Crowdfunding – 8 Tipps für die Kampagnenvorbereitung.

Crowdfunding – Was ist das?

Beim Crowdfunding geht es darum, dass viele Menschen – also die Crowd – ein Projekt finanzieren. Die Projektinitiatoren sammeln dabei über einen gewissen Zeitraum Geld von Privatpersonen. Hier gilt das „Alles oder nichts“-Prinzip: Wird die geplante Fördersumme nicht erreicht, geht das Geld zurück an die Spender. Crowdfunding-Plattformen wie kickstarter.com oder startnext.de übernehmen die komplette Abwicklung.

Da steckt Musik drin

Crowdfunding ist ein Begriff der so genannten Nullerjahre. Häufiger tauchte der Begriff erstmals 2006 auf. Damals ermöglichte die Plattform sellaband.com es KünstlerInnen, ihr Album von Fans vorfinanzieren zu lassen und so unabhängig produzieren zu können. Die Idee gibt es allerdings schon länger. Der Musiker und Produzent Brian Camelio gilt mit seiner Plattform ArtistShare.com als Pionier der Schwarmfinanzierung. In Deutschland war die Band „Einstürzende Neubauten“ mit ihren durch Fans vorfinanzierten Alben ab 2002 früh dabei.

Die weltweit erfolgreichste Crowfunding-Plattform ist kickstarter.com. Dort wird das meiste Geld für Computerspiel-Projekte investiert. Bis März 2013 wurden nach offiziellen Angaben von kickstarter über 100 Millionen US-Dollar für Gaming-Projekte gespendet, 1.476 Spiele bekamen grünes Licht.

Kein Wunder also, dass sich das Bremer Team von King Art Games für genau diese Plattform entschieden hat, um ihr „Battle Wars“-Projekt zu finanzieren. Jan Theysen, Creative Director bei King Art, erklärt: „Kickstarter ist die mit Abstand größte Seite [für Crowdfundig, A.d.R.], die auch die meiste Aufmerksamkeit mit sich bringt. Fast 50 Prozent der Unterstützer unserer Kampagne kamen tatsächlich über kickstarter.“

Ein Jahr Vorbereitung hat die Crowdfunding-Kampagne gekostet. Im Vordergrund stand dabei die Produktion des Videos für den Start der Kampagne. Dass technisch im Hintergrund noch nicht alles rund lief, war erst einmal Nebensache.

Die Arbeit hat sich gelohnt! Das Video war das Aushängeschild der „Battle Wars“-Kampagne:

Ist die Kampagne gestartet, geht es vor allem um Reichweite. Das „King Art“-Team hat dafür vor allem große Spieleseiten und –blogs kontaktiert, um Projekt und Kampagne bekannt zu machen. Außerdem haben die Bremer Spieleentwickler jede Menge Interviews gegeben: „Ask me anything“ war dabei das Motto. Ergänzt wurde das Ganze mit „bescheidenen“ Marketingmaßnahmen, wie das Promoten einzelner Posts auf Facebook, um noch mehr Leute zu erreichen.

Wer glaubt, sich zurücklehnen zu können, wenn die Online-Kampagne erst einmal läuft, irrt! Zum einen gilt es, Feedback auf Nachrichten und Kommentare zu geben, zum anderen muss die Kampagne immer aktuell gehalten werden. Die Crowd will schließlich auf dem Laufenden sein, was den Stand des Projektes angeht. Außerdem muss man ständig versuchen, „Rummel zu machen“, wie Theysen die kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit beschreibt.

Der Erfolg gibt King Art recht: Schon nach sieben Tagen hatten sie ihr Kampagnen-Ziel von 120.000 US-Dollar erreicht. Der Rest (noch mal 140.000 US-Dollar) ist Bonus – und der fließt natürlich auch ins Spiel. Doch erst einmal muss sich das Team einen Überblick verschaffen, wer eigentlich wofür gezahlt hat …

Bis dahin hat Jan Theysen folgende Tipps für Leute, die ebenfalls eine Kampagne planen wollen:

1. Gut vorbereitet ist halb finanziert!
„Man sollte nicht auf den Überraschungseffekt setzen. Es hilft, schon im Vorhinein eine Unterstützer-Community aufzubauen. Außerdem haben wir auch im Vorfeld schon eine Pressetour gemacht, damit die Kampagne gut aus den Startlöchern kommt.“

2. Spare nicht am Video!
„Das Wichtigste ist ein gutes Video. Und davon die ersten zehn bis 15 Sekunden. In dieser Zeit muss man die Leute packen und von der Idee überzeugen.“

3. Sag’s mit Social Media!
„Zur Bekanntmachung der Kampagne sollte man das Social Web nutzen. Darüber bekommt ein Projekt Reichweite.“

Crowdfunding – Fünf schnelle Tipps!

Zum Schluss noch einige Punkte, die Ihnen bei der Entwicklung einer passenden Kampagne helfen sollen:

1. UnterstützerInnen finden
Die ersten Überlegungen sollten sich mit der Zielgruppe beschäftigen: Für wen ist das Projekt interessant? Wer hat ein persönliches Interesse daran? Diese Menschen sind Ihre potenziellen UnterstützerInnen – die Sie (soweit möglich) auch gern schon vor Kampagnenstart einbeziehen können.

2. Professionell präsentieren
Der Schwarm ist wählerisch und will überzeugt werden – und zwar mit einer professionellen Präsentation des Projektes! Vorzeigen darf man das Projekt – und sich – auf einer eigenen Unterseite der Crowdfunding-Plattform, die jedem Projekt zugewiesen wird. Deren Kernstück ist das Video, in dem man das eigene Vorhaben vorstellt und die ZuschauerInnen um Finanzierung bittet. Und wie wir am „Battle Worlds“-Beispiel gesehen haben, lohnt es sich, dafür Zeit und Geld zu investieren.

3. Summe richtig wählen
Je höher die Summe, desto anspruchsvoller ist das Geldsammeln. Am besten legt man als Finanzierungsziel die Summe fest, die man wirklich braucht, um das Projekt umzusetzen. Kommt mehr Geld in die Kasse, kann das Projekt nachträglich noch verbessert und ausgebaut werden. Hierfür sollte man schon weiteres Präsentationsmaterial vorhalten.

4. Danke sagen
Die Crowd erwartet natürlich eine Gegenleistung für ihre Unterstützung – mal abgesehen vom Produkt. Hier ist ein Dankeschön angebracht. Wie das aussieht, sei Ihrer Kreativität überlassen. Wer Geld für einen Film sammelt, kann die Spender zum Beispiel im Abspann namentlich nennen. Wer ein Buch schreibt, verschickt unterschriebene Exemplare.

5. Netzwerk-Effekt auslösen
Die ersten UnterstützerInnen kommen aus der Familie oder aus dem Freundeskreis? Völlig normal! Wichtig ist nur, sie auch andere wissen lassen, dass Ihr Projekt großartig ist – zum Beispiel über Facebook oder Twitter bzw. generell in den sozialen Medien, in denen Ihre Zielgruppe in großer Zahl vertreten ist. Doch das allein reicht nicht! Machen Sie auch selbst „Rummel“ – in Ihren eigenen Netzwerken, bei PressevertreterInnen etc.

Kurz gesagt: Eine Crowdfunding-Kampagne ist ein Full-Time-Job! Aber einer, der sich lohnen kann …

Über die Autorin: Nicole Storch ist freiberufliche Autorin für Print und Online. Zuvor betreute sie als Redakteurin beim Egmont Ehapa Verlag zahlreiche Kinder- und Jugendzeitschriften. Während ihres Studiums der Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der UdK Berlin arbeitete sie bereits als freie Texterin für verschiedene Agenturen.