Geschäftsberichte: Die Reporting-Trends der DAX-40-Konzerne

Seit 2014 analysiert RYZE Digital die Geschäftsberichte der DAX-Konzerne nach verschiedenen Kriterien und wertet qualitativ und quantitativ aus, welche Reporting-Trends sich darin abzeichnen. Full HTML, Teil-HTML oder PDF? Wo findet die Imagekommunikation statt? Wie steht es um die Nachhaltigkeitsberichterstattung? Unser Trendmonitor DAX 40 2024 gibt Antworten.

Digitaler Wandel im Medienportfolio

Mit dem Wunsch nach mehr Interaktivität und Zugänglichkeit verändert sich auch das Medienportfolio der DAX-40-Berichte – höchste Zeit für uns, analoge Kriterien aus dem Katalog zu streichen und digitale Kategorien zu ergänzen. Die Anzahl der Full-HTML-Berichte ist im Vorjahresvergleich gleich geblieben ist, während die Zahl der Teil-HTML-Berichte nur geringfügig gestiegen ist. Mehr als ein Drittel der Unternehmen setzen weiterhin rein auf PDF, davon 52 Prozent auf Hochformat. Mit zunehmendem Umfang der Berichte stoßen PDF-Berichte jedoch an ihre Grenzen.

Wie es anders geht, zeigen beispielhafte Teil-HTML- und Full-HTML-Berichte:

Doch auch bei den digitalen Vorreitern gibt es Verbesserungspotenzial. Ein Aspekt ist die Maschinenlesbarkeit – lediglich vier Unternehmen stellen XBRL-Daten zur Verfügung. Ebenso betroffen sind die Performance und Barrierefreiheit digitaler Berichte. Nur sieben der 26 HTML-Berichte performen im grünen Bereich und nur neun erfüllen die wichtigsten Barrierefreiheitsstandards, wie Screenreader-Tauglichkeit, Lesbarkeit von Texten unter erschwerten Bedingungen und Textalternativen für Medieninhalte.

Oft übersehen, aber nicht weniger wichtig: die Energieeffizienz. Von den 26 getesteten Onlineberichten konnten nur zwei in unserem Carbon-Footprint-Test überzeugen. 15 erhielten Bewertungen im mittleren Bereich und neun Berichte wiesen erhebliche Mängel auf. Schuld daran sind hohe Datenmengen, die Beanspruchung der Endgeräte sowie mangelnde Server- und Hosting-Effizienz. Unsere Empfehlung: Definieren Sie die Einhaltung der Grenzwerte bereits zu Beginn des Webprojekts als Qualitätsziel, um aufwendige Optimierungen im Nachgang zu vermeiden. Vom Design über die technische Entwicklung bis hin zum Hosting führen viele Wege zum grünen Geschäftsbericht.

Image-Content findet andere Wege

Im Content-Bereich verrät ein erster Blick: Der Umfang der Berichte nimmt zu. Ein durchschnittlicher Bericht umfasst nun 314 Seiten, im Vorjahr waren es noch 307. Die Spanne reicht von 146 Seiten bei Siemens Healthineers bis zu 571 Seiten bei der Deutschen Bank.

Während die Zahlen zu den interaktiven Funktionen der PDFs oder Service- und Download-Optionen auf den HTML-Seiten keine bedeutende Trendwende anzeigen, ist eine deutliche Entwicklung bei der Imagekommunikation zu erkennen. Vor zehn Jahren enthielten zwei Drittel der Geschäftsberichte einen Imageteil, heute sind es knapp 20 Prozent. Ist die Imagekommunikation also bloß noch „nice to have“? Keineswegs! Sie hat sich schlichtweg in andere Kanäle verlagert. Einige Unternehmen platzieren imagebildende Inhalte nur im Onlinebericht oder nur im PDF. Zudem finden sich im Kontext der Begleitkommunikation viele Imageinhalte in sozialen Medien.

Daneben gewinnen separate Image- und Highlight-Publikationen an Bedeutung. Unternehmen gestalten ihre Imagekommunikation unabhängig von den ausführlichen Geschäftsberichten und heben damit gezielte Themen hervor:

  • Beiersdorf: Unter dem Reiter „Nachhaltigkeit“ auf der Corporate-Website veröffentlicht Beiersdorf Nachhaltigkeitshighlights zum Thema „CARE BEYOND SKIN“.
  • Brenntag: Im Nachhaltigkeitsbereich der Corporate-Website bietet das Unternehmen eine gesonderte Highlight-Publikation zum Thema Nachhaltigkeit an:
    „Sustainability Insights“.
  • Henkel: Während sich Geschäfts- und Nachhaltigkeitsbericht mit den wesentlichen Themen und Kennzahlen beschäftigen, veröffentlicht das Unternehmen ergänzend ein Magazin mit spannenden Projekten, Zahlen und Fakten rund um das Thema CSR .

CSRD an der Schwelle

Mit der neuen CSRD-Richtlinie steht ein großer Umbruch bevor. Doch wie sieht es schon heute mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung aus? Alle 40 DAX-Unternehmen stellen Informationen zu ihren Nachhaltigkeitsbestrebungen zur Verfügung, wobei die Formate vielfältig und teilweise schwer zu differenzieren sind. 22 Unternehmen setzen auf separate Nachhaltigkeits- oder Corporate-Responsibility-(CR-)Berichte. Fünf integrieren ihre Nachhaltigkeitsdaten direkt in den Geschäftsbericht, während sechs diese Informationen mit dem Geschäftsbericht kombinieren. Zudem bieten 23 Unternehmen einen Online-Nachhaltigkeitsbericht an.

Die Verschiebung hin zu ESRS-konformen Lageberichten ist unübersehbar. Waren es 2022 noch 20 Unternehmen, die ihre nichtfinanzielle Erklärung im Lagebericht verortetet haben, sind es 2023 bereits 25. Umso überraschender ist es, dass nur zwei Unternehmen (DHL Group und Vonovia) die ESRS-Standards bereits indexieren. Angesichts der verpflichtenden Anwendung der ESRS ab dem 1. Januar 2024 ist es höchste Zeit, dass auch die restlichen DAX-40-Unternehmen nachziehen. Der Übergang zu neuen Standards ist eine große Herausforderung, bietet aber für Unternehmen auch die Chance, die Transparenz und Glaubwürdigkeit ihrer Berichterstattung zu steigern.

Ausblick in die Zukunft

Obwohl die Anzahl der Full-HTML-Berichte im Vergleich zum Vorjahr konstant geblieben ist, zeigt sich bei HTML-Berichten insgesamt ein Wachstum. Die Richtung ist klar: „digital“. Viele Unternehmen zögern jedoch wegen des höheren Aufwands oder zweifeln an der Nutzung durch ihre Zielgruppen. Die CSRD könnte hier frischen Wind in die digitale Berichterstattung bringen. Die Integration der ESRS wird den Umfang der Berichte weiter vergrößern, sodass das PDF-Format möglicherweise an seine Grenzen stößt. HTML-Reports bieten die Lösung, indem sie Inhalte nichtlinear durch Verweise und interaktive Funktionen präsentieren.

Im Bereich der Nachhaltigkeitsberichterstattung werden nur noch wenige Unternehmen vollständige separate Berichte erstellen. Projektbeispiele und Stories schaffen es aufgrund der Prüfpflicht nicht in die ESRS-Berichte. Stattdessen werden Unternehmen ihre Websites verstärkt nutzen und neue, innovative Formate entwickeln, um Nachhaltigkeitsthemen effektiv zu kommunizieren.

Die hohe Komplexität durch regulatorische Anforderungen wie die CSRD führt zu einer stärkeren Fokussierung auf die Erstellungsprozesse von Geschäftsberichten. Disclosure-Management-Systeme gewinnen an Bedeutung und die Integrationstiefe nimmt zu. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) bietet dabei besonders in den Bereichen Tagging, Texterstellung und Layout großes Potenzial. Zukünftig könnte KI den Code automatisch generieren, Sicherheits- und Leistungstests durchführen sowie die Qualitätssicherung optimieren. Die bisher zeitintensiven Codingphasen würden damit einer Qualitätskontrolle weichen, die einen größeren Platz im Reportingprozess einnehmen würde.

Fazit

Das Reporting steht vor einer spannenden Zukunft: Die Digitalisierung treibt HTML-Berichte voran, Imageinhalte verlagern sich in andere Kanäle, neue ESRS-Anforderungen bringen frischen Wind in die Nachhaltigkeitsberichterstattung und künstliche Intelligenz könnte den Reportingprozess revolutionieren. Unternehmen müssen sich anpassen und innovative Wege finden, um ihre Stakeholder weiterhin zu erreichen. Die Chancen sind groß und der Wandel ist in vollem Gange – jetzt gilt es, die Dynamik zu nutzen.

Den Trendmonitor DAX 40 2024 können Sie hier herunterladen >>

Quelle: ryze-digital.de