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Newsroom-Studie: Hybridmodelle, regelmäßiges Homeoffice, kleinere Newsrooms

Foto: © AdobeStock/fedorovekb

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Marcus Hebein, Ex-Chefredakteur der Schweizer Nachrichtenagentur Keystone-SDA, hat untersucht, wie sich die Newsrooms großer Medienunternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz durch die Folgen der Corona-Pandemie verändern. Für seine aktuelle Studie „Newsroom im Home-Office – flexibler, kleiner … und komplexer – Wie die Gesundheitskrise die Newsrooms in Deutschland, Österreich und der Schweiz verändert“ hat der österreichische Journalist und Medienmanager nachgefragt, wie die großen tagesaktuellen Medienhäuser im DACH-Raum die immensen Auswirkungen der Gesundheitskrise bewältigen und zeichnet ein Bild der Zukunft der Newsrooms. 53 VertreterInnen – ChefredakteurInnen, GeschäftsführerInnen und Mitglieder von Belegschaftsvertretungen – aus 36 der wichtigsten und größten Redaktionen der drei Länder haben an der Studie teilgenommen.

Auszug aus den wichtigsten Ergebnissen der Studie und Prognosen:

– Mindestens ein Drittel der Mitarbeitenden in Redaktionen wird künftig regelmäßig von zu Hause arbeiten. Zuvor war Homeoffice in Redaktionen als reguläres Arbeitsmodell praktisch nicht existent.
– Hybrid-Modelle werden sich durchsetzen, Homeoffice wird zum Normalfall in Redaktionen.
– Die Newsrooms werden kleiner – zumindest ab bestimmten Größenstrukturen sind mittelfristig Flächenrückgänge zu erwarten. Und nicht nur das Management würde den „Newsroom der Zukunft“ künftig kleiner gestalten.
– Mehr und neue Berufsbilder werden in die Newsrooms einziehen und dort gemeinsam mit JournalistInnen arbeiten.
– Die Infrastruktur wird sich ändern. Ausstattung und Design von Meeting-Räumen wird wesentlich wichtiger.
– Für Medienhäuser wird eine aktive Auseinandersetzung mit dem Thema „New Work“ notwendig sein, um ihre Marke und ihr Image positiv zu unterstützen – und um am Arbeitsmarkt auch attraktiv für qualifizierte MitarbeiterInnen und Young Professionals mit neuen Ansprüchen zu bleiben.
– Video-Konferenzen spalten die Redaktionen. Ein Teil schätzt die neue Effizienz der Meetings, vielen fehlt aber Kreativität und Emotionalität.

Darüber hinaus beleuchtet die Studie unter anderem die Frage, was weiterhin für den Newsroom spricht und welche Gruppen in Medienhäusern zu den stärksten Befürwortern von Homeoffice zählen. Dabei werden auch Unterschiede zwischen den drei Ländern aufgezeigt. Überdies zeigt die Studie auf, wer in Medienhäusern von Homeoffice am stärksten betroffen ist und warum die interne Kommunikation in Zukunft einer der entscheidenden Faktoren sein wird, um Newsrooms erfolgreich zu machen. Auch der entscheidenden Rolle der IT beim Wechsel zu mehr Homeoffice sind Fragestellungen gewidmet, ebenso, wie sich die Situation der arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen darstellt. Und: Ob der akute Wechsel von altgewohnten Arbeitsstrukturen auf fast flächendeckendes Home-Office zu Qualitätseinbußen geführt hat.

Und was fehlt nach einem Jahr Homeoffice am meisten? Es ist der Kaffeeplausch, die informelle Kommunikation. Es war das eindeutigste Ergebnis von mehr als 60 Fragestellungen der Umfrage. Nahezu allen ChefredakteurInnen, GeschäftsführerInnen und Mitgliedern von Belegschaftsvertretungen fehlt – in seltener Einigkeit – der kurze Talk in der Redaktionsküche.


Eckdaten zur Studie:
Für die Untersuchung wurde eine quantitative Umfrage unter ExpertInnen zwischen 1. Februar 2021 und 10. März 2021 durchgeführt. 53 VertreterInnen aus 36 Redaktionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben an der Umfrage teilgenommen. 34 Personen aus dem leitenden Management (ChefredaktorInnen, GeschäftsführerInnen) und 19 Mitglieder von Belegschafts- oder Redaktionsvertretungen (aus CH und AT). Teilnehmer aus: TV/Öffentlich-rechtliche/Private, Print/Digital-Redaktionen, Radio, Nachrichtenagenturen.

Facts and Figures:
Gesamtfläche der Newsrooms der befragten Medienhäuser: 23.800 Quadratmeter. Gesamtzahl der Arbeitsplätze in den Newsrooms der befragten Medienhäuser: 2.660. Arbeitende JournalistInnen bei teilnehmenden Redaktionen gesamt: 7.930.


Quelle: PM Marcus Hebein