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Echo des Echo

Foto: © Fotolia/paul

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Der Publikumspreis ECHO ist ein deutscher Musikpreis, der von einer Jury vergeben wird. Ausschlaggebend sind Verkaufszahlen und Chartplatzierungen, so sagen es zumindest Wikipedia und der Bundesverband der Musikindustrie. Die Verleihung dieses Musikpreises ist in diesem Jahr von 1,79 Mio. Menschen gesehen worden .

Mit der Veranstaltung einer solchen Preisverleihung und vor allem mit der Übertragung dieser Veranstaltung im Fernsehen übernehmen Veranstalter und Fernsehsender eine Verantwortung. Sie übernehmen die Verantwortung dafür, was über eine Mio. 14 – 19-Jährige sehen, wenn man der ermittelten Einschaltquote trauen darf. Sehen konnten diese Jugendlichen, und die schauen nicht nur über die in den Einschaltquoten ermittelten Kanäle, dass zwei Rapper einen Preis gewinnen konnten, die Texte rappen, die ich aus Scham und Respekt vor Frauen, jüdischen Mitbürgern und Homosexuellen nicht in dieser Kolumne wiedergeben möchte.

Die Rapper sind jetzt Preisträger, Träger des Preises der deutschen Musikindustrie. Sie sind beglückwünscht worden und durften ihre Kunst dem Publikum des Echos und dem Fernsehpublikum näher bringen. Vorher hatte die Ethikkommission des ECHO diesen Vorgang geprüft und mit dem Ausdruck des Bedauerns darauf hingewiesen, dass die Kunstfreiheit es gebiete, diesen Preis zu verleihen und Provokation ein allgemeines Stilmittel der Rapper sei. Das stimmt! Aber sollte eine „Ethik“-Kommission wirklich nur prüfen, ob etwas zum Stil einer Musikrichtung gehört oder vom Begriff der Kunstfreiheit gedeckt ist? Muss eine solche Kommission nicht auch die Maßstäbe anlegen, die die Organisation vertritt, die diese Kommission ins Leben gerufen hat?

Für mich scheint das „Waschen der Hände in Unschuld“, was schon bei Pontius Pilatus nicht geklappt hat, auch hier gründlich missglückt! Die Deutsche Phono Akademie und der Bundesverband Musikindustrie haben maßgeblich zur Verbreitung der Musik dieser Rapper beigetragen. Sie haben die Bekanntheit der Rapper extrem gesteigert und sicherlich auch deren Verkaufszahlen und haben somit deren Meinungsäußerungen unterstützt und verbreitet.

Das alles darf man gerne tun, sollte sich dann aber hinterher nicht darauf berufen, man hätte es tun müssen. Nein, diese Rapper mussten den Preis nicht bekommen! Sie mussten nicht vor fast zwei Mio. Menschen im Fernsehen auftreten, sie taten es, weil der ECHO ihnen eine Bühne gegeben hat und die Reichweite eines Massenmediums. Auch eine Diskussion wurde auf der Veranstaltung vermieden, nur wenige nahmen Bezug darauf, dass Kunst zwar vieles darf, man aber nicht zwanghaft Preise dafür bekommen muss. Diesen wenigen bin ich dankbar, da der Umgang mit solcherlei Gedankengut eben eines unbedingt braucht: Haltung. Und die haben der ECHO und seine Veranstalter leider nicht gezeigt.


Über den Autor: andrea katheder für landau media, berlin 2013Uwe Mommert ist Geschäftsführender Gesellschafter von Landau Media. Darüber hinaus ist der Digitalexperte begeisterter Social Media- und Technology-Jünger und immer an innovativen Ideen interessiert. Für medienrot.de kommentiert Uwe Mommert regelmäßig das Mediengeschehen. Sie erreichen Uwe Mommert auch unter mommert@landaumedia.de, bei Xing und bei LinkedIn.