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Kennen Sie schon Tribe?

Foto: © Fotolia/Sven Krautwald
Foto: © Fotolia/Sven Krautwald

Jens Stoewhase war zu Beginn des Monats in einer virtuellen und digitalen Selbsthilfegruppe und hat sich die neue heiße App „Tribe“ erklären lassen. Heute, zum Ende des Monats, ist alles schon wieder vorbei. Was das mit Snapchat zu tun hat, erfahren Sie jetzt.

Ja, mit Tribe ist der Stamm ist gemeint. Und ja, es geht natürlich nicht um einen Stamm. Es handelt sich um digitale Kommunikation. Tribe ist eine App mit der man (wieder mal) super digital kommunizieren können soll. Dieses Mal wird das gute alte „Walkie Talkie“ als Erklärmodell herangezogen. Klar, irgendwas ist es ja immer.

Faktisch ist Tribe eine Chat-App für Apple- und Android-Smartphones. Auf den ersten Blick sieht ihre Benutzeroberfläche einfacher aus als die von Snapchat. DAS wäre ja schon mal ein Pluspunkt. Allerdings hat sich Snapchat noch nicht mal als neues Supernetzwerk in Deutschland durchgesetzt. Zumindest merken wir Alten, also wir Menschen jenseits der 25, Snapchat bisher kaum. Und dann soll da schon wieder Raum und Zeit für Tribe, ein weiteres Netzwerk oder eine Chat-Plattform sein?

Es trug sich also anno 2016 Anfang des Monats März zu, dass eine Medienkollegin über Facebook fragte, ob man sich denn schon mit Tribe auseinandergesetzt hätte. Ich, ganz neugieriger Medienmensch, lud mir die App herunter und startete meine kleine Reise in die Welt der Unwissenden und Neuankömmlinge. Eine andere liebe Kollegin lud mich kurz nach meinen ersten unbeholfenen Nutzungsversuchen in eine Art virtuelle Selbsthilfegruppe ein. Eine SELBSTHILFEGRUPPE für eine App? Ja, und dort trafen sich knapp 50 Menschen, um sich die Nutzung der App erst einmal erklären zu lassen. Ein paar wirklich ambitionierte Versuche wurden unternommen. Nach wenigen Chats hatte ich die wesentlichen Funktionen verstanden. Allein, es nutzt hier offenbar niemand die App. Nichts passiert. Niemand postet kurze Videos, Audioaufnahmen, Fotos oder kurze Texte. Es passiert seit ca. 14 Tagen in meinem Tribe-Dunstkreis gar nichts mehr. Oder wie man am Walkie Talkie sagen würde: Over and Out!

Aktuell scheint das Netzwerk, die Chat-App oder wie man das Dingens nennen möchte, erst einmal leer. Allerdings frage ich mich auch: Welchen Mehrwert liefert mir Tribe neben Facebook, Skype, Twitter, Instagram, WhatsApp, Periscope und Snapchat? Ich kann keinen entdecken und habe damit meine erste Kolumne über eine App geschrieben, die ich aktuell tatsächlich nicht für überlebensfähig halte.

Gleichzeitig hat der Monat März wohl einen kleinen Durchbruch für Snapchat parat gehalten. In meiner sozialen Filterblase tauchen immer mehr Snapchatter auf, die jenseits der postulierten jugendlichen Zielgruppe liegen. Ein Artikel der geschätzten Kollegin Franziska Bluhm für meedia.de dürfte daran nicht ganz unschuldig sein.

Über den Autor:
jst-autorenbildJens Stoewhase ist Geschäftsführer der Rabbit Publishing GmbH, die das Onlinejournal medienrot.de im Auftrag der Landau Media AG betreibt. Dabei ist er auch immer wieder als Produzent von Videoinhalten aktiv. Bis Ende 2011 betreute er selbst u.a. die digitalen Aktivitäten zahlreicher kommerzieller Kinder- und Jugendmagazine und YPS. Stoewhase arbeitete vorher jahrelang für den Onlinebereich der TV-Serie „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“, als Freelancer im Musikbereich und entwickelte Konzepte für digitale Angebote im Entertainmentsegment.