Facebook, Instagram, WhatsApp, ein Social Media Hattrick mit ungeahnten Folgen

In der vergangenen Woche gab es einen ganz großen digitalen Knall. Facebook verkündete, den Messaging-Dienst „WhatsApp“ für 19 Milliarden Dollar zu kaufen. Während die digitale Unternehmerwelt mit großen Augen auf den Betrag der Transaktion schaut, fallen DatenschützerInnen die Augen eher heraus. Denn was es bedeutet, wenn ein Marktführer der öffentlichen Kommunikation den Marktführer der privaten Kommunikation schluckt und Userdaten abgleichen kann, das kann man sich ungefähr ausmalen.

Einen Punkt, den die meisten Medien bisher nicht beleuchtet haben, ist die entstehende Marktmacht von Facebook, wenn es um digitales Marketing und digitale Kommunikation geht. Der Konzern aus Mountain View hatte bereits 2012 das Fotonetzwerk Instagram gekauft. Nach der aktuellen Akquisition ist damit ein Social Media Hattrick komplett: Facebook, Instagram und WhatsApp oder eben öffentliche Kommunikation, (Bewegt)-Bild und private, multimediale Kommunikation. Weit über eine Milliarde Menschen nutzen diese drei Netzwerke und werden nachweislich beeinflusst durch ihren selektiven Medienkonsum über diese Plattformen.

Alle drei Netzwerke sind in sich darauf angelegt, dass man innerhalb des Systems auch externe Inhalte konsumieren kann. Dies bedeutet auch, dass nur diese Netzwerke über valide Daten der internen Mediennutzung verfügen. Und hier zeigt sich ein Problem, welches ich in meiner eigenen Arbeit erleben konnte, aber auch durch Kollegen immer wieder bestätigt bekomme. Facebook liefert bisher nur Reportings, die man kaum bis gar nicht nachvollziehen kann. Ausgewiesene Reichweiten wirken gelegentlich wie Phantasiezahlen. Gleichzeitig gibt es immer wieder Kritik an den sich ständig ändernden und undurchsichtig wirkenden Algorithmen, nach denen User Inhalte in ihren Timelines angezeigt bekommen.

Facebook-Pages sind die Basis für Unternehmen und Organisationen, um mit ihren Zielgruppen auf der Plattform in Verbindung zu kommen bzw. zu bleiben. Ziel von Facebook ist es, genau an dieser Kommunikation zu verdienen. Dies bedeutet, Unternehmen und Organisationen wollen, können, (müssen) Geld bei Facebook ausgeben, um auf ihre Reichweiten zu kommen und ihre Inhalte zu platzieren. Dafür wollen diese zahlenden Kunden saubere, nachvollziehbare Daten haben – für Reportings, Marketingentscheidungen und Kommunikationsstrategien. Wenn Facebook diese Zahlen jedoch nicht liefern kann, wird es zukünftig nicht einfach, das Vertrauen bei Organisationen und Unternehmen zu wahren bzw. auszubauen, geschweige denn zahlreiche Geschäftskunden auch von ihren weiteren Netzwerken Instagram und vielleicht auch WhatsApp zu überzeugen.

In der Vergangenheit sind mehrere Werbemittel und Bilder von Facebook nicht freigegeben worden – ebenfalls ein Problem, von dem man öfter hört. Wenn man das jetzt mal weiterdenkt, wird es doch etwas gruselig. Wenn auf allen Plattformen die rigiden Artworkbestimmungen eines Tages gelten werden, dann ist nicht nur die Kreativität für Marketing und Kommunikation deutlich eingeschränkt, sondern es stellt sich auch die Frage, wer dann über wen bestimmt. Der Facebook-Konzern über meine Kommunikation oder ich? Je länger ich darüber nachdenke, desto eher bin ich froh, dass es da noch die andere Datenkrake namens Google und es noch ein Internet jenseits der drei Plattformen Facebook, WhatsApp und Instagram gibt.

jst-autorenbildÜber den Autor: Jens Stoewhase ist verantwortlicher Redakteur für medienrot.de und Geschäftsführer der Rabbit Publishing GmbH, die dieses Onlinejournal im Auftrag der Landau Media AG betreibt. Bis Ende 2011 betreute er selbst u.a. die digitalen Aktivitäten zahlreicher kommerzieller Kinder- und Jugendmagazine und YPS. Stoewhase arbeitete vorher jahrelang für den Onlinebereich der TV-Serie „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ und als Freelancer im Musikbereich und entwickelte Konzepte für digitale Angebote im Entertainmentsegment.