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XING, KUNUNU & beyond

SoMe-Recruiting_Fotolia_76245339Jetzt haben wir uns langsam daran gewöhnt: Es gibt zwei, drei Plattformen da draußen, insbesondere sicher XING, KUNUNU und LinkedIn, die anscheinend im Personalkontext eine gewisse Relevanz haben. Gut, man muss ja mit der Zeit gehen.

Doch sollte nicht vergessen werden, dass die Protagonisten ständig neue Spielfelder finden, auf denen Personalmarketing sich inszenieren kann: Facebook und Twitter sind längst Standard, YouTube, Pinterest, Instagram natürlich, aber nutzen Sie bereits WhatsApp? Falls Sie allerdings jetzt noch eine Mobile App entwickeln, dann ist das leider schon wieder zu spät. Zum einen, weil sich außerhalb der eigenen Mitarbeiterschaft kaum jemand dauerhaft mit Corporate Recruiting Apps beschäftigen mag, schon gar nicht mit solchen von weniger prominenten Arbeitgebern. Zum anderen, weil der Zenit der Apps schon hinter uns zu liegen scheint.

In vielen Fällen bleibt aber auch der Beweis zu führen, dass die Inszenierung nicht nur der persönlichen Reputation, sondern auch der Einflussnahme auf die Wahrnehmung einer mindestens dreistelligen Anzahl von Talenten dient. So muss man konstatieren, dass Talent-Akquisiteure durch den Einsatz sozialer Medien eine persönliche Reputation aufbauen können, die bis dato unerreichbar schien. Dadurch kann ein durchaus veritabler Zielkonflikt erwachsen.

Aber woran soll sich der aufgeschlossene und talentgerichtete Personalmarketeer orientieren? Wie soll er oder sie das Betätigungsfeld abstecken? Reicht die regelmäßige Beobachtung der inzwischen gelernten und gewohnten Plattformen oder sollte der so genannte innovative Bereich auf jeden Fall mit neuartigen Kampagnen abgedeckt werden?

Gerne – wenn auch mit etwas Unbehagen – möchte ich hier vor die innovativen Abenteuer zunächst eine Phase der aktiven Auseinandersetzung mit eher unspektakulären Formaten setzen. Wobei ich die „aktive Auseinandersetzung“ gleich noch weiter relativieren möchte: Üben Sie sich doch erst einmal darin, die digitalen Tummelplätze ihrer Zielgruppen zu identifizieren. Und diese sind bei Weitem nicht immer XING, KUNUNU und verwandte Plattformen.

Und vermeiden Sie hier den Schnellschuss, dass doch fast alle auf Facebook sind, also eine dortige Fanseite das Maß der Dinge ist. Zum einen müssen Sie über lange Zeit attraktive Themen einbringen, um sich langsam eine Fangemeinde aufzubauen, zum anderen finden viele berufsrelevante Themen auf Facebook nicht statt. In einem Umfeld mit (zum Teil) realen Profilnamen wird nicht wirklich über Gehälter, Überstunden etc. gesprochen.

Dies ist in vielen berufs- und karriere-relevanten Foren anders: Für jede Zielgruppe gibt es solche Tummelplätze, in denen im Schutz von Pseudonymen sehr offen und deutlich intensiver als auf sozialen Netzwerken über Ausbildungswege, Anstellungsfragen und Arbeitgeber diskutiert wird.
Sich in diesen Feldern als Arbeitgeber einzubringen und Fußspuren zu hinterlassen, ist natürlich möglich: Dies sollte eigentlich eine Brot-und-Butter-Aufgabe sein. In der Praxis stellen wir aber fest, dass dieser Entwicklungsprozess vom Zuhören, zum Reagieren und Interagieren viel schwieriger intern abzubilden und zu unterhalten ist, als die Kreation einer neuen, vielleicht auch neuartigen Kampagne. Es gilt, die eine oder andere eingefahrene Struktur zu transformieren. Aber es ist der Weg, der Arbeitgeber nachhaltig und kontinuierlich stärker in der Wahrnehmungswelt von Talentgruppen verankert und ihnen zusätzliche Aufmerksamkeit beschert.

So entsteht der Gedanke, dass die Konzentration auf Quick Wins durch neuartige Kanäle doch gerade dazu dienen mag, die notwendige, gerne auch preisgekrönte Reputation aufzubauen, um den schwierigen Prozess der Transformation interner Prozesse mit mehr Gewicht betreiben zu können. Das wäre ein guter Plan.

Über den Autor:
Prof. Dr. Martin GrotheProf. Dr. Martin Grothe ist geschäftsführender Gesellschafter der complexium GmbH und Honorarprofessor an der Universität der Künste Berlin. Er ist Vorstand des Deutschen Competitive Intelligence Forums dcif e.V., Beirat von Quality Employer Branding Queb e.V., der dotBERLIN-Initiative, und Dozent am Institute for Competitive Intelligence ICI. Alma Mater ist die Wissenschaftliche Hochschule für Unternehmensführung WHU.
Im September 2014 erschien das neuste Fachbuch “Personalmarketing für die Generation Internet” von Prof. Dr. Martin Grothe.

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