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Filmproduzentin UFA veröffentlicht ersten eigenen Diversity-Report

Titelbild UFA Artboard Diversity Report 2022

Ende 2020 verpflichtete sich Deutschlands größte TV-Produktion zu mehr Diversität vor und hinter der Kamera. Damals wurde als Ziel ausgegeben, bis zum Ende des Jahres 2024 im Gesamtportfolio der UFA-Programme eines Jahres die Diversität der Gesellschaft abzubilden. Als Basis zur Orientierung soll u.a. der Zensus der Bundesregierung dienen.

Nun legte die UFA konkrete Daten für das Jahr 2021 vor. Im Fokus der Erhebung standen demnach Daten, die darauf schauen, was vor der Kamera passiert – es geht also um die sogenannte On-Screen Diversity. Um diese Zahlen erheben und auswerten zu können, wurde UFA-intern durch die eigene Research-Abteilung eine Datenbank aufgebaut, die die Messung der Diversität vor der Kamera aller Haupt- und Nebenrollen (in fiktionalen Produktionen zählt die Rolle, nicht der/die Schauspieler:in) bzw. aller Haupt- und Nebenakteur:innen in UFA-Formaten ab 2021 vornimmt. Die Messungen beziehen sich auf die vier Fokusthemen Gender / Frauen, PoC (People of Color), LGBTIQ+ sowie Menschen mit Beeinträchtigung / Inklusion. Erfasst wurden sämtliche Produktionen von allen UFA Einheiten im Jahr 2021. Die zentralen Ergbenisse wurden zusammengefasst.

UFA On-Screen Diversität 2021 gesamt

  • Für die Messung in 2021 wurden 45 UFA-Produktionen und damit 3.205 Rollen bzw. Akteur:innen gemäß ihrer On-Screen Diversität in den vier Fokusbereichen ausgezählt.
  • 45,3% aller Rollen bzw. Akteur:innen in UFA-Produktionen waren 2021 weiblich. (zum Vergleich, der Frauenanteil im Bundesdurchschnitt liegt bei 50,7%*)
  • 7,6% der Rollen bzw. Akteur:innen in UFA-Produktionen waren People of Color. (der Anteil in der Bundesrepublik kann auf ca. 10%* geschätzt werden)
  • 4,6% waren LGBTIQ+Rollen bzw. Akteur:innen. (Vgl: der Bundesdurchschnitt liegt gemäß einer repräsentativen Studie bei 11%*)
  • 1,6% der Rollen bzw. Akteur:innen in UFA-Produktionen zeigten Menschen mit einer Beeinträchtigung / Behinderung. (Vgl.: der Anteil schwerbehinderter Menschen in Deutschland liegt bei 9,5%*)
  • In allen vier ausgezählten Fokusbereichen zeigte sich, dass Diversität in Hauptrollen bzw. bei Hauptakteur:innen häufiger sichtbar war als in Nebenrollen bzw. bei Nebenakteur:innen (z.B. waren 2021 knapp 11% der Hauptrollen bzw. -akteur:innen in UFA-Formaten LGBTIQ+, bei Nebenrollen bzw. -akteur:innen waren es knapp 3%)

Die Übersichten und weitere Details zu den zentralen Ergebnissen können hier als PDF abgerufen werden.

Nico Hofmann, CEO UFA, ist offenbar etwas stolz auf die ersten Ergebnisse, steht aber auch zu einer gewissen Luft nach oben: „Die Zahlen der On-Screen Diversity wurden bei uns intern genau diskutiert. Sie zeigen uns, dass wir noch lange nicht am Ziel sind, wir aber sehr stolz sein können, die ersten wichtigen Schritte gegangen zu sein. Die Datenbank zur Messung ist ein großer Meilenstein für uns. Spannend werden die Vergleichswerte aus diesem Jahr, um dann mit Zuversicht und noch mehr Diversität vor und hinter der Kamera Ende 2024 unser selbstgestecktes Ziel zu erreichen. Wir möchten damit alle Kolleg:innen, Partner:innen und Kreativen in unserer Branche inspirieren, diesen Weg gemeinsam mit uns zu gehen, um den Zuschauer:innen ein realistisches Bild unserer Welt zu zeigen.“

Um die Zielsetzung der Selbstverpflichtung zu erreichen und alle Aktivitäten rund um Diversity fokussiert voranzutreiben, haben Mitarbeiter:innen ebenfalls 2020 einen internen Diversity-Circle gegründet, bestehend aus Patinnen und Paten zu den vier Fokusthemen. Der Circle dient als Ansprechpartner nicht nur UFA-intern, sondern auch für alle Interessierte in der Branche, heißt es in der Pressemitteilung der UFA zum Report.

Die Filmproduktion will weitere Maßnahmen vor der Kamera folgen lassen: Die UFA und die MaLisa Stiftung haben in 2021 die Studie „Geschlechtsspezifische Gewalt im deutschen Fernsehen. Eine Medieninhaltsanalyse“ initiiert und gefördert. Sie liefert demnach erstmals einen Überblick über die Darstellung geschlechtsspezifischer Gewalt im deutschen TV. Die Studie wurde von Prof. Dr. Christine Linke und Ruth Kasdorf M.A. durchgeführt und ist ein Kooperationsprojekt der Hochschule Wismar und der Universität Rostock. Weiterführend werden UFA-intern Leitfäden für Kreative erarbeitet, die dabei unterstützen sollen, die Darstellung geschlechtsspezifischer Gewalt in UFA Programmen auf den Bildschirmen realistischer abzubilden.

Auch hinter der Kamera soll es weitere Maßnahmen geben. Neben internen Workshops, Trainings und Keynotes für Mitarbeitende (z.B. zur Sensibilisierung von Rassismus, unconscious bias oder female leadership) wurde insbesondere im Recruiting-Prozess zu mehr Vielfalt sowohl in kreativen und administrativen Führungspositionen als auch in Einstiegspositionen, aufgerufen. Stellenausschreibungen und Einstellungsprozesse wurden überarbeitet, Angestelltenverträge genderneutral gestaltet und Arbeitsplätze in Büros und an den Drehorten auf ihre Barrierefreiheit hin überprüft und teilweise bereits angepasst.