Suchtfaktor Social Media: 15 Prozent der Deutschen sind gefährdet

© AdobeStock / Soloviova Liudmyla (generiert mit KI)
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Neue Studie zeigt: Besonders junge Menschen kämpfen mit ihrem digitalen Konsum

Ob beim Warten auf die U-Bahn, in der Vorlesung oder kurz vorm Einschlafen – soziale Netzwerke sind für viele zum ständigen Begleiter geworden. Doch wie riskant ist diese digitale Dauerpräsenz wirklich? Eine aktuelle Studie von YouGov in Kooperation mit der Hochschule Macromedia liefert alarmierende Erkenntnisse zur Social-Media-Nutzung in Deutschland – insbesondere mit Blick auf junge Generationen.

Ein Viertel der Jüngeren zeigt Suchtanzeichen

Laut der repräsentativen Online-Umfrage aus dem Mai 2025 zeigen 15 Prozent der Deutschen typische Symptome einer Social-Media-Sucht. Besonders betroffen: die jüngeren Altersgruppen. Bei den Millennials (29–44 Jahre) liegt der Anteil bei 26 Prozent, bei der Generation Z (18–28 Jahre) bei 25 Prozent. Unter den Baby Boomern (61–79 Jahre) sind immerhin noch 5 Prozent gefährdet.

© YouGov und Hochschule Macromedia

Grundlage für diese Einschätzung ist die international anerkannte Bergen Social Media Addiction Scale (BSMAS), ein Instrument zur Erfassung von suchtartigem Verhalten in sozialen Netzwerken.

„Etwa ein Viertel der Gen Z und Millennials zeigt problematische Social-Media-Nutzung“, erklärt Prof. Dr. René Arnold, Professor für Management an der Hochschule Macromedia. „Viele flüchten sich in soziale Medien, um dem Alltag zu entkommen und scheitern oft beim Versuch, ihren Konsum zu begrenzen.“

Negative Folgen für Job und Studium

Trotz der hohen Nutzungszahlen sehen viele keine Probleme: 60 Prozent der Berufstätigen oder Studierenden, die täglich soziale Netzwerke nutzen, berichten von keinen negativen Auswirkungen auf ihre Arbeit oder ihr Studium. Doch auch hier zeigt sich ein klarer Generationenunterschied:

  • Bei der Generation X (45–60 Jahre) und den Baby Boomern sehen über zwei Drittel keine Beeinträchtigung.
  • Bei den Millennials sind es nur noch 51 Prozent.
  • Und bei der Gen Z sagen lediglich 34 Prozent, dass ihr Job oder Studium nicht unter der Social-Media-Nutzung leidet.

Das bedeutet: Zwei Drittel der jungen Nutzer:innen berichten zumindest gelegentlich von negativen Effekten auf ihre berufliche oder akademische Leistung.

TikTok und Instagram besonders verführerisch

Besonders schwer fällt der Verzicht auf TikTok und Instagram. Auf einer Skala von 0 („nie“) bis 100 („jedes Mal“) liegt TikTok mit einem Wert von 58 Punkten an der Spitze – gefolgt von Instagram mit 55 Punkten. Beide Dienste übertreffen damit deutlich den Mittelwert und gelten als besonders suchtanfällig.

© YouGov und Hochschule Macromedia

Innerhalb der Generation Z liegen die Werte nochmals höher:

  • TikTok: 70 Punkte
  • Instagram: 65 Punkte

Auch bei den Millennials erreichen die beiden Plattformen hohe Werte (62 bzw. 63 Punkte). In den älteren Generationen fällt der Drang zum „Dranbleiben“ merklich geringer aus. Zudem zeigt sich: Frauen geben häufiger an, Schwierigkeiten beim Abschalten zu haben als Männer.

„TikTok und Instagram machen es leicht, die Zeit zu vergessen. Das ist Teil ihres Erfolgs“, so Sven Runge, Head of Research bei YouGov Deutschland. „Aber: Intensive Nutzung ist nicht gleich problematisch. Unsere Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, zwischen Vielnutzung und Sucht zu unterscheiden und Verantwortung für das eigene Verhalten zu übernehmen.“

Was die Sucht-Skala misst

Die zur Einordnung verwendete Bergen Social Media Addiction Scale basiert auf sechs Dimensionen, die typisch für Verhaltenssüchte sind:

  1. Salienz: Gedankliche Beschäftigung mit sozialen Medien
  2. Stimmungsveränderung: Nutzung zur emotionalen Aufhellung
  3. Toleranz: Zunehmender Konsum für denselben Effekt
  4. Entzug: Unwohlsein bei Verzicht
  5. Konflikt: Negative Auswirkungen auf andere Lebensbereiche
  6. Rückfall: Rückkehr zu altem Verhalten nach Abstinenz

Je häufiger bestimmte Verhaltensweisen auftreten, desto höher ist die individuelle Gefährdung.


Methodik der Studie

Die Studie wurde von YouGov Deutschland im Zeitraum vom 9. bis 12. Mai 2025 durchgeführt. Grundlage waren 2.033 Online-Interviews mit Teilnehmern des YouGov-Panels. Die Ergebnisse wurden nach Alter, Geschlecht und Region gewichtet und gelten als repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.

Aufteilung der Stichprobe nach Generationen:

  • Generation Z (18–28 Jahre): n = 160
  • Millennials (29–44 Jahre): n = 536
  • Generation X (45–60 Jahre): n = 606
  • Baby Boomer (61–79 Jahre): n = 686

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