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Wann ist Stockfotografie geeignet?

Illustration: © Die Bildbeschaffer

Illustration: © Die Bildbeschaffer
Vom Symbolfoto für einen Blogbeitrag über die interne PowerPoint-Präsentation hin zur neuen PR-Broschüre: Ab wann sind Bilder aus Stockarchiven geeignet? Wann buche ich einen Fotografen? Und worauf muss ich achten, wenn ich bei den großen Agenturen einkaufe? Die Bildbeschaffer aus Hamburg geben Auskunft über Möglichkeiten und Grenzen der Stockfotografie.

Adobe, Shutterstock, Getty Images – die Liste von Agenturen, die Stockfotografie professioneller Fotografinnen und Fotografen anbieten, ist lang, der Fundus an Motiven und Themenwelten riesig. In Zeiten des digitalen Bildereinkaufs ist es ein Einfaches, Agenturfotos zu besorgen – und das oftmals noch zu günstigen Preisen. Die Vorteile, eine Broschüre, die eigene Unternehmenswebsite oder die nächste Pressemitteilung mit Stockbildern zu schmücken, liegen auf der Hand. Doch ganz so einfach ist es nicht. Wer mit Bildeinkäufen zu tun hat, sollte vor jedem Griff in die Stock-Bilderkiste abwägen: Ist es in diesem Fall nicht doch angebracht, die Bilder exklusiv fotografieren zu lassen? Beginnen wir also mit der Gegenfrage: Was also spricht gegen einen Einsatz von Stockbildern?

Stockfotos – was spricht dagegen?
Zunächst einmal ist da die Sache mit der Exklusivität: Die Bildwelten von Stockfotografie sind in der Regel austauschbar. Da kann die Bildsprache noch so innovativ, der Blick des Models noch so authentisch sein: Wenn ein anderes Unternehmen mit demselben Bild arbeitet, steht man als Bildeinkäufer nicht besonders gut da. Schlimmstenfalls greift die Konkurrenz nämlich auf denselben Bilderfundus zurück. Bei Schlagworten wie „Mensch im Homeoffice“, „Coronavirus“ oder auch „Jugendlicher mit Smartphone“ spucken die Agenturseiten oftmals dieselben Bilder aus. So kommt es häufig vor, dass einzelne Fotos noch im selben Monat von diversen unterschiedlichen Unternehmen zu PR-Zwecken eingesetzt werden oder die Broschüre der Konkurrenz mit demselben Aufmacherbild veröffentlicht wird.

Ein weiterer Aspekt ist die Quellenangabe: Besonders namhafte Unternehmen und Medien sehen es nicht gern, wenn in der Credit-Angabe der eigenen Kampagne Shutterstock, Fotolia oder sogar Kleinstagenturen mit einem sprechenden Namen wie Billige-Businessbilder oder stockfotos24 auftaucht (Namen der Agenturen zu Zwecken der Anschauung erfunden, aber nicht weit aus der Wirklichkeit gegriffen, Anm. d. Red.). Ein klares Standing: Dieses Bild haben wir nicht selbst produziert.

Wer die Bilder stattdessen eigens fürs Unternehmen oder Medium produzieren lässt, kann bis ins kleinste Detail über die Bildinhalte, die Lichtsetzung und die Gestaltung mitentscheiden und damit nicht nur einen einheitlichen, sondern auch einen ganz individuellen Look finden. Je nach Vertrag besteht zudem die Möglichkeit, die Bilder bis zu zehn Jahre lang exklusiv zu nutzen und sie gegebenenfalls sogar an Dritte weiterzugeben.

Stockfotos – was ist zu bedenken?
Bei den meisten Medien und Unternehmen bleibt es nicht aus, hier und da auf das eine oder andere Stockbild zuzugreifen. Was ist dabei zu bedenken?

o Achten Sie darauf, dass Sie die Bilder nicht als Pressemitteilung rausgeben, wenn die Weitergabe an Dritte und die Verwendung zu redaktionellen Zwecken nicht explizit mit der Agentur geklärt ist.

o Mit den normalen Lizenzen von Adobe, iStock, Shutterstock und Co. ist der Einsatz eines Pressefotos verboten, es sei denn, Sie entscheiden sich für eine erweiterte Lizenz.

o Lesen Sie das Kleingedruckte ganz genau, um unangenehme Überraschungen nach der Veröffentlichung zu vermeiden.

o Wenn Sie ein Bild nicht exklusiv einkaufen, seien Sie sich darüber bewusst, dass es an anderer Stelle auftauchen kann – unangenehmerweise direkt bei der Konkurrenz.

o Gerade bei Billiganbietern sollten Sie bei Aufnahmen von Personen genauestens hinschauen: Nicht immer liegt zur Aufnahme das (wichtige) Einverständnis des Models (Model Release) vor.

Welche Agenturen gibt es?
Agentur ist natürlich nicht gleich Agentur. Von spezialisiert bis „Schweizer Taschenmesser“, von billig bis premium, von „hervorragender Kundenservice“ zu „wir liefern das Bild, sind aber nicht erreichbar“ – gar nicht so einfach, da den Überblick zu behalten. Wir haben versucht, den Agentur-Dschungel an dieser Stelle etwas zu lichten. Die Liste umfasst Microstock-Agenturen ebenso wie Premiumanbieter und wird ständig aktualisiert, ergänzt und erweitert.

Unser Fazit: Stockbilder nutzen – kann man machen, aber (a) möglichst gezielt und (b) nur unter Berücksichtigung diverser oben genannter Kriterien.


Über die Bildbeschaffer: Michaela Koch und Alexander Karst gründeten im Jahr 2008 Die Bildbeschaffer. Die Hamburger Agentur ist spezialisiert auf Bildeinkauf, Recherchen, Rechteklärung, Verwaltung und dazugehörige Dienstleistungen und Seminare. Die Leidenschaft der Bildbeschaffer – sechs Mitarbeiter sowie ein weit gespanntes Netzwerk aus Rechtsanwälten, Informatikern und Druckspezialisten – gilt vor allem der Aufgabe, das richtige Bild für das richtige Projekt zu vermitteln. Zu Hause sind sie im Hamburger Karolinenviertel – und hier.