Ein Gemälde aus der Zeit des Jugendstils wird plötzlich zum Pop-Phänomen: Weil Taylor Swift in ihrem neuen Musikvideo offenbar auf die „Ophelia“ von Friedrich Heyser verweist, zieht das Werk im Museum Wiesbaden Massen an. Das Museum nimmt den Hype mit Humor – und bietet nun spezielle Führungen für Swifties an.

Rund 200 Fans der US-Sängerin Taylor Swift, die sich selbst „Swifties“ nennen, haben am Wochenende an der ersten Sonderführung zur Ausstellung des Gemäldes Ophelia im Museum Wiesbaden teilgenommen. Anlass ist der aktuelle Hype um Swifts Musikvideo „The Fate of Ophelia“, in dem die Musikerin in die Rolle der tragischen Shakespeare-Figur schlüpft – und dabei offenbar von einem Wiesbadener Kunstwerk inspiriert wurde.
Seit der Veröffentlichung des Videos strömen Swifties aus ganz Deutschland nach Wiesbaden, um das Gemälde des deutschen deutscher Porträt-, Landschafts- und Historienmalers Friedrich Heyser (1857–1921) zu sehen. Offiziell bestätigt ist die Vorlage zwar nicht, doch der Vergleich mit den Filmszenen zeigt auffällige Parallelen. Das Werk befindet sich seit 2019 in der ständigen Sammlung des Museums.
Kunst trifft Popkultur
Für die erste Sonderführung öffnete das Museum vergangenen Samstag seine Türen für kostümierte Besucher:innen – verkleidete Swifties erhielten freien Eintritt. Viele erschienen in ophelienhaften Kleidern oder in Outfits, die an die verschiedenen „Eras“ der Sängerin erinnerten. Eine Mitarbeiterin des Museums stellte das rund 1900 entstandene Gemälde vor und erklärte die kunsthistorischen Bezüge zwischen Heysers Darstellung und Shakespeares Figur der Ophelia. Mit popkulturellen Anekdoten schlug sie den Bogen zu Swifts Musikvideo.
Freundschaftsbänder und Selfie-Spot

Neben der Führung erwartete die Fans ein Rahmenprogramm: Am Basteltisch wurden Freundschaftsbänder hergestellt – ein fester Bestandteil der Swiftie-Kultur, bei der die Armbänder untereinander getauscht werden. Im Museumsshop gab es thematisch passendes Merchandise, und ein eigens eingerichteter Selfie-Spot lud zu Erinnerungsfotos vor dem Plakat „Home of Taylor Swift’s Ophelia“ ein.
Auch außerhalb der Führung versammelten sich Hunderte weitere Swifties vor dem Museum. Gemeinsam mit dem Museumsteam riefen sie lautstark: „Taylor, come to Wiesbaden!“ – eine Einladung, die bisher unbeantwortet blieb, aber in den sozialen Medien bereits für Aufmerksamkeit sorgt.
Ein Pop-Phänomen in der Kunstwelt
Taylor Swift sorgt mit ihrem jüngsten Album The Life of a Showgirl derzeit weltweit für Rekorde. Dass ihr Einfluss nun auch Museen erreicht, zeigt, wie eng Popkultur und bildende Kunst mittlerweile verflochten sind – und dass auch ein Jugendstilgemälde aus Wiesbaden Teil dieses globalen Phänomens werden kann.
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