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HR-Trends 2021: Corporate Wellbeing, Personal Branding, Fairness und Diversity

Foto: © AdobeStock/weedezign
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Das Jahr neigt sich dem Ende zu und es stellt sich die Frage, welche Veränderungen 2021 für die Arbeitswelt mit sich bringt. Die neuesten Entwicklungen im HR-Bereich sind nicht nur für PersonalerInnen spannend, sondern auch für Angestellte, CEOs und FreelancerInnen. Flexible Arbeitsorte und Arbeitszeitmodell oder nachhaltiger MitarbeiterInnen-Zusammenhalt in Remote-Work-Zeiten gewinnen an Relevanz. Acht Personal-ExpertInnen geben einen Ausblick auf die HR-Trends, die 2021 wichtig werden.

4 Tage-Woche für den Erholungsfaktor

Naomi Owusu, CEO von Tickaroo und made.by Tickaroo

 

„Bei Tickaroo sind seit Jahren bereits viele Arbeitnehmer in einer selbst gewählten 4-Tage-Woche. Dabei lässt sich feststellen: Es sind sowohl Manager, Berufseinsteiger, Mitarbeiter mit und ohne Kinder, die dieses Modell für ihren Lebensentwurf führen. Die meisten legen dabei den Tag vor oder nach dem Wochenende fest, um drei Tage frei zu haben. Eine Ursache dafür sehe ich darin, dass viele nach einem acht Stunden Tag oft zu wenig Zeit haben, um ihrer Freizeit oder auch privaten Erledigungen nachzugehen. Mit dem gewonnenen Tag steigt wohl auch der Erholungsfaktor oder es bleibt mehr Zeit für private Entwicklung (z.B. Hobbies oder Skills ausbauen). Ich denke, als Arbeitgeber kann man davon profitieren, wenn sich Mitarbeiter auch im persönlichen Bereich mehr Zeit nehmen, um ihren Horizont zu erweitern oder sich auch genug Ruhephasen einzugestehen. So bleibt auch 2021 mehr Raum für frische Ideen und auch Inspirationen im Job.“

Gut geplant und gleichberechtigt: Stressfrei durch die Elternzeit

Paul-Alexander Thies, CEO von Billomat

 

„Wenn der Nachwuchs auf dem Weg ist, sind die zukünftigen Eltern voller Vorfreude. Beim Unternehmen der werdenden Mutter bzw. des werdenden Vaters wiederum schrillen dann schnell die Alarmglocken: Wie lange fehlt die Person? Kann man sie ersetzen? Muss eine Vertretung her? Mit dem richtigen Plan sind solche Fragen schnell beantwortet. Dabei können Organigramme helfen. Diese legen neben dem Aufbau und der Zusammensetzung des Unternehmens hinsichtlich der Mitarbeitenden auch deren Potenzial offen. Sie können daher aufzeigen, welche KollegInnen hier ggf. vertreten könnten oder ob Bedarf an mehr Personal besteht. Zudem ist Transparenz seitens der werdenden Eltern wichtig, um den Übergang problemlos zu gestalten. Der Arbeitgeber sollte also frühzeitig informiert und die Elternzeit, aber auch der Wiedereinstieg grob geplant sein. Zudem ratsam: Gleiches Recht für Mütter und Väter! In einer sich ständig entwickelnden Gesellschaft ist auch für Männer die Option auf Elternzeit ein ausschlaggebender Punkt für die Wahl eines Jobs. Natürlich ist generell die wirtschaftliche Herausforderung insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen nicht zu verachten. Mit einem gut durchdachten Plan können beide Seiten jedoch entspannt in die Elternzeit gehen.“

Es wird Zeit für die Sichtbarkeit einer neuen Agenturkultur

Nora Feist, CEO und HR-Verantwortliche von  Mashup Communications

 

„Miteinander statt gegeneinander arbeiten, das wird auch 2021 gelten und zum Trend werden. Daher feilen wir bereits aktiv an dem Ziel, ein wachsendes Netzwerk aufzubauen, in dem sich Agenturen mit fairen Arbeitsbedingungen gegenseitig unterstützen: fairgency. Mit unserer Initiative wollen wir ab nächstem Jahr eine Anlaufstelle für Talente sein, um einen fairen Arbeitgeber auszuwählen. Damit sind wir nicht allein! Zahlreiche Agenturen setzen seit Jahren auf nachhaltige Mitarbeiter- und Kundenbeziehungen, auf Wertschätzung, Transparenz und gerechte Arbeitsbedingungen. Das machen wir nun sichtbar. Mit fairgency erweitern wir kontinuierlich den Zusammenschluss von Kreativen, die genau dafür stehen. Damit nehmen wir uns selbst und die gesamte Branche in die Verantwortung. Ziel ist es, eine neue Agenturkultur zu etablieren. Von der starken Vernetzung untereinander und der damit steigenden Reichweite profitieren gerade auch kleine und mittelständische Unternehmen, denn gemeinsam sind wir stark, können für unsere Werte einstehen und einen positiven Wandel bewirken.“

Krisenfest als Franchise-PartnerIn sich selbst verwirklichen

Marion Lauterbach, Franchise-Managerin bei der Schülerhilfe

 

„Der Wunsch nach beruflicher Selbstständigkeit und den damit einhergehenden Freiheiten ist bei vielen Menschen groß. Die Corona-Pandemie hat uns jedoch die damit verbundenen Risiken vor Augen geführt. In der Krise sind Stabilität und Sicherheit nicht zu unterschätzen, doch tatsächlich gibt es mit Franchise-Partnerschaften einen Weg, diese Vorteile mit größtmöglicher Freiheit zu kombinieren. Gemeinsam sind UnternehmerInnen noch stärker: Von Natur aus krisenfest, bietet das System Selbstständigen ein Netzwerk aus Gleichgesinnten, sehr gute Entfaltungsmöglichkeiten und dennoch die Sicherheit durch den Franchise-Verbund. In der Regel profitieren Franchise-PartnerInnen von einem Gebietsschutz, der die Konkurrenz in ihrer Region ausschließt. Rabatte beim Mediaeinkauf, Unterstützung beim Marketing und der Sicherheit eines getesteten, etablierten Geschäftsmodells machen eine Franchise-Gründung vor allem in diesen Zeiten zu einer vielversprechenden Berufsoption für zielstrebige Entrepreneure, welche Selbstverwirklichung mit einer Art „Sicherheitsnetz“ kombinieren wollen.“

Corporate Wellbeing 2.0: Jetzt ganzheitlich denken und sichere Räume schaffen 

Samuel Turnwald, Head of Corporate Wellbeing Gympass Deutschland

 

„Das letzte Jahr war gerade für Personalleitungen eine echte Herausforderung. Das Team zusammenhalten, die emotionale Bindung nicht verlieren, neue Mitarbeitende einarbeiten oder durch Kürzungen auch schweren Herzens andere entlassen – und das alles remote. Im nächsten Jahr wird sich daran wohl erstmal nichts ändern, doch auch langfristig haben die neuen Umstände Veränderungen in den Personalabteilungen zahlreicher Unternehmen angestoßen. Wo viele bereits zuvor die viel besprochene Balance suchten, sind nun mit Homeoffice, Homeschooling und Kinderbetreuung, Arbeit und Privates keineswegs länger voneinander zu trennen. Dies zeigt die neueste Studie vom Bundesverband der Personalmanager: New Work und Gesundheitsmanagement sind die Top-Trends bei HR durch COVID19.  Es geht also nicht mehr nur um eine ausgewogene Work-Life-Balance oder die Gesundheit am Arbeitsplatz. Corporate Wellbeing heißt, ganzheitlich Verantwortung für das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu übernehmen. Es gilt, Lösungen anzubieten, die sich individuellen Bedürfnissen anpassen. Gerade um die mentale Gesundheit ihrer Belegschaft sind die HR-Beauftragten und die Geschäftsführung im zweiten Lockdown besorgt – jetzt sichere Räume für diese Themen zu schaffen, wird sich auch langfristig mit einem glücklichen Team auszahlen.“

Social Recruiting durch Personal Branding

Thomas Maas, CEO von freelancermap

 

Unternehmen und Freelancer finden momentan vor allem über soziale Plattformen zueinander, wie uns das „Corona“ Freelancer-Barometer eindrücklich gezeigt hat. Social Recruiting macht die Suche nach neuen Talenten schneller, effizienter und kostensparender. Aktive Nutzer der Business-Plattformen sind häufig technikaffin und schon mit Unternehmenstrends vertraut. Das Jahr 2021 steht dabei im Zeichen des Personal Branding durch die User, wie u.a. das Wachstum von LinkedIn im deutschsprachigen Raum deutlich zeigt. Der Algorithmus spielt Personalverantwortlichen in die Karten: Sie bekommen so einen viel treffenderen Eindruck von den möglichen Kandidaten, die auf den Plattformen ihr eigenes Bild zeichnen. Diese Chance sollten HR-Manager unbedingt für sich nutzen!“

„Zusammenhalt durch Unternehmenswerte schaffen“ 

Melanie Hansen, HR-Managerin von cormes 

 

„Das vergangene Arbeitsjahr war vor allem durch Homeoffice und Remote Work geprägt. Motivation und Teamgefühl konnten somit nicht mehr bloß durch räumliche Nähe gefördert werden. Dieser Zustand wird uns auch noch eine Weile begleiten – und wirft die Frage auf, wie Themen wie Motivation und Teamgeist ins Homeoffice transportiert werden können? Dafür braucht es starke und transparente Unternehmenswerte, mit denen sich jeder Mitarbeiter gerne identifiziert. So bekommt die eigene Arbeit etwas Sinnstiftendes – Leidenschaft und Loyalität sind nicht mehr an Bürozeiten und Präsenztage gebunden. Damit Teams weiterhin an einem Strang ziehen und auch aus der Ferne motiviert sind, ist es somit wichtiger denn je, sich regelmäßig über gemeinsame Werte und Zielsetzungen auszutauschen und diese neu abzustecken. Führungskräfte sind dazu angehalten, „Touchpoints“ mit Mitarbeitern zu schaffen und deren Vorstellungen und Ziele agil in die Unternehmenskultur zu integrieren. So können Motivation und Loyalität auch in Zeiten von Homeoffice gelebt und gestärkt werden.“

Diversity Management im Unternehmen etablieren und Farbe bekennen

Anne-Kathrin März, Head of Human Resources der good healthcare group

 

„Egal, ob es um die Gleichstellung der Geschlechter, um die Akzeptanz von verschiedenen Religionen und Lebensweisen oder die Inklusion von Menschen mit Behinderung oder chronischen Krankheiten geht, es gibt noch einiges zu tun! Gerade im beruflichen Kontext ist unsere Gesellschaft derzeit von echter Vielfalt und Gleichberechtigung noch weit entfernt. Hier braucht es Unternehmen, die vorangehen und zeigen, dass gelebte Diversität mit Wertschätzung und Erfolg Hand in Hand geht. Dabei reicht es jedoch nicht aus, diese Werte auf Papier festzuhalten, vielmehr muss Toleranz zu einem festen Bestandteil der Unternehmenskultur gemacht werden! Die Entscheidung für ein Diversity Management, das sich durch alle Bereiche und Ebenen eines Unternehmens zieht, ist also vor allem eines: Ein Zeichen für Offenheit und Menschlichkeit! Mit authentischer und nachhaltig gelebter Vielfalt wird nicht nur eine Unternehmenskultur des Respekts und Miteinanders etabliert, sondern auch gesellschaftliche Verantwortung übernommen. Langfristig werden sich also vor allem die Unternehmen durchsetzen, die für mehr Gerechtigkeit und Toleranz einstehen und dabei auf ein bereichsübergreifendes Diversity Management setzen.“

Quelle: PM Mashup Communications