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Das ist neu bei der Google Bildersuche

Bild: Screenshot Google Bildersuche mit Filter Lizenzen

Bild: Screenshot Google Bildersuche mit Filter Lizenzen
Seit Kurzem ermöglicht Google Images eine größere Hilfestellung beim Weg zur Lizenzierung eines Fotos. Was genau hat sich geändert? Was bedeutet das für die PR- und Medienbranche? Welche Rechtefragen sind zu beachten? Und warum vergleichen die Hamburger Bildbeschaffer die Bildersuche mit der berüchtigten Herbertstraße auf dem Kiez von St. Pauli? Ein Gastbeitrag.

Auch in der PR- und Medienbranche gibt es Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bei der Beschaffung von Bildmaterial nicht regelmäßig mit festen Bildagenturen zusammenarbeiten. Oftmals bemühen als ersten Schritt beim Bilderkauf zunächst Google Images, um sich einen Überblick zu verschaffen. Die Zeiten von Strg.+C, Strg.+V (sprich: die unerlaubte Kopie aus der Bildersuche heraus) sind noch immer nicht vorbei, das Wissen um Persönlichkeits- und Urheberrechte ist ebenfalls in vielen Fachabteilungen noch ausbaufähig.

Dieses Bild ist lizenzierbar
Dass ein Bild in hoher Auflösung bei Google zu finden ist, heißt nicht, dass es ohne entsprechender Nutzungslizenz genutzt werden darf. Angenommen, Sie suchen für Ihre nächste PR-Kampagne nach einem Bild von einer Speakerin am Rednerpult, das Sie im sowohl in einem Newsletter als auch in einer Broschüre sowie als Symbolbild für das eine oder andere Social-Media-Posting nutzen wollen. Die Google-Anfrage wirft also massenweise Bilder von Frauen am Rednerpult aus. Das bedeutet nicht, dass Sie das Bild unter Angabe des Urhebers auch für Ihre gewünschten Zwecke nutzen dürfen. Eine Lizenz muss her.

Seit Anfang September 2020 finden Bildsuchende bei Google Images nicht mehr nur die Suchergebnisse und den Namen des Fotografen oder der Fotografin – neu hinzugekommen ist der direkte Link zum Erwerb einer Lizenz. Damit hat der Marktführer unter den Suchmaschinen zwei Jahre nach einer entsprechenden Diskussion zu diesem Thema auf der CEPIC 2018 seine Hausaufgaben gemacht und das damals angekündigte Siegel („Dieses Bild ist lizenzierbar“) als wichtige Funktion in die Suche integriert. Sobald die Metadaten des Bildes oder die HTML-Tags auf der entsprechenden Seite die nötigen Informationen zeigen, werden sie von Google ausgelesen. Über entsprechende Filter können sich Google-Nutzer sogar ausschließlich Bilder zeigen lassen, die mit Lizenzinformationen bestückt sind. Im Dropdown-Menü zu den Nutzungsrechten kann zwischen Creative-Commons-Lizenzen, kommerziellen oder anderen Lizenzen gewählt werden. Ein Link führt anschließend zu den Lizenzdetails.

Google wird Suchenden in Unternehmen allerdings nicht zeigen können, welche Kosten für diese oder jene Lizenz anfallen. Wichtig dabei: Für gestandene B2B-Unternehmen gelten andere Lizenz-Regeln als für den kleinen Handwerksbetrieb. Die billigen Lizenzen für 2,90 EUR von Shutterstock, AdobeStock und andere sind für Einzelpersonen gedacht. In die Tiefen der unterschiedlichen Unternehmens- und Konzernlizenzen taucht Google nicht ein.

Wird Google eine Bildagentur?
Nein – so die Aussage der Produktmanager auf der CEPIC 2019 in Paris. Der Markt ist einfach zu klein (geschätzt knapp 3 Mrd. US-Dollar), zu zerrüttet, um hier als Konkurrenz aufzutreten. Die Kritik, wenn Google sich in diesen Markt einmischen wollte, wäre lauter als der mögliche Gewinn. Keine Bildagentur also, aber eine erweiterte Bildersuche, die sich klar im Sinne einer verantwortungsvollen Verwendung von Bildern positioniert. Wer wird diese Funktion nutzen, um seine Bilder hier anzubieten? Natürlich sind Bildagenturen wie Getty Images auch mit iStock oder Dreamstime schon dabei. Die alte Dame Flickr übersetzt „Alle Rechte vorbehalten“ mit „Lizenzierbar“, da ja der Flickr-User nach einer Lizenz gefragt werden kann. Aber auch Websites wie Freepik, Unsplash und Co. werden aufspringen auf den Zug, und das mit nicht ganz „koscheren“ Bildern – fehlende Rechte für die Personen auf den Bildern und versteckte Bedingungen wie „kostenlos, aber mit der Pflicht zur Namensnennung” werden dafür sorgen, dass auch Bilder als „lizenzierbar” angezeigt werden, die sich als Stolperfalle entpuppen. Wir Bildbeschaffer vergleichen die Bildersuche gern mit der berühmt-berüchtigten Hamburger Herbertstraße und geben schlagen folgende Eselsbrücke vor: angucken erlaubt, anfassen kostet.

Achtsam bleiben beim Umgang mit Bildern
Noch haben nicht alle Urheber und Bildagenturen die Möglichkeiten des Verkaufs von Lizenzen über die Google Bildersuche erkannt oder umgesetzt. Inwieweit die erweiterte Funktion der Google-Bildersuche die Arbeit von Kreativen, Bildagenturen und der PR- und Medienbranche beeinflussen wird, bleibt abzuwarten. Entscheidend ist: Bleiben Sie in Ihrem Umgang mit Bildern achtsam, beschäftigen Sie sich mit den Lizenzen und lesen Sie das Kleingedruckte. Der Bildermarkt ist extrem fragmentiert: Von der seriösen Nachrichtenagentur bis zum abmahnwütigen Hobby-Knipser findet sich alles im Netz und ist viel zu leicht kopiert.


Über die Bildbeschaffer: Michaela Koch und Alexander Karst gründeten im Jahr 2008 Die Bildbeschaffer. Die Hamburger Agentur ist spezialisiert auf Bildeinkauf, Recherchen, Rechteklärung, Verwaltung und dazugehörige Dienstleistungen und Seminare. Die Leidenschaft der Bildbeschaffer – sechs Mitarbeiter sowie ein weit gespanntes Netzwerk aus Rechtsanwälten, Informatikern und Druckspezialisten – gilt vor allem der Aufgabe, das richtige Bild für das richtige Projekt zu vermitteln. Zu Hause sind sie im Hamburger Karolinenviertel – und hier.