Als Teil der 3. Befragungswelle der weltgrößten Journalismusstudie „Worlds of Journalism“ untersucht eine repräsentative Befragung das Berufsfeld und lotet die Belastungen aus, denen sich professionelle Journalist:innen in Deutschland ausgesetzt sehen.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick
- Journalist:innen in Deutschland sind überwiegend männlich (55,9 %) und haben mehrheitlich einen akademischen Hintergrund: 54,7 Prozent verfügen über einen Hochschulabschluss wie Magister, Master oder Diplom und 12,4 Prozent über einen Bachelor-Abschluss. Weitere 3,1 Prozent haben einen Doktortitel. 7,7 Prozent haben ein Hochschulstudium begonnen, aber nicht abgeschlossen. Traditionelle Printmedienhäuser sind immer noch die wichtigsten Arbeitgeber.
- Insgesamt ist eine hohe Stressbelastung unter Journalist:innen in Deutschland zu erkennen: Nahezu jede:r Zweite gibt an, in den vergangenen sechs Monaten oft oder sehr oft unter Stress bei der Arbeit gelitten zu haben (49,8 %). In den Segmenten Privat-TV (69,6 %) und Agenturen (62,1 %) liegen die Werte am höchsten. Die Mehrheit hat in letzter Zeit Beleidigungen im Internet und Herabwürdigungen ihrer Arbeit erlebt. Mehr als 40 Prozent haben Sorge, dass Angriffe gegen Journalist:innen nicht bestraft werden.
- Beim Rollenselbstverständnis zeigt sich, dass es Journalist:innen in Deutschland besonders wichtig ist, zuverlässige Informationen zu liefern, Desinformation zu bekämpfen und Menschen zur Meinungsbildung zu befähigen. Einen hohen Stellenwert messen sie auch den Aufgaben bei, gesellschaftliche Missstände zu beleuchten und unparteiisch zu beobachten.
- Mehr als drei Viertel der Journalist:innen (76,4 %) schätzen die Nachrichtenmedien in Deutschland als sehr frei oder sogar vollständig frei ein. 21,5 Prozent tendieren bei dieser Frage zur Mitte und antworten mit teils-teils. Deutlich zurückhaltender urteilen sie in Bezug auf ihre persönliche Autonomie: Bei der Auswahl der Themen, an denen sie arbeiten, fühlen sich 62,0 Prozent sehr oder vollständig frei. Wenn es darum geht, bestimmte Aspekte einer Geschichte hervorzuheben, sind 74,7 Prozent der Auffassung, sehr oder vollständig frei zu agieren. Beide Werte sind im Vergleich zur letzten Befragung zurückgegangen – um zwölf Prozentpunkte bei der Themenauswahl und um 7,2 Prozentpunkte bei der Betonung der Aspekte.
In ihrem Arbeitspapier (PDF) präsentieren Wiebke Loosen, Anna von Garmissen, Elsa Bartelt und Tim van Olphen erste Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 1.221 Journalist:innen in Deutschland, die zwischen September 2022 und Februar 2023 durchgeführt wurde.
Die Studie wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert und ist Teil des Forschungsverbunds Worlds of Journalism, der in zahlreichen Ländern weltweit den Zustand des Journalismus und die wachsenden Komplexitäten untersucht, denen sich Journalist*innen in einer sich schnell verändernden Medienwelt gegenübersehen. Die Befragung befasst sich mit unterschiedlichen Aspekten des Journalismus, darunter Arbeitsbedingungen, Rollenverständnissen, ethischen Haltungen sowie wahrgenommenen Gefahren und Herausforderungen.
Quelle: hans-bredow-institut.de