Kurzvideos gewinnen an Einfluss auf Meinungsbildung

© die medienanstalten
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Der Konsum von Kurzvideos auf Plattformen wie TikTok, Instagram Reels und YouTube Shorts steigt in Deutschland weiter stark an – über alle Altersgruppen hinweg. Das zeigt die neue Studie „Video Trends 2025“, die von den Medienanstalten vorgestellt wurde. Besonders junge Menschen verbringen immer mehr Zeit mit den Kurzformaten: Bei den 14- bis 19-Jährigen nutzen 93 % mindestens eine der drei Plattformen regelmäßig, in der Gesamtbevölkerung ab 14 Jahren sind es inzwischen 59 %.

Die Mehrheit der Nutzenden gibt an, mehr Zeit mit dem Schauen von Kurzvideos zu verbringen, als ihnen lieb ist. Den höchsten Suchtfaktor weisen Jugendliche auf – 72 % der 14- bis 19-Jährigen sehen TikTok häufiger, als sie eigentlich möchten.

Kurzvideos als Informationsquelle – und Risiko für Fehlinformationen

Rund ein Drittel der Befragten nutzt Kurzvideos inzwischen nicht nur zur Unterhaltung, sondern gezielt, um sich zu informieren. Nahezu die Hälfte der Bevölkerung schaut zumindest gelegentlich Inhalte zu gesellschaftlichen oder politischen Themen. Besonders zur Bundestagswahl 2025 hatten politische Kurzvideos eine hohe Reichweite – und für jede fünfte Person waren sie „wichtig oder sehr wichtig“ für die Wahlentscheidung.

Gleichzeitig birgt das Format Risiken: Die Mehrheit der Nutzenden hat bereits Falschinformationen in Kurzvideos wahrgenommen – 68 % auf TikTok, 57 % in Reels und 55 % in Shorts. Nur etwa 45 % der Befragten können laut Studie leicht zwischen seriösen und unseriösen Quellen unterscheiden.

Vielfaltssicherung und algorithmische Transparenz im Fokus

Dr. Eva Flecken, Vorsitzende der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) und Direktorin der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb), betont die regulatorische Bedeutung der Ergebnisse: „Mit der steigenden Nutzung über alle Altersgruppen hinweg rücken aus regulatorischer Sicht Fragen wie die der Vielfaltssicherung, der Transparenz algorithmischer Systeme und der Auffindbarkeit verlässlicher Informationen in den Fokus. Empfehlungsmechanismen müssen nachvollziehbar und diskriminierungsfrei ausgestaltet sein, um eine faire Sichtbarkeit gesellschaftlich relevanter Inhalte zu gewährleisten.“

Auch Dr. Thorsten Schmiege, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), sieht Handlungsbedarf:
„Die Ergebnisse unserer diesjährigen Video Trends belegen, wie wichtig es ist, Herkunft und Kontext von Inhalten sowie die Funktionsweise von Empfehlungssystemen zu verstehen. Mit Instrumenten der Regulierung, aber auch der Medienkompetenz schaffen wir die Voraussetzung dafür, Informationswege nachvollziehbar und Quellen überprüfbar zu machen – als Grundlage einer informierten digitalen Öffentlichkeit.“

Alle Details zu den Video Trends der Medienanstalten sind hier >>


Über die Studie

Die Medienanstalten erheben seit mehr als 15 Jahren Daten zur Bewegtbildnutzung in Deutschland. Die Video Trends 2025 – bis 2021 unter dem Titel Digitalisierungsbericht Video – bilden die Basis für die Sicherung von Angebots- und Meinungsvielfalt. In diesem Jahr stand die Rolle von Kurzvideos für Unterhaltung, Information und politische Meinungsbildung im Fokus. Die Erhebung kombiniert eine repräsentative quantitative Befragung mit qualitativen Gruppendiskussionen.

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