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Kommentar Allison+Partners: Ein Plädoyer für geschlechtergerechte Sprache in Unternehmen

Heike Schubert, General Manager Germany bei Allison+Partners (Foto: © Allison+Partners)
Die Nutzung von gendergerechter Sprache wird für Unternehmen immer wichtiger. Dennoch ist das Gendern noch lange nicht unumstritten, wie die aktuelle Social-Media-Debatte um den Versandhandel Otto zeigt. Warum es sich dennoch lohnt und wie Unternehmen den Weg zur geschlechterinklusiven Sprache beschreiten können, erklärt Heike Schubert (Foto), General Manager Germany der internationalen Kommunikationsagentur Allison+Partners.

Gendergerechte Kommunikation zeugt von Respekt
Ein Sprachgebrauch, der alle Menschen – unabhängig von ihrem Geschlecht – miteinschließt, wird als geschlechtergerecht bezeichnet. Im Deutschen ist das in vielen Fällen noch nicht umgesetzt. Der Hintergrund ist, dass unsere Sprache Nomen nach Geschlecht flektiert und es somit einen Unterschied macht, welche Form man wählt. Oft wird nur die männliche Form stellvertretend für alle verwendet und so ist die deutsche Sprache noch immer männlich geprägt. Weibliche oder non-binäre Formen werden in vielen Fällen vergessen, nicht bedacht oder aus Gewohnheit unterschlagen – so erscheint es als eine Frage des Respekts diesen Gruppen gegenüber, sich mit dem Thema Gendern eingehend auseinanderzusetzen.

Gerade in den letzten Jahren hat sich in der Bevölkerung ein breiteres Bewusstsein für geschlechterinklusive Sprache entwickelt. Selbst in namhaften Medien, wie den Nachrichtenformaten von ARD und ZDF, in auflagenstarken Printpublikationen wie dem Spiegel oder der Frankfurter Rundschau, ist Gendern zur Normalität geworden – auch wenn dies noch nicht in der Breite der Gesellschaft angekommen ist. Eine Umfrage von infratest dimap für Welt am Sonntag belegt, dass sich nur 26 Prozent der Deutschen aktiv für das Gendern aussprechen.

Gendergerechte Sprache ist Haltungssache
Letztendlich ist der Einsatz von gendergerechter Sprache eine sehr bewusste Entscheidung – ob als Individuum oder Organisation. Und genau darin liegt die Chance für Unternehmen: Sprache beeinflusst aktiv und passiv normative Werte in der Gesellschaft und Unternehmen können hier bewusst Stellung beziehen und mitgestalten. Wie wir alltäglich sprechen, formt unsere Denkmuster: Studien zeigen, dass die meisten Menschen sich bei der Verwendung des generischen Maskulinums – zum Beispiel „Ärzte“ anstatt „Ärzt:innen“ oder „medizinisches Fachpersonal“ – meist nur Männer vorstellen, nicht Männer und Frauen.

Sprache zeigt aber auch, wer wir sind und wie wir uns selbst in der Welt verstehen. In diesem Sinne können Unternehmen durch Sprache bewusst entscheiden, welche Kommunikationskultur sie etablieren wollen – sowohl intern als auch extern. Sie können genderinklusive Sprache als weiteren Schritt hin zu mehr Gleichberechtigung nutzen und dies öffentlich zeigen.

Die globale Technologieberatung Thoughtworks hat geschlechterinklusive Sprache bereits fest in die gesamte Unternehmenskommunikation eingebettet und vertritt dazu einen klaren Standpunkt. „Sprache ist kein bloßes Kommunikationsmittel, sondern stellt immer auch eine konkrete Handlung dar. Diese Sprachhandlungen sind somit nie neutral, auch wenn uns das nicht immer bewusst ist. Diskriminiert werden kann explizit – aber auch indirekt durch z.B. Verallgemeinerungen“, so Susanne Kirndorfer, Head of Diversity, Equity & Inclusion, Thoughtworks Germany. „Uns bei Thoughtworks ist es sehr wichtig, dass wir wirklich alle Personen in unser Handeln und somit auch in unsere Sprache einbeziehen.“

Wie gendert man richtig?
Womit beginnt man? Welche Formen gibt es? Und welche davon ist die beste? Zunächst ist aber vor allem wichtig, dass man diesen Wandel als langfristigen und konsequenten Schritt für eine Organisation, ein Unternehmen begreift, der die gesamte Unternehmenskultur umfasst. Die eigene Belegschaft sollte als erstes von dem Wandel profitieren. Noch besser, wenn die Mitarbeiter:innen in diesen Prozess mit einbezogen werden.

Formen des Genderns gibt es bisher mehrere – und noch keinen klaren Favoriten. Neben den bekannten Gendersternchen oder Binnen-I haben sich mittlerweile auch der Doppelpunkt oder der Unterstrich (Gender-Gap) etabliert. Aber auch Doppelnennungen und die Verwendung von geschlechtsneutralen Bezeichnungen können genutzt werden. Eine vollständige Auflistung aller Formen inklusive Evaluation der Vor- und Nachteile steht als Whitepaper unter diesem Link zum Download bereit.

Changeprozess mit gesellschaftlicher Ausstrahlung
Egal für welche Variante man sich letztendlich entscheidet, was zählt ist der Wille, einen konsequenten Schritt hin zu mehr Gleichberechtigung zu gehen. Und der erste Schritt ist immer der schwerste und verlangt etwas Mut. Nur durch aktives Handeln erzielt man einen Effekt, der schnell zum Automatismus wird. Mit geschlechtergerechter Sprache werden Frauen und Personen mit anderen Geschlechtern sichtbar – im Unternehmen aber auch in der Gesamtgesellschaft.

Quelle: PM Allison+Partners