Christine Neder bloggt auf Lilies Diary über ihr Leben, ihre Reisen und alles, was sie bewegt. Dass sie mit dieser Mischung richtig liegt, beweisen die monatlichen 93.000 Unique Visits, die knapp 36.000 Facebook-Fans und über 5.000 Follower auf Instagram. Für medienrot berichtet sie von ihrer Arbeit auf Reisen, welche Art von Kooperationsanfragen sie gut findet und wohin sie unbedingt noch reisen möchte.
Christine, vielen Dank, dass du dir Zeit für unsere Telefonat genommen hast. Ich hoffe die Verbindung nach Juist, wo du gerade an deinem neuen Buch arbeitest, bleibt stabil.
Beschreibe deinen Blog in drei Worten!
Christine Neder: Der alltägliche Wahnsinn … Das ist ja auch mein Untertitel, und der beschreibt eigentlich schon alles.
Seit wann bloggst du?
Christine Neder: Seit sieben oder acht Jahre. So genau weiß ich das gar nicht mehr. Aber: Ich bin schon ein alter Hase. Ich habe damals mit 23, 24 Jahren angefangen zu bloggen.
Von wo aus bloggst du? Wie sieht dein Arbeitsplatz aus?
Christine Neder: Überall. Ich brauche eigentlich nur W-Lan und eine Steckdose.
Du hast also keinen festen Arbeitsplatz?
Christine Neder: Doch, ich habe auch ein Büro in Berlin. Aber ich bin auch viel unterwegs, es ist einfach sehr unterschiedlich und ich arbeite meistens jeden Tag irgendwo anders.
Wie bist du zum Bloggen gekommen?
Christine Neder: Ich habe ein Jahrespraktikum bei der deutschen Vogue gemacht und anschließend vier Wochen in New York im Korrespondentenbüro gearbeitet. Das war zu der Zeit, als noch Rundmails verschickt wurden, wenn man länger weg war. Aber ich dachte mir, manchmal hat man ja keine Lust so etwas zu lesen. Warum also nicht einen Blog schreiben? Dann kann jeder, den es interessiert drauf klicken und lesen, was passiert.
Am Anfang ging es viel um Mode, weil ich ja Modedesign studiert habe. Aber dann habe ich schnell gemerkt, dass die Stadt eben auch so interessant war.
Für wen schreibst du? Wer ist deine Zielgruppe?
Christine Neder: Meine Zielgruppe ist sehr weit gefächert. Ich habe Leute um die 20, die natürlich das Festivalthema interessiert. Aber das geht auch hoch bis 45 Jahre, denn Reisen ist ein Thema, das alle interessiert. Ich schreibe über die Themen Backpacking-, Luxus- und Festivalreisen, das interessiert einfach viele. Aber ich glaube, die Hauptgruppe ist zwischen 25 und 35 Jahren alt. Das sind Leute, die gerne reisen. Manchmal bin ich in wirklich tollen Hotels und denke: „Das kann ich mir privat nie leisten.“ Und dann schreiben mir meine Leser, dass sie dort auch schon waren. Verrückt.
Wie gehst du mit den Kommentaren deiner LeserInnen um?
Christine Neder: Auf Snapchat sehe ich so viele Mädels, die sich die Laune verderben lassen von all diesen negativen Kommentaren. Das war bei mir am Anfang sicher auch mal so. Aber inzwischen weiß ich einfach, wie ich damit umgehen muss. Ich weiß, dieses und jenes kann ich total ignorieren, darüber sollte ich kurz nachdenken. Meine Laune beeinflusst das gar nicht mehr. Ich lese mir das alles durch und frage mich, ob derjenige recht hat. Dann frage ich vielleicht noch mal bei Freunden nach. Aber ich bekommen mittlerweile auch nicht mehr so ganz schlimme Kommentare.
Was ich dafür oft höre, ist die Frage „Wurdest du jetzt dafür bezahlt?“ Dabei kennzeichne ich alles, was ich als Advertorial mache auch entsprechend. Ich gebe mir viel Mühe und suche nur Kooperationen aus, die für den Leser auch einen Mehrwert bilden. Die Leser bekommen so viel umsonst, wenn dann von zehn Artikeln mal einer Werbung ist, dann rege ich mich immer auf, weil es die Leute nicht verstehen, dass auch ich meine Miete zahlen muss. Dieses Nichtverständnis für die Arbeit, die ich mit Fotos und Videos und Texten habe, das ärgert mich.
Wie finanzierst du deinen Blog?
Christine Neder: Ich verdiene mit meinem Blog Geld. Das Hauptding läuft außerhalb von meinem Blog. Denn ich will die Freiheit haben zu sagen „Nein, ich möchte das nicht“. Ich verdiene Geld, investiere das aber meistens wieder in den Blog um Mitarbeiter zu bezahlen. Es gehen ja zwei Einträge am Tag online, das schaffe ich nicht alles allein.
Wichtiger als das Geld sind mir aber coole Projekte und Ideen, die ich gemeinsam mit dem Kunden umsetzen kann. Sachen, die ich allein gar nicht stemmen könnte.
Und wie vermarktest du ihn?
Christine Neder: Hauptsächlich über Facebook, da kannst du die Leute auf deinen Blog ziehen. Und dann eben Instagram, YouTube und mein neuer Liebling Snapchat.
Bei Facebook nehme ich Geld in die Hand. Aber es funktioniert eben auch. Sonst nehme ich Geld in die Hand, um Co-Blogger oder Praktikanten zu bezahlen, um Content auf den Blog zu bekommen.
Instagram und Snapchat mache ich super gern, Pinterest, Stumble upon oder Twitter gebe ich aber zum Beispiel auch an meine Praktikanten oder Co-Blogger ab.
Was war das bisherige Highlight deiner Blogger-Karriere?
Christine Neder: Ich war bei der „Auf und davon“ Serie auf Vox. Es gab eine Sendung nur über mich und Couchsurfing. Das fand ich toll, dass sich das durch meinen Blog ergeben hat.
Ich freue mich aber auch über die ganzen Mails, die ich bekomme. Diese Rückmeldung, anderen geht’s auch so, das finde ich schön. Denn mein Blog ist ja auch sehr persönlich und dann zu wissen, die Leser haben ähnliche Erfahrungen, das ist toll.
Welche drei Dinge sind dir beim Bloggen am wichtigsten?
Christine Neder: Für mich sind Fotos total wichtig. Und Bloggen muss meine Leidenschaft sein. Ich will keine Dauerwerbeshow sein, es müssen eigene, persönliche Beiträge sein. Das dritte wäre dann, Sachen zu erleben. Je mehr ich erlebe, desto mehr Blogtexte bekomme ich.
Welche Erfahrungen hast du mit PRlern und Marketinganfragen gemacht?
Christine Neder: Meistens sind die Erfahrungen gut. Ich gerate oft an Kunden, die noch nie mit Bloggern zusammengearbeitet haben. Das ist dann etwas schwieriger. Manchmal ist es gut, wenn eine Agentur dazwischen ist, manchmal ist genau das schlecht. Aber generell habe ich viele positive Erfahrungen gemacht.
Was ist für dich eine gute Marketinganfrage?
Christine Neder: Ich mag Anfragen, bei denen ich kreativ sein kann. Ich finde es wichtig, dass der Kunde nicht zehnmal seinen Namen genannt haben möchte. Denn der Inhalt ist wichtiger.
Und was ist eine schlechte?
Christine Neder: Wenn Kunden einfach nur ihren eigenen Text abgebildet haben möchten. Jeder Blogger arbeitet anders und weiß was und wie ein Thema zum Blog passt.
Was planst du für die Zukunft für deinen Blog?
Christine Neder: Ich möchte in die Antarktis. Vielleicht finde ich jemanden, der mich dabei unterstützt. Und ich möchte gern auch etwas Verantwortung abgeben, vielleicht jemanden ins Boot holen. Das ist momentan aber alles noch in der Schwebe.
Danke für das spannende Gespräch, Christine! Wir drücken dir für deine Zukunftspläne ganz fest die Daumen!
Über die Autorin:
Andrea Zschocher ist freie Journalistin und Bloggerin. Sie schreibt gern, aber nicht ausschließlich über Familie, Beruf und die Vereinbarkeit dieser Lebenswelten. Auf ihrem Blog „Runzelfüßchen“ schreibt sie über die schönen Seiten am Leben mit Kind. Darüber hinaus beschäftigt sie sich beruflich und privat mit Blogs, Social Media und Networking.