
Die Zeiten, in denen ein LinkedIn-Account für Vorstandschefs als digitale Spielerei galt, sind endgültig vorbei. Der LinkedIndex 2025, herausgegeben von der Kommunikationsberatung Palmer Hargreaves, dokumentiert im fünften Jahr in Folge die Aktivitäten der DAX-, MDAX- und TecDAX-CEOs – und zeigt: Die Vorstandskommunikation auf LinkedIn ist professioneller, vielfältiger und strategischer denn je.
Die Sieger der Sichtbarkeit
Die Analyse basiert auf 2.566 CEO-Beiträgen aus dem Jahr 2024, über 57.000 Eigeninteraktionen und mehr als zwei Millionen Reaktionen aus der Community. Ganz vorne im Ranking: Markus Krebber (RWE), der mit klarer Haltung zur Energiewende erneut den Spitzenplatz belegt. Ihm folgen Tim Höttges (Telekom) mit empathischer Team-Kommunikation und Daniel Grieder (Hugo Boss), der als Markenbotschafter punktet.
Neu in den Top Ten sind unter anderem Michael Sen (Fresenius), Dominik von Achten (Heidelberg Materials) und Markus Kamieth (BASF) – Letzterer profitiert von der etablierten Social-Media-Strategie seines Vorgängers Martin Brudermüller.
Inhalte mit Wirkung
Erfolgreiche CEO-Kommunikation ist längst mehr als das Teilen von Quartalszahlen. Die Top-Posts 2024 zeigen: Es sind strategische Partnerschaften – etwa im Bereich Künstliche Intelligenz – die größte Resonanz erzeugen. Beiträge von SAP-CEO Christian Klein und Siemens-Chef Roland Busch zu Kooperationen mit AWS und NVIDIA führen die Liste der meistinteragierten Posts an.
Auffällig: Emotionale Inhalte und gesellschaftliche Statements treten gegenüber technologischem Fortschritt in den Hintergrund. Der Trend geht zur substanziellen, zukunftsorientierten Kommunikation.
KI: Chancen und Risiken im Rampenlicht
Ein Schwerpunkt der Studie ist die Frage nach Authentizität in Zeiten von KI. Denn: Während generative KI die Content-Erstellung effizienter macht, steigt auch das Risiko von Glaubwürdigkeitsverlusten. Der Bericht schildert drastisch, wie Deepfakes inzwischen reale Sicherheitsrisiken darstellen – etwa durch CEO-Fraud in Videokonferenzen.
CEOs, so die Studie, müssen deshalb sichtbare, persönliche Kommunikationsspuren hinterlassen – als Schutzmaßnahme gegen Manipulation und zur Stärkung ihrer öffentlichen Rolle. Wer auf LinkedIn regelmäßig, transparent und konsistent kommuniziert, schafft Vertrauen. Entscheidend ist dabei: Menschliche Präsenz muss spürbar bleiben. „Kommunikation von Mensch zu Mensch“ lautet das Credo.
Thought Leader Ads: Der Aufstieg der bezahlten Authentizität
Eine wachsende Rolle spielen auch Thought Leader Ads – also bezahlte Beiträge auf LinkedIn, die über die eigene Followerschaft hinaus ausgespielt werden. Unternehmen wie Fresenius setzen diese gezielt ein, um die Sichtbarkeit ihrer CEOs zu erhöhen. Kritisch gesehen wird, dass damit organische Reichweite zunehmend zur Budgetfrage wird. Die Index-Autoren werten dies jedoch als Zeichen wachsender Professionalität.
Fazit: Vom Profil zur Positionierung
Der LinkedIndex 2025 zeigt eine klare Tendenz: CEOs werden zu Kommunikatoren mit Rollenverständnis. Dabei geht es nicht um Authentizität im Sinne von Privatem, sondern um die glaubwürdige Ausfüllung einer öffentlichen Rolle, die den Erwartungen der Stakeholder entspricht – strategisch, empathisch, relevant.
LinkedIn ist damit zur Bühne der CEO-Inszenierung geworden. Nicht mehr, ob kommuniziert wird, ist entscheidend – sondern wie, was und mit wem. Und wer sich diesem Spiel nicht stellt, läuft Gefahr, digital abgehängt zu werden.