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Reuters Digital News Report: Interesse an Nachrichten nimmt in Deutschland ab

Reuters Digital News Report 2023

Seit 2012 gibt das Reuters Institute for the Study of Journalism jedes Jahr den Digital News Report heraus. Darin wird beleuchtet, wie weltweit Nachrichten digital konsumiert werden. Laut der deutschen Teilstudie des „Reuters Institute Digital News Report 2023“, die vom Leibniz-Institut für Medienforschung in Hamburg durchgeführt wurde, interessieren sich die Menschen in Deutschland immer weniger für Nachrichten – und auch das Vertrauen in Nachrichten geht weiter zurück.

Demnach gaben 52 Prozent der erwachsenen Internetnutzer:innen bei einer Umfrage an, dass sie äußerst oder sehr an Informationen interessiert sind. 2022 lag der Wert noch bei 57 Prozent. Und auch die Reichweite von Nachrichten insgesamt ist in der Langzeitbetrachtung leicht rückläufig: 89 Prozent der erwachsenen Internetnutzer:innen in Deutschland lesen, hören oder schauen mehr als einmal pro Woche Nachrichten – 2022 waren es noch 92 Prozent.

Jeder zehnte erwachsene Internetnutzende in Deutschland versucht oftmals aktiv, Nachrichten zu vermeiden. 65 Prozent versuchen dies zumindest gelegentlich. Diese Zahlen sind im Vergleich zum Vorjahr stabil, nachdem es in den vergangenen Jahren zu deutlichen Anstiegen gekommen war. 29 Prozent der Befragten, die zumindest gelegentlich Nachrichten vermeiden, gehen gezielt bestimmten Themen aus dem Weg. Am häufigsten werden Nachrichten zum Ukraine-Krieg gemieden, gefolgt von Nachrichten zum Thema Unterhaltung bzw. Prominente, Gesundheit und Sport.

Nachrichten-Quellen

Als Quelle für Nachrichten verwenden die meisten erwachsenen Internetnutzenden in Deutschland 2023 wie bereits im Vorjahr das Internet. 63 Prozent nutzen mindestens einmal pro Woche Online-Nachrichten auf den Websites oder Apps von Nachrichtenanbietern oder in sozialen Medien (2022: 68 %). Nachrichtensendungen im linearen Fernsehen sehen 59 Prozent in einer normalen Woche (2022: 65 %). Im Vergleich zum Vorjahr ist sowohl die wöchentliche Nutzung von Nachrichtenangeboten im Fernsehen, Radio und Printbereich als auch im Internet leicht zurückgegangen.

Insgesamt dominieren traditionelle Nachrichtenanbieter aus TV, Radio und Print die Nachrichtennutzung im Internet. 43 Prozent lesen, schauen oder hören regelmäßig die Inhalte etablierter Nachrichten; bei den 18- bis 24-Jährigen sind es 46 Prozent. Für 44 Prozent in dieser Altersgruppe sind soziale Medien eine regelmäßige Quelle für Nachrichten; das sind elf Prozentpunkte weniger als noch 2022.

Vertrauen in Nachrichten sinkt

Auch das Vertrauen, das bekannten Nachrichtenmarken entgegengebracht wird, ist im Vergleich zum Vorjahr leicht rückläufig. Dabei bleiben die Hauptnachrichten der öffentlichrechtlichen Rundfunkanstalten auch im Jahr 2023 die beiden Angebote mit den höchsten Vertrauenswerten unter den abgefragten Marken, die den Befragten bekannt sind. Zu den Top 3 zählen erneut regionale bzw. lokale Tageszeitungen.

47 Prozent der erwachsenen Internetnutzenden in Deutschland sagen, dass öffentlich finanzierte Nachrichtenmedien wie die ARD und das ZDF für sie persönlich wichtig sind und 52 Prozent erachten diese als wichtig für die Gesellschaft. Insgesamt schreiben Befragte im Alter ab 55 Jahren den öffentlich-rechtlichen Nachrichtenmedien eine deutlich höhere persönliche und gesellschaftliche Relevanz zu als jüngere Befragte.

Text schlägt Video

Im Hinblick auf Online-Nachrichten präferiert die Mehrheit der erwachsenen Internetnutzenden in Deutschland weiterhin die Textform. 53 Prozent lesen die Online-Nachrichten am liebsten, während 18 Prozent sie bevorzugt als Video anschauen und acht Prozent hören diese am liebsten in Audioform.

28 Prozent hören im Jahr 2023 mindestens einmal pro Monat einen Podcast (2022: 29 %). Während die Hörerschaft von Podcasts in den meisten Altersgruppen stagniert, ist sie innerhalb der 18- bis 24-Jähigen erneut leicht auf 61 Prozent angestiegen (2022: 56 %).

Zahlungsbereitschaft für Online-Nachrichten

Elf Prozent der Befragten geben an, für digitale Nachrichten Geld ausgegeben zu haben (2022: 14 %). Eine fortlaufende Zahlung in Form eines Abonnements bzw. einer Mitgliedschaft ist dabei das am häufigsten gewählte Bezahlmodell. Befragte, die auf diese Weise für Online-Nachrichten bezahlen, geben am ehesten als Grund dafür an, dass sie mit dem Geld guten Journalismus unterstützen wollen oder verweisen auf ein gutes Angebot bzw. Probeabo. Die meistgenannten ausschlaggebenden Gründe, um eventuell zukünftig für Online-Nachrichten zu bezahlen, sind günstigere Preise sowie weniger oder gar keine Werbung.

Quellen: digitalnewsreport.org; ssoar.info (Reuters Institute Digital News Report 2023: Ergebnisse für Deutschland, PDF)