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Die Verdrossenheit über die politische Jugend

Foto: © AdobeStock/Nicola

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Bis vor Kurzem war noch die Klage der Politik, dass sich niemand für sie interessiert. Diese unpolitische Haltung wurde viel bemängelt.

Nun ist das anders. Jetzt interessiert sich die Jugend für die falsche Politik – Klimapolitik, Flüchtlingspolitik und andere Themen, die die etablierten Politiker nicht unbedingt zu ihren Prioritäten zählen.

Außerdem sind die politische Forderungen der Jugend unrealistisch. Wo kämen wir den hin, wenn wir uns konsequenter für die Erhaltung unseres Klimas einsetzen würden? Das sollten die Jugendlichen dann doch lieber den Experten überlassen. Also nicht den Klimaexperten, die fordern eigentlich dasselbe wie die Jugendlichen. Lieber also den Politik-Experten, die finden heraus, was machbar ist und keiner Lobby zu stark auf die Füße tritt.

Machbarkeit ist aber nicht die oberste Priorität der Jugend. Konsens schon gar nicht. Sie wollen Zukunft. Deswegen gehen sie freitags auf die Straße. Die Informationsversorgung und auch die Organisation der Bewegung läuft dabei wie selbstverständlich übers Internet.

Das Internet spielt somit in der Organisation und Lebenswirklichkeit unserer Jugend eine essenzielle Rolle. Sie ist aufgewachsen mit der permanenten Verfügbarkeit von Information und schneller Kommunikation. Sie stellt Informationen in eigenen Kanälen kreativ zusammen. Ob Audio, Video oder Text – unsere Jugend ist multimedial, kreativ und überhaupt nicht unpolitisch.

Vor der Europawahl hat dies auch die CDU sehr stark zu spüren bekommen. Mit dem Video „Die Zerstörung der CDU“ von YouTuber Rezo hat die CDU eine Abmahnung aus dem Neuland erhalten. Mit derzeit 14.846.415 Aufrufen (Stand: 11.6.2019, 10:50 Uhr) hat dieser junge Mann genauso viele Menschen erreicht wie drei Ausgaben der 20:00 Uhr Tagesschau.

Aber jetzt sind die etablierten Parteien sicher aufgewacht und setzen auf das einzige, was sinnvoll ist: Dialog. Tja, leider nicht. Lieber erst einmal die Absender der Information diskreditieren und deren Kompetenz angezweifeln. Altes Politisches Mittel. So muss man sich nicht mit den unbequemen Fakten oder gar dem politischen Willen der Jugend auseinandersetzen, sondern kann ihr elegant die Kompetenz absprechen.

Nicht unsere Jugend lebt in einer Filterblase, sondern viele der Menschen im etablierten Politikprozess. Erst wenn man seine jungen Wähler ernst nimmt und sie auf den Kanälen zur Kommunikation einlädt, wo sie sich nun mal befinden, wird man weniger verdrossen sein über die politische Meinung der Jugendlichen. Die wirkliche Politikverdrossenheit ist die Verdrossenheit der Politik mit der digitalen Kommunikation.


Über den Autor: Uwe Mommert ist Geschäftsführender Gesellschafter von Landau Media. Darüber hinaus ist der Digitalexperte begeisterter Social Media- und Technology-Jünger und immer an innovativen Ideen interessiert. Für medienrot.de kommentiert Uwe Mommert regelmäßig das Mediengeschehen. Sie erreichen Uwe Mommert auch unter mommert@landaumedia.de, bei Xing und bei LinkedIn.