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Studie: Medien berichten deutlich negativer über Geflüchtete als im Jahr 2015

Eine von der Stiftung Mercator geförderte Studie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) kommt zum Ergebnis, dass die Berichterstattung über Flucht und Migration in deutschen Medien widersprüchlich und zunehmend negativ ist. Analysiert wurden 5.822 Beiträge aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Süddeutschen Zeitung, der Bild sowie den Hauptnachrichtensendungen Tagesschau, ZDF heute und RTL Aktuell im Zeitraum 2016 bis Ende 2020.

Die Medien charakterisieren Geflüchtete als Menschen in Not, die aus humanitären Gründen aufgenommen werden sollten, und stellen sie gleichzeitig als Sicherheitsrisiko für die deutsche Bevölkerung dar. „Eine ähnliche Widersprüchlichkeit hatten wir bereits während der sogenannten ‚Flüchtlingskrise‘ 2015/2016 festgestellt. Allerdings hat sich der Tenor der Berichterstattung seit 2015 noch einmal eindeutig ins Negative verschoben“, berichtet Prof. Dr. Marcus Maurer, Professor für Kommunikationswissenschaft mit dem Schwerpunkt Politische Kommunikation am Institut für Publizistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Die Ergebnisse der von der Stiftung Mercator geförderten Studie zeigen, dass die Medien im Verlauf des Untersuchungszeitraums immer seltener über Flucht und Migration berichteten. Primär wurde über politische Entscheidungen und Institutionen berichtet. Die Geflüchteten selbst kamen selten als aktiv handelnde Individuen vor. Überproportional häufig wurden Männer abgebildet, während Frauen und Kinder im Verhältnis zur Asylstatistik unterrepräsentiert waren.

Die ForscherInnen zeigen, dass die Darstellung der Geflüchteten in allen Medien überwiegend negativ und damit deutlich negativer war als 2015/2016. Rund jeder zehnte untersuchte Beitrag thematisierte Terrorismus und Flüchtlingskriminalität. Zudem betonten die Medien vor allem die Gefahren der Zuwanderung für die Sicherheit der deutschen Bevölkerung. Darüber hinaus stellten sie das Verhältnis zwischen Geflüchteten und der einheimischen Bevölkerung als konfrontativ dar. Zugleich verwendeten sie überwiegend den Begriff „Flüchtlinge“ für die nach Deutschland kommenden Menschen, der eine Schutzbedürftigkeit impliziert, und schreiben den Zugewanderten bei Weitem überwiegend den Schutz vor Krieg und Verfolgung als zentrales Fluchtmotiv zu.

Diese zugespitzte und in sich widersprüchliche Darstellung von Geflüchteten als zugleich schutzbedürftig wie bedrohlich sehen die AutorInnen der Studie kritisch – denn sie prägt entscheidend das Bild, das Bürgerinnen und Bürger von Geflüchteten haben. Dieses Problem entstehe, weil die Medien überwiegend über extreme und spektakuläre Ereignisse berichten, kaum aber über die erfolgreiche Integration von Geflüchteten. „Es wäre wünschenswert, dass Journalistinnen und Journalisten für die negativen Folgen einer zugespitzten Berichterstattung sensibilisiert würden“, so Maurer.

Die ausführlichen Ergebnisse der Untersuchung „Fünf Jahre Medienberichterstattung über Flucht und Migration“ gibt’s hier >>

Quelle: PM Johannes Gutenberg-Universität Mainz