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Personal Branding – Ihr Weg zur ICH-Marke

Foto: Jochen Mai, 2013

Die digitale Welt bietet jede Menge Chancen auf Beachtung. Und täglich wächst die Schar derer, die sich das zunutze machen wollen, um sich gezielt einen Namen zu machen – zuerst im Netz und dann auch im realen Leben. Personal Branding heißt die digitale Form der Marke Eigenbau. Bei der authentischen und professionellen Gestaltung der ICH-Marke spielen viele Faktoren eine Rolle. Welche das sind, verrät Jochen Mai, Gründer und Chefredakteur der Karrierebibel und Experte für Online Reputation, im Gespräch mit medienrot.

Nicole Storch: Herr Mai, wie würden Sie Personal Branding definieren?

Jochen Mai: Personal Branding ist der Versuch, sich eine Eigenmarke – vornehmlich im Internet – aufzubauen. Ähnlich wie bei einer Unternehmensmarke handelt es sich dabei um ein fest definiertes Image, das für bestimmte Werte, Fähigkeiten und Eigenschaften steht.

Warum ist das Thema Personal Branding aktuell so wichtig?

Jochen Mai: Weil sich dadurch für Bewerber, Arbeitnehmer, aber auch für Selbstständige und Freiberufler enorme Chancen ergeben. Nehmen wir den Bewerber als Beispiel: Bisher musste er sich selbst bei den Unternehmen bewerben und dabei beweisen, was er kann, wofür er steht – und das vor allem glaubwürdig. Das funktioniert über den Lebenslauf, Arbeitsnachweise, Zeugnisse und Referenzen. Im Internet besteht die Möglichkeit, das um ein Vielfaches zu steigern: Hier kann die Glaubwürdigkeit durch die Art der Kommunikation, darüber, was man vielleicht schon seit Jahren postet und veröffentlicht, aber auch über die Sichtbarkeit in Netzwerken wie Xing, LinkedIn oder Facebook dokumentiert werden. All das trägt enorm zur Glaubwürdigkeit bei und eröffnet viele Möglichkeiten, auch über das virale Marketing.

Welches Ziel steht aus Ihrer Sicht dahinter?

Jochen Mai: Da gibt es ganz unterschiedliche Ziele, die jeder für sich selbst definieren muss. Zum einen kann das im Hinblick auf die Karriere die Akquise bei Selbstständigen sein. Arbeitnehmer wollen vielleicht Karriere machen oder mögliche interessante Arbeitgeber oder Headhunter auf sich aufmerksam machen, Berufsanfänger wollen überhaupt erst in ihren Job finden. Da gibt es ganz unterschiedliche Zielsetzungen. Und wenn man sein Personal Branding gut macht, wird es irgendwann so sein, dass man seinen Job nicht suchen muss, sondern der Job einen findet. Vereinfacht gesagt: Personal Branding ist wie ein Treibnetz, das man einmal auswirft und wartet, bis einem der Job ins Netz geht.

Was gehört zu einer professionellen Eigenmarke dazu?

Jochen Mai: Eine sehr klare, definierte Strategie sowie eine klare und eindeutig definierte Marke. Im Netz Profile anzulegen, ist noch kein Personal Branding. Man muss sich im Vorfeld überlegen, wofür man eigentlich stehen will, was die eigene Marke ausmacht, wo und wie man sie darstellen will. Und erst, wenn man sich bewusst gemacht hat, wer die eigene Zielgruppe ist und wo man diese erreicht, wird ein Schuh draus.

Kann man eine Eigenmarke planen? Welche Gedanken sollte man sich im Vorfeld machen?

Jochen Mai: Wichtig ist, sich zu überlegen, was die Eigenmarke ausmacht. Deshalb sollte man sich im Vorfeld folgende Fragen stellen:

_Welche Talente, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Know-How usw. machen mich aus?
_Wie lässt sich das medial übersetzen und darstellen?
_Welche medialen Formen – Bilder, Videos, Texte – eignen sich dafür?
_Wer ist meine Zielgruppe? Wo erreiche ich sie?

In welchen sozialen Netzwerken lohnt es sich, präsent zu sein?

Jochen Mai: Das hängt ganz von der Zielgruppe ab. Wenn man weiß, wen man erreichen will, weiß man auch, wo man diejenigen am ehesten erreichen kann. Und erst dann kann man die idealen Netzwerke auswählen. Hinzu kommt allerdings die Überlegung, was man zeit- und ressourcentechnisch überhaupt leisten kann. Wenn beispielsweise die Zielgruppe vornehmlich im Netz zu finden und sehr vielschichtig ist, wäre ein Blog – optimiert auf die Keywords, nach denen die Zielgruppe sucht – ein geeignetes Kommunikationsmittel. Problem: Das ist ganz schön viel Arbeit! Stellt man fest, dass man das zeitlich nicht leisten kann, muss man noch mal einen Schritt zurückgehen und überlegen, auf welchen anderen Plattformen, wie z.B. Twitter, man die Zielgruppe noch erreichen kann. Wichtig ist: Egal wo man kommuniziert, die Kommunikation muss markenkonform sein! Am besten schaut man, wo sich aus Zielgruppe, Markenwerten, Ressourcen und Plattformen mögliche Schnittmengen ergeben. Alles andere stellt einen früher oder später vor Probleme.

Wie macht man seine Eigenmarke bekannt?

Jochen Mai: Eine Möglichkeit, an der man nicht vorbeikommt, ist die Suchmaschinenoptimierung. Das gilt übrigens auch für Profile bei Facebook, Xing oder LinkedIn. Der erste Schritt der Suchmaschinenoptimierung ist, das Profil überhaupt öffentlich zu machen, damit dieses Profil auch von Suchmaschinen gefunden werden kann. Dabei sollte man sich natürlich genau überlegen, was man in diesem Profil offenbart. Im zweiten Schritt sollten auch in den Profilen Keywords eingebaut werden, nach denen die Zielgruppen suchen würden. Dann gilt es, die Profile mit Inhalten zu unterfüttern, die das Ganze glaubwürdig machen. Anschließend geht es ans Bekanntmachen: Dazu gehört die Vernetzung mit anderen, relevanten Personen. Das können z.B. andere Experten aus dem eigenen Bereich sein. Menschen, die sich in denselben Feldern tummeln wie man selbst. Vernetzen kann heißen, mit diesen Menschen zu sprechen, aber auch Kommentare zu ihren Texten zu hinterlassen oder auf deren Blog zu verlinken. Wichtig dabei: Immer auch einen Link zum eigenen Profil hinterlassen! So entstehen Netzwerke, die wiederum den Suchmaschinenrang erhöhen – man wird auffindbarer.

Wie etabliert man sich als Experte zu einem bestimmten Thema?

Jochen Mai: Über Inhalte! Über eigene Fachbeiträge kann man seine Expertise zu einem Thema unter Beweis stellen und die Diskussion bereichern. Eine passivere Herangehensweise wäre zu dokumentieren: Das meint, dass man auf den eigenen Profilen die aktuellen und einschlägigen Artikel zu einer Diskussion verlinkt. Das Teilen und Kommentieren von Beiträgen ist eine erste gute Form, zu zeigen, dass man Experte auf einem bestimmten Gebiet ist, die aktuelle Diskussion verfolgt und gute Beiträge herausfiltern kann. Auf lange Sicht kommt man allerdings um eigene Texte nicht herum.

Was braucht es, um seine Marke und seinen Status dauerhaft zu halten bzw. auszubauen?

Jochen Mai:

1. Content, Content, Content!
Das Produzieren von Inhalten ist ein kontinuierlicher, dauerhafter Prozess.
2. Netzwerken, netzwerken, netzwerken!
Das eigene Netzwerk muss kontinuierlich ausgebaut und gepflegt werden – und zwar dann, wenn man es (noch) nicht braucht! Viele fangen erst an zu netzwerken, wenn sie akut auf das Netzwerk angewiesen sind. Dann ist es aber eigentlich zu spät.
3. Geben, geben, geben!
Nur wenn man gibt, kann man auch irgendwann einmal nehmen. Ist man Experte, ist es ratsam, sein Wissen zu teilen und anderen zu helfen. Sprich: Man gibt etwas in das Netzwerk hinein. Was man hineingibt, bekommt man irgendwann auch wieder heraus.

Welche Personal-Branding-Strategie verfolgen Sie für sich selbst?

Jochen Mai: Wie viel Zeit haben Sie denn? (lacht) Meine eigene Strategie ist sehr vielfältig und lässt sich schwer in einem kurzen Satz zusammenfassen. Nur so viel: Alles, was Sie im Internet von mir und über mich finden, ist da sehr genau und bewusst platziert.

Herr Mai, haben Sie vielen Dank für das Gespräch!

Wer sich noch intensiver mit dem Thema Personal Branding beschäftigen möchte, dem empfehlen wir Jochen Mais Dossier „Personal Branding: So bauen Sie Ihre Eigenmarke im Netz“ >>

Über den Interviewgast:

Jochen Mai Jochen Mai zählt seit Jahren zu den einflussreichen Köpfen im Social Web. Bekannt wurde er vor allem als Gründer und Chefredakteur der Karrierebibel, einem der deutschen Top-Blogs, sowie als Autor diverser Bestseller zu den Themen „Karriere“, „Büro“ und „Psychologie“. Mai ist heute Dozent an der Fachhochschule Köln, regelmäßiger Kolumnist (u.a. für „Die Welt“) und gefragter Keynote-Speaker für die Themen Social Media, Medien, Online-Reputation und Human Ressources.

Über die Autorin:

Nicole Storch ist freiberufliche Autorin für Print und Online. Zuvor betreute sie als Redakteurin beim Egmont Ehapa Verlag zahlreiche Kinder- und Jugendzeitschriften. Während ihres Studiums der Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der UdK Berlin arbeitete sie bereits als freie Texterin für verschiedene Agenturen.