Wenn Personaler kommunizieren, dann…

… gewinnen Agenturen Preise.

So zum Beispiel das jährliche Arbeitgeber-Ranking des Holmes Report. Mit detektivischer Hartnäckigkeit wurden 4.800 Beschäftigte in 60 Beratungen in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika befragt, um am Ende zu erfahren, dass die beste “kontinentale” Consultancy To Work For fischerAppelt heißt. Im Vereinigten Königreich, das hier schon mal vom Kontintent abgekoppelt wird, war Salt siegreich, multinational We Are Social. Gepunktet hat fischerAppelt laut Holmes Report vor allem durch die Vielfalt an Aufgaben, Menschen und Projekten. Verliehen wurden die Preise zusammen mit den jährlichen Sabre Awards am 20. Mai in London.

… gehen auch Konzerne und Kanzleien nicht leer aus.

Awards gehen immer! Wer weiß das besser als Werber und PRler? So hat auch das Beratungsunternehmen Trendence wieder seine jährlichen Employer Branding Awards verliehen. Gewonnen haben die Konzerne oder Kanzleien. Die Deutsche Telekom bekam den Sonderpreis “Employer Branding Innovation” des Jahres für ihr Projekt “Blind Applying”. Was nach einer wenig erfolgversprechenden Bewerbungsstrategie klingt, beschreibt die Jury so: “Mit nur einem Lebenslauf hat der Bewerber die Chance auf 18 verschieden Praktika an 18 verschiedenen Standorten in 18 verschiedenen Bereichen.” Das ist entweder schlecht erklärt oder nur eine bunt angemalte Initiativbewerbung. 

… schaut Monster auf Google.

Die Stellenbörse Monster stellt sich strategisch neu auf, und die Börse reagiert mit monstermäßigem Kurssprung von drei Prozent. Ob diese Vorschusslorbeerchen gerechtfertigt sind, wird sich zeigen (müssen). Vor allem der Erfolg des Konkurrenten Indeed scheint hier Druck zu machen. Während bisher ein Unternehmen dafür zahlen musste, dass seine Stellenausschreibungen gelistet werden, werden diese nun automatisch aus dem Netz gezogen und eingebunden. Geld nimmt man dem Unternehmen für die Platzierung seiner Anzeige in den Suchergebnissen ab und das als Pay-per-Click. Eva Zils von Online-Recruiting.net kann das aber noch besser erklären – und macht das auch.

… findet LinkedIn raus, dass LinkedIn super ist!

Wo wir schon bei Stellenbörsen – im weiteren Sinne – sind: Linkedin hat eine Studie über Young Professionals veröffentlicht. Gabs noch nie, und Sie werden nie raten, was herauskam! Genau: Der Fachkräftemangel und die amorphe Generation Y haben ihre eiskalten Hände um den Hals der deutschen Wirtschaft gelegt und nur “soziale und Businessnetzwerke” können sie befreien! Wie? Na, indem sie fleißig Employer Branding betreiben. Damit meint man bei Linkedin allerdings, sich ein furchtbar starres Unternehmensprofil zu kaufen und dann mit Stockfotos Kultur zu simulieren.

Ob die Verbreitung von Punkt-vor-Strichrechnungs-Rätseln wie (1+1+1+1×0=?), semidebilen Sprüchen aus dem Managerpoesiealbum vom Kaliber “People leave Managers, not Companies” oder aber lustig-frustigen Bildern, die 2001 schon durch führende Internet-Agenturen mäanderten, nun die pressierenden Personalprobleme des deutschen Mittelstandes lösen soll, verrät die Studie nicht. Ich hätte da eine Meinung… aber machen wir weiter!

… darf die Generation Y nicht fehlen.

Mit einem Buch, sie wissen schon, auf Papier: “Glück schlägt Geld” heißt es und wurde von der ZEIT-Redakteurin Kerstin Bund geschrieben. Beim Saatkorn gab sie nun ein Interview und ließ das Buch verlosen, dass sich – wie sollte es anders sein – an einer Erklärung der Generation Y versucht.

Dass die Generation Y eigentlich nur glücklich sein will, mag für den einen oder anderen Unternehmer verlockend klingen. Allerdings auch nur bis er mal beim Finanzamt, dem Vermieter und der Rentenkasse angrufen hat und rausfindet, dass die gar nicht aus der Generation Y sind und Geld soo schlimm nun gar nicht finden.

Wie Brecht schon in der Dreigroschenoper (!) schrieb: “Erst kommt das Fressen, dann die Moral!” Und er bezog sich damit nicht auf die Gier von Hedgefonds-Managern, sondern eher auf die Frage, dass der Bauch auch jeden Tag voll werden muss. Ein früher Maslow also. Aber wir schweifen ab …

… geht nichts über ein ordentliches Benchmarking.

Und wo kann man das besser als auf Twitter? Das wissen auch Personalmarketiers und nutzen den “Kurznachrichtendienst” zunehmend als Kanal für ihre frohe Kunde der offenen Stellen. Bei Recrutainment wurde ein Ranking der meistgefolgten Karriere-Accounts aufgestellt. 

… können sie auch von Regierungen lernen.

Apropos Twitter: Danny Whatmough, Associate Digital Director bei Ketchum UK, hat dort den Strategiebildungsprozess der Britischen Regierung gepostet, der dem Acronym OASIS folgt. Ob man auch die Kommunikation fürs schottische Trennungs-Referendum nach dem OASIS-Prinzip konzipiert, war zunächst nicht ersichtlich.

… können sie aus einer Zehn auch eine Sechs machen.

Von Vorteil ist es, die Zahl der “wichtigsten Thesen zu Irgendwas” möglichst in der Nähe der 10 zu halten. Diesen Rat beherzigte auch das Blog der Employer Branding Agentur VonVorteil bei seinen 6 wichtigsten Thesen zum Employer Branding.

“Allgemeinplätze!” höre ich es aus der letzten Reihe rufen und entgegne: “Na und? Das macht sie ja nicht falsch!”

… dürfen sie zur Belohnung auch ein Video in der Vertretungsstunde schauen.

Zum Abschluss noch ein Film. [Fernseherwagenindenklassenraumroll.] Dänische Polizisten lassen Kinder die Motorhaube ihres VW als Wasserrutsche nutzen:

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Das mag mit Employer Branding nichts oder wenig zu haben. Aber wenn das eine virale Aktion der dänsiche Polizei ist, ist sie brillant. Wenn nicht, ist es authentisch und noch besser.

Sebastian Dietrich
Über den Autor: Unser Autor Sebastian Dietrich studierte Politik und Publizistik- und Kommunikationswissenschaften in Potsdam und Berlin. Er arbeitet seit über zehn Jahren an der Schnittstelle von Human Resources und Public Relations, auf Agentur- wie Unternehmensseite.