Die meisten deutschen Medienhäuser sind nach wie vor weit davon entfernt, Frauen zu 50 Prozent an der Macht in den Redaktionen zu beteiligen. Das ergibt die neue Studie “Noch lange nicht gleichberechtigt – Der mühsame Aufstieg von Frauen in Print- und Onlinemedien“ von ProQuote Medien über Frauen in Führungspositionen bei Presse und Onlinemedien.
Beispielsweise dominieren Männer immer noch die Chefetagen bei Regionalzeitungen: Nur neun der 97 ausgewerteten Regionalzeitungen leiten heute ausschließlich Chefredakteurinnen, 77 dagegen werden rein von Männern geführt. Bei den Leitmedien ist der Anteil der Frauen in Führungspositionen seit der ersten Zählung im Jahr 2012 deutlich angestiegen. Er liegt aktuell bei 38,9 Prozent. Die meisten Frauen an der Spitze beschäftigt die taz (64,2 %), Schlusslicht bildet die FAZ (23,9 %).
Bei den Zeitschriften zeigt sich, dass die 2019 festgestellte thematische Geschlechterverteilung größtenteils fortbesteht: „Frauentypische“ Genres, die sich Themen wie Freizeit, Unterhaltung und persönlicher Lebensgestaltung widmen, sind nach wie vor weiblich geprägt, während Chefredaktionen in den Bereichen Politik
und Gesellschaft, Wirtschaft oder Technik meist mit Männern besetzt sind.
Die wichtigsten Fakten* aus der Studie von ProQuote Medien:
Noch immer dominieren Männer die Chefetagen bei Regionalzeitungen in krassem Ausmaß: Der Frauenmachtanteil ist zwar von 9,5 Prozent im Jahr 2016 auf 18,2 Prozent in 2022 angestiegen. Dennoch bleiben Frauen deutlich in der Unterzahl; nur neun der 97 ausgewerteten Regionalzeitungen leiten heute ausschließlich Chefredakteurinnen. Zum Vergleich die Zahl der männlichen Chefredakteure, die alleine führen: 77.
Die weiblichen Machtanteile in den Leitmedien sind in den vergangenen zehn Jahren deutlich angestiegen. Der Durchschnittswert der gewichteten Frauenführungsanteile hat sich von 13,7 Prozent bei der ersten Zählung im Jahr 2012 auf aktuell 38,9 Prozent gesteigert. Den ersten Platz belegt dieses Mal die taz mit 64,2 Prozent, den letzten die FAZ mit 23,9 Prozent.
Wie schon 2019 sind Führungsfrauen bei Publikumszeitschriften vor allem bei weiblich assoziierten Themen wie Unterhaltung, Frauenzeitschriften sowie Haus und Garten dominant. Chefredaktionen in Sachen Wissen und Technik, Motorpresse und Politik sowie Gesellschaft bleiben Männerdomänen.
Der Frauenmachtanteil in deutschen Agenturen und Zentralredaktionen liegt 2022 bei 38,2 Prozent. 2019 waren es noch 28,4. Bei Thomson Reuters ist der Anteil sogar auf 60 Prozent gestiegen. Schlusslicht ist die Katholische Nachrichtenagentur KNA: Hier arbeitet keine einzige Frau in redaktioneller Verantwortung.
Bei den 100 reichweitenstärksten deutschen Onlinemedien sind 35 von 121 Führungspositionen weiblich besetzt. Das entspricht 28,9 Prozent. Frauen bleiben somit auch drei Jahre nach der ersten ProQuote-Erhebung bei Online-Medien deutlich in der Unterzahl.
Ein PDF der Studie steht hier >> zur Verfügung. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend fördert die Studie.
* Zur Ermittlung der Frauenmachtanteile gewichtet das Studien-Team die Hierarchieebenen. Nähere Informationen zu Methoden, Grundgesamtheiten und Quellen enthält die Studie.
Quelle: PM ProQuote