Die E-Fuels-Debatte — ein Kommunikationserfolg?

Infografik Landau Media E-Fuels Debatt in Deutschland 2022
Grafik: © Landau Media

Ob der synthetische Kraftstoff künftig Deutschland hilft bei der Klimaneutralität oder nicht, hängt auch von der öffentlichen Wahrnehmung ab. Der Berliner Medienbeobachter Landau Media hat die Medienberichterstattung zum Ende des Verbrennungsmotors analysiert. Die Auswertung zeigt, dass Bundesverkehrsminister Volker Wissing am stärksten mit dem Thema „E-Fuels“ assoziiert wird. Herstellerseitig kommt Porsche besonders häufig vor.

Der jüngste Kompromiss zwischen den EU-Staaten und der Bundesregierung zum Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor hat nicht nur in Deutschland medial für Aufsehen gesorgt. Nun können in der EU auch nach 2035 noch Autos mit Verbrennungsmotor zugelassen werden, wenn sie ausschließlich mit klimafreundlichen synthetischen Kraftstoffen – so genannten E-Fuels – betrieben werden.

Während die einen durch den Kompromiss die Energie- und Verkehrswende in Gefahr sehen, bewerten andere, wie bspw. der Verband der Automobilindustrie (VDA) das Ergebnis positiv. Als Argument wird dabei u.a. das Schlagwort Technologieoffenheit herangezogen. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sieht den Kraftstoff als künftige Option für den klassischen Verbrennungsmotor. Wenig überraschend: Wissing ist auch über den gesamten Untersuchungszeitraum hinweg der mit Abstand wichtigste Akteur in der Berichterstattung über E-Fuels. Er wird in fast der Hälfte (42,1 %) aller Medienbeiträge zum Thema namentlich erwähnt.

Auf Platz zwei im Ranking landet sein Parteichef, Finanzminister Christian Lindner (21,2 %), dem im vergangenen Jahr eine zu große Nähe zu Porsche-Chef Oliver Blume (der inzwischen zusätzlich den Volkswagen-Konzern leitet) nachgesagt wurde. Der FDP-Bundesvorsitzende wird in den Medien fast genauso häufig erwähnt wie der Sportwagenhersteller Porsche, der auf synthetische Kraftstoffe setzt. Von allen Automobilherstellern wird Porsche am häufigsten im Zusammenhang mit E-Fuels in den Medien genannt (22,1 %).

Was darüber hinaus auffällt: Die Medienberichterstattung wird stark von den Fürsprechern des vermeintlich klimaneutralen Kraftstoffs dominiert. Greenpeace kommt mit 10,9 Prozent vergleichsweise häufig im Zusammenhang mit E-Fuels vor, ist aber der einzige Gegenpol, der sich in relevantem Ausmaß in der Berichterstattung wiederfindet. Auch die Deutsche Umwelthilfe hält sich beim Thema E-Fuels erstaunlich zurück.

Ein hohes Medieninteresse führt auch bei Google zu einem deutlich höheren Suchinteresse der Nutzer:innen nach E-Fuels. Dieser Zusammenhang lässt sich vor allem an den maximalen Ausschlägen ablesen. Immer dann, wenn die Medienberichterstattung zum Thema E-Fuels besonders hoch ist, steigt auch das Suchvolumen nach E-Fuels deutlich an. Dabei interessieren sich die Google-Nutzer:innen vor allem für den pragmatischen Nutzen: Was sind E-Fuels? Kann mein Auto E-Fuels tanken und wenn ja, wo? Es zeigt sich aber auch, dass die Nutzer:innen auch an den Kosten und der Effizienz von E-Fuels interessiert sind.

Unabhängig von dieser Diskussion halten es einer Civey-Umfrage von Mitte März zufolge fast zwei Drittel aller Befragten in Deutschland für richtig, Verbrennerautos mit E-Fuels auch nach 2035 zuzulassen. Unter den FDP und CDU/CSU-Wähler:innen ist die Zustimmung zu E-Fuels mit 91 Prozent beziehungsweise 84 Prozent sogar noch höher.

Nach aktuellem Stand werden E-Fuels den enormen Kraftstoffbedarf der knapp 50 Millionen Fahrzeuge in Deutschland oder gar EU-weit (ca. 355 Mio. Fahrzeuge) nicht decken können. E-Fuels könnten nach Ansicht von Verkehrsexpert:innen in Zukunft aber zumindest für die Schifffahrt und Lkw eine Alternative sein.

Die vollständige Infografik gibt es hier zum Download >>

Der Beitrag zur Analyse von Marc Franzke, Key-Account-Consultant bei Landau Media, und Thomas Ratzke, bei Landau Media in der Pressespiegelredaktion tätig, erschien zuerst im KOM – Magazin für Kommunikation.