Mobile Update ist der monatliche Rückblick von Florian Treiß, Gründer des Fachdienstes mobilbranche.de. Treiß beleuchtet exklusiv für medienrot die relevanten Entwicklungen im Mobile Business und die möglichen Auswirkungen auf die tägliche Arbeit von Kommunikatoren.
Es sind die Social Media Games, nach denen viele Medien wie die Nachrichtenagentur dpa rufen, doch sind die Olympischen Sommerspiele 2012 in London zugleich auch die ersten Mobile Games der Sportgeschichte: Einerseits werden Social-Media-Angebote wie Facebook und Twitter heute immer stärker mittels Mobilgeräten genutzt und entfalten so erst ihre volle Wirkung. Andererseits zeigen die Olympia-Sponsoren Samsung und Visa vor Ort, wie das Smartphone immer mehr zum persönlichen Alltagshelfer mutiert.
Olymische Spiele als SoLoMo-Spiele
SoLoMo heißt das Schlagwort, unter dem Experten die Verknüpfung von Social Media, Location-based Services (ortsbezogene Dienste) und mobilem Internet auf Smartphones verstehen. Durch die Verknüpfung dieser Technologien wird das Smartphone zum Bindeglied zwischen Online und Offline. Und genau dafür ist Facebook, wie es von vielen Athleten, Kommunikatoren und Zuschauern bei Olympia 2012 genutzt wird, das beste Beispiel: Hatte Facebook bei den letzten Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking überhaupt nur 100 Mio Mitglieder weltweit, so sind es heute 955 Mio Mitglieder und davon nutzen 543 Mio Mitglieder den Dienst auch über Mobilgeräte. Sprich: Wer von Olympia aus bei Facebook postet, braucht sich nicht erst einen PC suchen, sondern kann ad-hoc seine Erlebnisse direkt vom Olympiagelände aus inklusive Standortangabe posten. Gleiches gilt auch für Twitter.
Dank Second Screen twittern auch TV-Zuschauer mit
Somit werden soziale Netzwerke dank Mobilgeräten immer mehr zu Echtzeitdiensten. Und das nicht nur für die Besucher und Teilnehmer vor Ort, sondern auch für die Zuschauer am heimischen Bildschirm: Dank des Second Screen-Phänomens, also der gleichzeitigen Nutzung von TV und Mobilgerät, gab es allein zur Olympia-Eröffnungsfeier 9,66 Mio Echtzeit-Tweets und damit mehr Tweets als während der gesamten Laufzeit der Olympischen Sommerspiele 2008. Für PR-Profis bedeutet dies im Umkehrschluss, dass bei Großveranstaltungen riesige Anzahlen von Meinungsäußerungen entstehen, die nur schwer zu überblicken sind und womöglich dennoch schnelle Reaktionen erfordern. Andererseits droht die eigene Unternehmensstimme in der Flut der Tweets unterzugehen, wenn bei der Kommunikation an solche Events nicht gedacht wird.
Smartphone als Zimmerschlüssel und Kreditkarte
Besucher und Teilnehmer von Olympia können Smartphones aber auch als praktischen Alltagshelfer nutzen: Während Apps als mobile Eventguides fungieren und dadurch gedruckte Programmhefte überflüssig machen, nutzen die offiziellen Olympia-Sponsoren Samsung und Visa das Großereignis als Showcase für mobile Zukunftstechnologien. So hat der Elektronikkonzern Samsung ein Hotel von Holiday Inn in London so präpariert, dass Nutzer des Samsung Galaxy SIII ihr Smartphone als Zimmerschlüssel verwenden können. Zudem dient das Smartphone dort auch zum Einchecken sowie als Fernbedienung für den Fernseher, die Klimaanlage und das Licht im Hotelzimmer.
Darüber hinaus propagiert Samsung zusammen mit dem Kreditkartenkonzern Visa das mobile Bezahlen mit dem Smartphone: Von Visa gesponserte Athleten erhalten ein spezielles Olympia-Smartphone mit der Zahlungs-App Visa payWave. Mit dieser App und der NFC-Schnittstelle des Geräts wird es möglich, beim Einkaufen direkt mit dem Smartphone zu zahlen: An der Kasse startet der Nutzer die Visa-App und hält das Smartphone im Anschluss zum Bezahlen an ein Zahlungsterminal mit Kontaktlosfunktion. Damit wird der Weg geebnet zum Smartphone als digitale Brieftasche, das bald Kreditkarte, Kundenkarten und Sonderangebote in einer einzigen App bündeln dürfte.
Über den Autor: Florian Treiß (31) ist Gründer von mobilbranche.de und informiert in einem kostenlosen Newsletter mobile Entscheider über News und Trends in Mobile Marketing und Mobile Business. Er war bis März 2012 stellvertretender Chefredakteur beim Medienfachdienst turi2.de und hält Vorträge zu Themen wie „Social, Local, Mobile“ und dem digitalen Wandel von Medienunternehmen.