
Das deutsche Gesundheitsbarometer hat die Nutzung sozialer Medien in Deutschland untersucht und dabei besorgniserregende Tendenzen festgestellt. Die repräsentative Erhebung wurde zwischen September 2024 und November 2025 unter mehr als 22.000 Teilnehmenden ab 18 Jahren vom Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit der Ruhr-Universität Bochum sowie dem Deutschen Zentrum für psychische Gesundheit durchgeführt.
Im Durchschnitt verbringen die Befragten täglich zwischen drei und vier Stunden in sozialen Medien. „Ein Großteil der deutschen Bevölkerung nutzt soziale Medien“, heißt es in der Studie, wobei jüngere Menschen deutlich mehr Zeit online verbringen als ältere. Unter 20-Jährige kommen im Schnitt auf über vier Stunden täglich, während über 80-Jährige rund zwei Stunden verbringen. Frauen nutzen die Plattformen und Messenger etwas länger als Männer. Regional zeigen sich Unterschiede: In Hamburg und Berlin liegt die durchschnittliche tägliche Nutzung bei über vier Stunden, während Mecklenburg-Vorpommern und Bayern mit rund drei Stunden am wenigsten Nutzungszeit verzeichnen.
Suchtartige Nutzung steigt bei Jüngeren
Besorgniserregend ist die zunehmende Tendenz zur suchtartigen Nutzung: Rund 27,6 Prozent der Nutzenden zeigen laut der international anerkannten Bergen Social Media Scale entsprechende Symptome. „Frauen sind davon mit 29 Prozent etwas häufiger betroffen als Männer mit 25,4 Prozent“, berichtet Prof. Dr. Julia Brailovskaia vom Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit der Ruhr-Universität Bochum und Deutschen Zentrum für psychische Gesundheit. Besonders hoch ist der Anteil bei jüngeren Menschen: Unter 20-Jährige sind mit 51,3 Prozent betroffen, 20- bis 39-Jährige mit 34,9 Prozent. Betroffene gibt es jedoch in allen Altersgruppen.
Empfehlungen zur Prävention
Um negative Langzeitfolgen zu mindern, geben die Forschenden klare Empfehlungen: „Es hilft, die Nutzungszeit Sozialer Medien bewusst und kontrolliert zu reduzieren, am besten gemeinsam mit Familie, Freund:innen und Arbeitskolleg:innen“, erklärt Brailovskaia. „Schon 30 Minuten weniger pro Tag verbessern deutlich die psychische Gesundheit.“
Weitere Maßnahmen umfassen die Förderung positiver Offline-Aktivitäten wie Sport oder Brettspielabende, feste Schlafzeiten und den Verzicht auf Social Media kurz vor dem Einschlafen. Gesunde Ernährung und regelmäßige reale Kontakte seien ebenfalls förderlich für das Wohlbefinden.
Das deutsche Gesundheitsbarometer
Das deutsche Gesundheitsbarometer ist eine bundesweite Online-Plattform, die das seelische Befinden sowie den Lebensstil in Deutschland regelmäßig erfasst. Es fungiert als Frühwarnsystem für die psychische Gesundheit und soll dazu beitragen, passgenaue Maßnahmen bedarfsorientiert zu entwickeln. Die Teilnahme steht allen offen und soll helfen, die psychische Gesundheit in Deutschland besser zu verstehen und gemeinsam zu verbessern.