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Mobile Update – Juli: iPad-Erfolg ruft Microsoft und Google auf den Plan.

Mobile Update ist der monatliche Rückblick von Florian Treiß, Gründer des Fachdienstes mobilbranche.de. Treiß beleuchtet exklusiv für medienrot die relevanten Entwicklungen im Mobile Business und die möglichen Auswirkungen auf die tägliche Arbeit von Kommunikatoren.

Attacke aufs iPad: Microsoft und Google sind fast zweieinhalb Jahre nach der Premiere von Apples iPad endlich aus ihrem Dornröschenschlaf aufgewacht und haben mit dem Microsoft Surface und dem Google Nexus 7 ihre Konkurrenzprodukte vorgestellt. Für Microsoft ist es ein echter Paradigmenwechsel: Noch nie in seiner Geschichte hat der Software-Riese zuvor eigene Computer hergestellt. Microsoft erkennt dadurch erstmals an, dass das Konzept von Apple, eng miteinander verzahnte Hard- und Software aus einer Hand anzubieten, seine Vorteile hat und will mit der Einführung von Windows 8 im Herbst den „Surface“ als All-in-one-Lösung herausbringen. „Der Surface ist ein PC. Der Surface ist ein Tablet. Und der Surface ist etwas ganz neues“, gibt sich Microsoft-Chef Steve Ballmer siegessicher.

Touch Cover für Office-Junkies

Spannend für Meinungsmacher: Der „Surface“ wird mit einem „Touch Cover“ ausgeliefert, das ähnlich wie Apples Smartcover magnetisch ans Gerät angesteckt werden kann, jedoch zusätzlich mit einer hauchdünnen Tastatur ausgestattet ist. Zudem gibt es eine Halterung am Geräterücken, so dass der „Surface“ ähnlich wie ein Bilderrahmen auf dem Tisch aufgestellt werden kann. Durch Tastatur und Bilderrahmen-Technik will Microsoft die bislang eher passiv ausgelegte Hauptnutzung von Tablets mit der Welt von Microsoft Office versöhnen, wo Nutzer oft längere Texte, Tabelle und Präsentationen erstellen. Mit dem iPad ist das hingegen für viele Anwender eine Qual.

Auch Google will nicht länger bloß Beobachter des Tablet-Booms sein: Zwar gibt es seit über einem Jahr eine Tablet-Version von Googles Betriebssystem Android, doch bislang hat sich keines der Geräte als echter Rivale des iPad positionieren können. Anders als Microsoft wird Google nicht selbst zum Hardware-Hersteller, sondern bringt sein erstes Tablet in einer Kooperation mit Asus heraus. Das Nexus 7 ist mit 7 Zoll nur etwa so groß wie ein Taschenbuch und wird 199 Dollar kosten – unklar allerdings, ob und wann es nach Deutschland kommt. Damit ahmt Google die Strategie von Amazon nach, das in den USA mit einem Günstig-Tablet namens „Kindle Fire“ rasend schnell Marktanteile gewonnen hat. Google könnte mit dem Nexus 7 gleich zweimal punkten: Zum einen ist das Gerät durch den günstigen Preis tauglich für den Massenmarkt und könnte neue Umsätze mit Apps, Musik-Downloads und mobiler Werbung bescheren. Zum anderen könnte Google dem Rivalen Amazon Marktanteile bei App-Verkäufen abjagen. Denn der Onlinehändler hat mittlerweile einen eigenen App-Marktplatz nicht nur für das „Kindle Fire“, sondern auch für andere Android-Geräte und dieser wird in Kürze auch in Deutschland starten.

Neue Apps braucht das Land

Für Unternehmen, die mit Apps bei ihren Kunden punkten wollen, zeichen sich also neue Herausforderungen ab: Zum einen können Apps künftig auch über Amazon verkauft werden. Zum anderen wird Microsoft mit der Einführung von „Surface“ und Windows 8 die Nutzung von PC, Tablet und Smartphone eng verzahnen. Dementsprechend dürften sich Smartphones mit Windows Phone 8 deutlich besser verkaufen als noch die aktuellen Modelle, die gegen iPhone und Android chancenlos sind. Für Unternehmen heißt dies: schleunigst eigene Apps für Windows entwickeln.

Über den Autor: Florian Treiß (31) ist Gründer von mobilbranche.de und informiert in einem kostenlosen Newsletter mobile Entscheider über News und Trends in Mobile Marketing und Mobile Business. Er war bis März 2012 stellvertretender Chefredakteur beim Medienfachdienst turi2.de und hält Vorträge zu Themen wie „Social, Local, Mobile“ und dem digitalen Wandel von Medienunternehmen.