Die Wirtschaft muss sich auf mühsame Zeiten einstellen. Für die PR dagegen könnten es durchaus spannende Zeiten werden. Doch Vorsicht ist geboten, denn gerade in diesen sensiblen Zeiten, lauern noch mehr Fallstricke als gewohnt. Um richtige Strategien auszuloten, lud die Veranstaltungsreihe „PR trifft Journalismus“ am 19. Mai zum Diskussionsgespräch. Unter der Überschrift „Kommunikation im Krisenmodus – Corona: PR und Journalismus in Zeiten der Pandemie“ diskutierten unter der Moderation Johannes Altmeyer, Redaktionsleiter Newsletter bei Media Pioneer, Judith Klose, Leiterin für Presse und Kommunikation bei Civey, Volker Thoms, Chefredakteur des Magazins pressesprecher sowie der Pressesprecher des BER Daniel Tolksdorf. Veranstaltet wird die Reihe vom Bundesverband der Kommunikatoren und dem Deutschen Journalisten-Verband Berlin.
Der Abend wurde von Klose mit einem kurzen Einstiegsvortrag eingeleitet, in der sie ein Stimmungsbild hierzulande skizzierte. Dabei brachte sie einige interessante Erkenntnisse zu Tage. So ist die Furcht vor einer Wirtschaftskrise bei den Deutschen noch nicht so wirklich zu spüren. Nur knapp 15 Prozent der Deutschen fürchten finanzielle Einbußen. „Hier sehen wir eher German Optimism statt German Angst.“ Wobei Klose betonte, dass es sich bei den Zahlen nur um Momentaufnahmen handele. Denn durch die Dynamik der Krise haben solche Stimmungsbilder nur eine begrenzte Halbwertszeit. Darum sollte PR auch ganz genau schauen, welche Kampagnen sie fahren. Jetzt noch auf die Corona-Welle aufzuspringen hielte zumindest Klose für keine gute Idee. Denn viele Menschen wünschen sich mittlerweile eine andere Themensetzung jenseits von Corona.
Dem konnte in der anschließenden Diskussion auch Thoms nur zustimmen. Jetzt schon ein Verlierer in der Außendarstellung ist für ihn die Automobilindustrie. Da werde zu viel Lobbying betrieben, Pleiten heraufbeschworen und alles bei gleichzeitiger Auszahlung von Dividenden. Das komme nicht gut an. Besser hätte es Webasto gemacht. Im Januar waren Mitarbeiter des Zulieferers als erste in Deutschland positiv auf Corona getestet worden. Das Unternehmen reagierte umfassend und setzte mehrere Krisenteams ein, die bis zu hundert Medienanfragen pro Tag beantworteten. Zudem setzte sich auch der CEO, Holger Engelmann, zu Markus Lanz in die Sendung und nahm ausführlich Stellung. Auch deshalb argumentierte Thoms, dass die klassische Medienarbeit wieder aufgewertet werden wird. „Es geht um die Frage nach Storytelling oder Storyding: Wer macht was, oder wer erzählt was.“ Ein Punkt, dem auch Klose nur zustimmen konnte. Klassische Werte wie Transparenz und Glaubwürdigkeit werden gerade hinsichtlich einer immer kritischer werdenden Öffentlichkeit wichtiger.
Doch nicht nur in der PR wird sich einiges ändern, sondern auch in der Flugindustrie. BER-Pressesprecher Tolksdorf gab hier interessante Einblicke. Er mahnte, dass Fliegen kein Selbstzweck bleiben könne und das täte auch allen gut. „Sie können nicht davon ausgehen, für 12 Euro über das Wochenende nach Mailand fliegen zu können bei gleichzeitig guter Bezahlung der Mitarbeiter.“ Corona werde helfen, einen besseren Umgang mit dem Fliegen zu entwickeln.
Über den Autor: Maximilian Riegel ist Politikwissenschaftler. Er schreibt u.a. für meko factory – Agentur für Kommunikation GmbH.