bloggerkolleginnen, die auf dem Blog kommentieren, oder Bräute mit gezielten Fragen zu einem Produkt aus dem Artikel – darauf antworte ich eigentlich immer und versuche möglichst schnell zu helfen. Alle Kommentare moderiere ich, mein Spam-Filter leistet auch gute Dienste. Bei der leider stark zunehmenden Anzahl von Link-Spammern mache ich kurzen Prozess: Die werden gelöscht!

Wie finanzieren Sie Ihren Blog?
Susanne Rademacher: Hauptsächlich durch Banner in der Sidebar, ein Bruchteil über Sponsored Posts und Affiliate-Programme. 2016 wird es erstmalig auch ein eigenes Branchenverzeichnis für Hochzeitsdienstleister geben. Allerdings reicht der Blog allein nicht zum Leben aus – er ist eines meiner insgesamt drei Standbeine als Selbständige.

Und wie vermarkten Sie ihn?
Susanne Rademacher: Für den Blog habe ich keine eigene Marketingstrategie, ich setze bislang auf das Netzwerk und die Empfehlungen von Bräuten und Dienstleistern – das klappt bisher sehr gut.

Es gibt sicher einige, aber: Was war das bisherige Highlight Ihrer Blogger-Karriere?
Susanne Rademacher: Eines der Highlights 2015 war sicherlich der Erscheinungstermin von „Unser Tag“, meinem ersten Hochzeitsbuch, das ich gemeinsam mit meiner Bloggerkollegin Katja Heil im März im Callwey Verlag veröffentlicht habe. Mein Highlight ist aber der Blog an sich – ich hatte nur davon geträumt, aber nie wirklich daran geglaubt, dass sich durch das Bloggen so schöne Freundschaften, neue Projekte und auch Jobmöglichkeiten eröffnen würden.

Welche drei Dinge sind Ihnen beim Bloggen am wichtigsten?
Susanne Rademacher: Guter Text, exzellente Bilder, innovative Ideen.

Ich weiß, dass Sie ja selbst aus der Branche kommen. Deswegen die Frage: Welche Erfahrungen haben Sie mit PRlern und Marketinganfragen gemacht?
Susanne Rademacher: Da ich selbst gelernte PR-Beraterin bin und auch als Kommunikationsberaterin für Blogger Relations arbeite, muss ich als Blogger öfter tief durchatmen … Es scheint, dass auf Agenturseite teilweise noch sehr klassisch gearbeitet wird. Statt Dropbox-Link gibt es eine CD, statt individueller Themen- und Kooperationsideen findet man eine Massenmail im Postfach. Das macht bei der Menge von Presse-Mails leider oft gar keinen Spaß – vor allem, wenn dann noch der arme Praktikant einen telefonischen Nachfass machen muss. PR-Berater, die selbst aktiv bloggen, sind selten, machen aber meiner Erfahrung nach auf Agenturseite und im Umgang mit Bloggern einen besseren Job.

Was ist für Sie eine gute Marketinganfrage?
Susanne Rademacher: Wenn jemand sofort auf den Punkt kommt, einen guten und seriösen Vorschlag unterbreitet. Der Blog ist Teil meines Jobs, da brauche ich keine ellenlange Intro und auch kein „Ich bin bei meiner Recherche über Deinen schönen Blog gestolpert“ – das ist zwar nett, aber doch meistens eh nur eine Floskel.

Und was ist eine schlechte?
Susanne Rademacher: Wenn man schon beim „Hallo“ merkt, dass es eine „Copy & Paste“-Rundmail ist.

Was planen Sie für die Zukunft vom Blog?
Susanne Rademacher: Back to the roots! 2016 möchte ich mich wieder mehr auf das Bloggen und digitale Schreiben an sich konzentrieren. Knaller-Texte für Knaller-Bräute – dafür schlägt mein Herz!
Für diese Rückbesinnung auf die Wurzeln wünsche ich Ihnen alles Gute. Und natürlich auch für alle weiteren Projekte, die 2016 so mit sich bringen wird.

Weiter Interviews aus unserer Reihe Netzgespräche gibt es hier >>

Über die Autorin:
Andrea_150x150pxAndrea Zschocher ist freie Journalistin und Bloggerin. Sie schreibt gern, aber nicht ausschließlich über Familie, Beruf und die Vereinbarkeit dieser Lebenswelten. Auf ihrem Blog „Runzelfüßchen“ schreibt sie über die schönen Seiten am Leben mit Kind. Darüber hinaus beschäftigt sie sich beruflich und privat mit Blogs, Social Media und Networking.