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FAZ vs. Süddeutsche Zeitung – Die Leitmedien deutscher Entscheidungsträger:innen im Vergleich

Stock Foto Frankfruter Allegmeine Zeitung und Süddeutsche Zeitung
Foto: © AdobeStock / ifeelstock
Frankfruter Allegmeine Zeitung, Süddeutsche Zeitung
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Für Deutschlands Entscheidungsträger:innen spielen die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) sowie die Süddeutsche Zeitung (SZ) eine bedeutende Rolle: Politiker:innen, Wirtschaftsführer:innen, Akademiker:innen und andere Meinungsbildner:innen nutzen sie als wesentliche Informations- und Orientierungsquelle, um sich über aktuelle Entwicklungen, Hintergründe und Analysen zu informieren.

Die beiden überregionalen Tageszeitungen werden oft politischen Spektren zugeordnet – die Süddeutsche Zeitung wird dabei als linksliberal und die Frankfurter Allgemeine Zeitung als konservativ-liberal angesehen. Marc Franzke (Business Development & Key Account Consulting) und Thomas Ratzke (Pressespiegel-Redakteur) vom Berliner Medienbeobachter Landau Media haben die SZ und die FAZ hinsichtlich ihres Medienprofils, ihrer redaktionellen Schwerpunkte und ihrer inhaltlichen Unterschiede über einen Zeitraum von zwölf Monaten verglichen.

Insgesamt wurden alle Veröffentlichungen, einschließlich Paid Content, auf den beiden Onlineauftritten faz.net und sueddeutsche.de für den Zeitraum von zwölf Monaten (vom 1. Juni 2022 bis zum 31. Mai 2023) erfasst. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung veröffentlichte in diesem Zeitraum 223.000 Artikel, bei der Süddeutschen waren es insgesamt 268.000 Artikel.

Agenturmeldungen vs. exklusive journalistisch Beiträge

Eine Gemeinsamkeit, die auffällt: Beide Medien setzen stark auf Inhalte von Nachrichtenagenturen wie dpa oder Reuters: Bei der Süddeutschen Zeitung gehen über 70 Prozent aller erfassten Veröffentlichungen auf Agenturmeldungen zurück, die oft automatisiert eingebunden werden. Bei der Frankfurter Allgemeine Zeitung liegt der Anteil bei über 63 Prozent.

Die Anzahl der Page Visits auf faz.net liegt mit 71,1 Millionen deutlich über denen auf sueddeutsche.de mit 61,5 Millionen. Ob das an dem höheren Anteil von exklusiven journalistischen Beiträgen bei der FAZ liegt, kann allenfalls vermutet werden.

Anders sieht es bei den gedruckten Exemplaren beider Zeitungen aus: Hier verkaufte die Süddeutsche Zeitung im ersten Quartal 2023 mit 284.000 Exemplaren deutlich mehr als die Frankfurter Allgemeine Zeitung (192.000 Exemplare).

Print vs. Digital

Dabei haben auch die FAZ und die SZ mit dem Negativtrend der gesamten Branche zu kämpfen: Beide verzeichnen rückläufige Verkaufszahlen bei den gedruckten Ausgaben. Die Süddeutsche Zeitung verlor in den letzten zwölf Monaten rund elf Prozent, während die Frankfurter Allgemeine Zeitung insgesamt rund sieben Prozent an Auflage verlor. Bei den digitalen Abonnements hingegen verzeichnen beide Zeitungen deutliche Zuwächse von über 30 Prozent: Die Süddeutsche Zeitung meldet derzeit 160.000 Abonnements, die Frankfurter Allgemeine Zeitung 112.000 Abonnements.

Wie viele Medien und Journalist:innen nutzen auch SZ und FAZ verstärkt Social Media, insbesondere Twitter, um ihre Beiträge einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen und ihre Reichweite zu erhöhen. Die Süddeutsche Zeitung hat auf Twitter mehr als 1,8 Millionen Follower und liegt damit knapp hinter den führenden Accounts von BILD und WELT mit je 1,9 Millionen Follower haben. Dagegen folgen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung nur 815.000 Menschen auf Twitter.

Auch auf Facebook hat die Frankfurter Allgemeine Zeitung weniger Fans als die Süddeutsche Zeitung. Allerdings haben beide Medien auf dieser Plattform in den letzten zwölf Monaten nur noch wenige neue Fans gewonnen, obwohl sie aktiv waren und insgesamt 26.000 bzw. 22.000 Beiträge veröffentlichten.

Auf LinkedIn erreicht die Frankfurter Allgemeine Zeitung 565.903 Follower:innen, die Süddeutsche 769.851 Follower:innen.

Um auch jüngere Zielgruppen zu erschließen, sind beide Medien auf Instagram vertreten. Besonders die FAZ nutzt diesen Kanal intensiv, um Nachrichten zu verbreiten. Im Gegensatz zur Süddeutschen Zeitung testet die Frankfurter Allgemeine Zeitung zudem einen TikTok-Kanal.

Redaktionelle Schwerpunkte

In ihren redaktionellen Schwerpunkten unterscheiden sich die beiden Zeitungen maßgeblich: Die FAZ legt besonderen Wert auf politische und wirtschaftliche Berichterstattung, während die SZ ein breiteres Themenspektrum abdeckt und auch aus den Bereichen Kultur, Literatur und Feuilleton ausführlich berichtet. Zudem widmet sich die SZ intensiv gesellschaftlichen Themen wie Gleichberechtigung, Umwelt und sozialer Gerechtigkeit.

Die wirtschaftliche Ausrichtung der FAZ spiegelt sich auch deutlich in der Leserschaft wider: Laut der „Leseranalyse Entscheidungsträger in Wirtschaft und Verwaltung (LAE)“ machen Vorstände und Geschäftsführer:innen 22,7 Prozent der FAZ-Leserschaft aus, während lediglich 13,6 Prozent der SZ-Leser:innen in leitenden Positionen tätig sind. Somit ist die Frankfurter Allgemeine die am meisten gelesene überregionale Tageszeitung unter den Entscheidungsträger:innen in Deutschland.

Berichterstattung zu den DAX-40

Analyse FAZ vs. SZ
Zum Download der gesamtem Infografik aufs Bild klicken.

Angesichts der Bedeutung dieser beiden Medien für Entscheidungsträger:innen, insbesondere in der Wirtschaft, wurde zudem untersucht, wie stark die FAZ und die SZ ihre Berichterstattung auf die DAX-40-Unternehmen und deren Vorstandsvorsitzende ausrichten. Dafür wurden ausschließlich redaktionelle Beiträge berücksichtigt, nicht aber Agenturmeldungen.

Die FAZ zeigt eine deutliche inhaltliche Ausrichtung auf Wirtschafts- und Finanzthemen – jeder vierte der über 82.000 exklusiven redaktionellen Beiträge erscheint im Wirtschaftsteil. Dies spiegelt sich auch in der Berichterstattung über die DAX-40-Unternehmen wider, denn die FAZ berichtet im Vergleich zur SZ mehr als doppelt so häufig über diese Unternehmen. Auch in Bezug auf die Vorstandsvorsitzenden gibt es deutliche Unterschiede, da in der FAZ sogar dreimal so häufig über sie berichtet wird wie in der SZ.

Da die Automobilbranche zu den Schlüsselbranchen in Deutschland gehört, legen beide Medien einen Fokus auf die deutschen Autobauer, die sich in einem umfangreichen Transformationsprozess befinden. Den sich daraus ergebenden Fragestellungen, wie beispielsweise die Marktpositionierung im Vergleich zu Tesla oder den neuen Wettbewerbern aus China, gehen sowohl die FAZ als auch die SZ nach. Zusätzliches Medieninteresse wurde durch den Vorstandswechsel bei VW / Porsche hervorgerufen, weshalb Oliver Blume in beiden Medien zu den am häufigsten zitierten CEOs zählt.

Apropos Zitate: Die Süddeutsche Zeitung wird von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung deutlich häufiger zitiert als umgekehrt: Die FAZ verwies im Untersuchungszeitraum 203 Mal auf die SZ, umgekehrt verwies die SZ nur 81 Mal auf die FAZ als Quelle. Dies ist möglicherweise auch auf den umstrittenen Rechercheverbund der Süddeutschen Zeitung mit NDR und WDR zurückzuführen.

Die Infografik zur Case Study gibt’s hier zum Download >>

Fazit

Wie dieser kurze Vergleich zeigt, haben sich beide Tageszeitungen in der deutschen Medienlandschaft als bedeutende überregionale Leitmedien etabliert, insbesondere für wirtschaftliche und politische Entscheidungsträger:innen. Viele von ihnen lesen beide Medien, um einen Überblick über verschiedene Standpunkte zu relevanten gesellschaftlichen, wirtschaftlichen oder politischen Diskussionen zu erhalten. Sowohl die FAZ als auch die SZ genießen laut einer Studie des Reuters Institute auch in der deutschen Bevölkerung ein sehr hohes Vertrauen als Nachrichtenquelle.


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Der Beitrag erschien zuerst im KOM Magazin 03/2023 mit dem Titelthema „Medien“.