by

Sichtbarkeit und Vielfalt: Fortschrittsstudie zur audiovisuellen Diversität

Foto: © AdobeStock/olly

Foto: © AdobeStock/olly
Professorin Elizabeth Prommer vom Institut für Medienforschung der Universität Rostock hat gemeinsam mit der MaLisa Stiftung von Maria und Elisabeth Furtwängler und ihren Partnerinstitutionen erneut eine Untersuchung zur audiovisuellen Diversität auf den Weg gebracht. Neben der Repräsentation der Geschlechter in Film und Fernsehen wurden in der aktuellen Erhebung auch die Sichtbarkeit und Darstellung der Vielfaltsdimensionen Migrationshintergrund/ethnische Zuschreibung, sexuelle Orientierung und Behinderung untersucht. Die Ergebnisse im Bereich Fernsehen zeigen, dass es in einigen Bereichen deutliche Fortschritte gibt, in anderen aber noch großer Handlungsbedarf besteht, um zu einer ausgewogenen Repräsentation der Bevölkerung zu kommen.

2017 lieferte eine Studie der Universität Rostock erstmals eine umfassende Bestandsaufnahme der Geschlechterdarstellungen im deutschen TV und Film. Sie zeigte eine drastische Schieflage: Frauen waren deutlich unterrepräsentiert, traten meist in klischeehaften Rollen und Kontexten auf und verschwanden nach dem 30. Lebensjahr sukzessive vom Bildschirm.

Gemeinsam mit den vier großen TV-Sendergruppen und Filmförderungen hat die MaLisa Stiftung von Maria und Elisabeth Furtwängler erneut eine Untersuchung auf den Weg gebracht, um zu messen, was sich seither getan hat. Die Ergebnisse der Studie „Sichtbarkeit und Vielfalt: Fortschrittsstudie zur audiovisuellen Diversität“ für den Bereich TV wurden kürzlich in Berlin vorgestellt.

Neben Geschlecht und Alter wurden für die aktuelle Untersuchung auch die Vielfaltsdimensionen Migrationshintergrund/ethnische Zuschreibung, sexuelle Orientierung und Behinderung untersucht. Durchgeführt wurde sie unter der Leitung von Prof. Dr. Elizabeth Prommer vom Institut für Medienforschung der Universität Rostock. Gefördert wurde sie von ARD und ZDF, ProSiebenSat.1, RTL Deutschland sowie der Film- und Medienstiftung NRW, der Filmförderungsanstalt FFA, dem FilmFernsehFonds Bayern, dem Medienboard Berlin-Brandenburg und der MaLisa Stiftung.

Mittels einer repräsentativen Stichprobe wurden die Produktionen von 17 TV-Vollprogrammen- und vier Kinder-TV-Sendern für 2020 ausgewertet. Insgesamt wurden rund 25.000 Protagonist*innen und Hauptakteur*innen aus 3.000 TV-Sendungen sowie rund 8.000 aus 3.800 Kinder-TV-Produktionen analysiert. Die Ergebnisse beziehen sich bei den TV-Vollprogrammen auf deutsche Produktionen sowie solche mit deutscher Beteiligung aus der fiktionalen und non-fiktionalen Unterhaltung und Information. Für den Bereich Kinderfernsehen wurden Produktionen aus allen Ländern einbezogen.

Die zentralen Ergebnisse zeigen:

1. Das Geschlechterverhältnis ist weiterhin unausgewogen. Auf eine Frau kommen über alle
TV-Programme hinweg nach wie vor rund zwei Männer.

2. Es gibt jedoch positive Entwicklungen:
– In den fiktionalen TV-Produktionen von 2020 ist das Geschlechterverhältnis nahezu ausgewogen.
– Im Vergleich zu 2016 wird der Altersgap in der TV-Fiktion insgesamt kleiner.
– In den Informationsformaten erklären Männer nicht mehr allein die Welt.

3. Handlungsbedarf besteht in folgenden Feldern:
– Männer kommen immer noch am häufigsten als Experten zu Wort – auch in Berufsfeldern, in denen überwiegend Frauen arbeiten.
– Es gibt eine große Ungleichheit in der Moderation von (Quiz-)Shows.
– Das Kinderfernsehen ist insgesamt immer noch unausgewogen. In Produktionen des Jahres 2020 werden aber mehr weibliche Protagonist*innen und Figuren sichtbar.
– Behinderung, sexuelle Orientierung, Migrationshintergrund und Zuschreibungen der ethnischen Herkunft sind nicht so vielfältig sichtbar, wie in der Bevölkerung verteilt.

Dazu die Leiterin der Studie, Prof. Dr. Elizabeth Prommer: „Die Ergebnisse zeigen, dass unser Fernsehprogramm noch nicht die Vielfalt der Bevölkerung abbildet. Es wird eine überwiegend weiße und männliche Welt gezeigt. Aber: In einzelnen Bereichen gibt es Fortschritte zu mehr Geschlechterparität und Vielfalt. So sind in den fiktionalen TV-Geschichten annährend gleich viele Frauen und Männer zu sehen. Auch der Anteil an Protagonist*innen, die als Menschen mit Migrationshintergrund, Schwarze oder Persons of Colour lesbar waren, ist hier am höchsten. Am deutlichsten werden diese positiven Entwicklungen in den neueren Produktionen von 2020.“

Die komplette Studie gibt’s hier >>

Quelle: PM MaLisa Stiftung