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Clubhouse-Kurzstudie: Politik als Chance

Collage: © AdobeStock/mahod84, Screenshot AppStore
Collage: © AdobeStock/mahod84, Screenshot AppStore

Die audio-basierte Social-Network-App Clubhouse ist weiterhin ein Blasenphänomen und überzeugt zudem nur jede/n zweite/n Nutzer/in. Dennoch bietet die Plattform ein enormes Potenzial in der politischen Kommunikation. Das zeigt eine neue Kurzstudie von Prof. Tobias Kollmann der Universität Duisburg-Essen und dem Marktforschungsunternehmen Civey unter Clubhouse-NutzerInnen.

Clubhouse hat innerhalb kurzer Zeit eine hohe Bekanntheit erlangt. Fast jede/r zweite Deutsche hat bereits davon gehört, allen voran junge Menschen. Aber auch unter den über 65-jährigen hat jeder Dritte die App bereits wahrgenommen. Die Bekanntheit in Deutschland ist somit innerhalb weniger Wochen rasant von rund 17 Prozent Mitte Januar auf inzwischen 45 Prozent angestiegen.

Ein großer Unterschied zeigt sich bei der Bildung. So hat jede/r zweite Deutsche mit Abitur bereits von der App gehört, während es nur jeder Fünfte mit Hauptschule oder ohne Abschluss ist. Zudem zeigt sich eine höhere Bekanntheit in großen Städten wie Berlin, Hamburg und München. „Es sind vor allem die urbanen Gebildeten, die die Ohren spitzen bei solchen Trends. Gerade in diesen Gruppen kann der Clubhouse-Start als erfolgreich gesehen werden”, erläutert Janina Mütze, Gründerin und Geschäftsführerin von Civey, das die Daten erhoben hat.

Clubhouse-Elite unter sich
Der Anteil der NutzerInnen innerhalb der Gesamtbevölkerung ist gering. Bisher geben drei Prozent der Deutschen über 18 Jahren an, die App schon einmal genutzt zu haben. „Clubhouse ist bislang noch ein gesellschaftliches Randphänomen, welches sich in der Nutzung noch nicht in der breiten Bevölkerung durchgesetzt hat. Die vermeintliche digitale Kommunikationselite scheint auf dieser Plattform somit noch weitgehend unter sich zu sein“, betont Prof. Tobias Kollmann, der das Forschungsprojekt zusammen mit Civey durchgeführt hat.

Clubhouse überzeugt nur jede/n Zweite/n
Civey hat im Rahmen des Forschungsprojekts der Universität Duisburg-Essen rund 500 Clubhouse-NutzerInnen nach ihren Einschätzungen befragt. Auch wenn fast jeder Zweite die eigenen Erfahrungen als positiv bewertet, so zeichnet sich doch weiterhin eine gewisse Unsicherheit mit der App ab. Jede/r dritte Nutzer/in ist bislang unentschieden, wie er oder sie Clubhouse bewerten soll.

„Erstaunlich ist, dass fast jeder fünfte Nutzer schon mal negative Erfahrungen auf der Plattform gemacht hat und damit die Naivität des neuen Mediums schnell relativiert wurde. Das spricht für einen noch notwendigen Lernprozess aller Teilnehmer mit der neuen Kommunikationsform über die erste Begeisterung hinaus”, erläutert Prof. Tobias Kollmann.

Politik wird nahbar
Dabei lassen sich vor allem Politik und Gesellschaft als die relevanten Bereiche ausmachen, die die Clubhouse-NutzerInnen am meisten interessieren. Nur jeder Zehnte ist an Business-, Sport- oder Unterhaltungsthemen interessiert. „Das Medium bietet somit im Superwahljahr ein großes Potenzial für politische Informationen und Debatten“, ergänzt Janina Mütze, die mit Civey selbst ein wöchentliches Format zum Wahljahr auf der Plattform anbietet. „Politische Kommunikation wandelt sich immer stärker hin zu einer Dialogorientierung weg von der reinen Informationsschwemme. Clubhouse als Plattform bietet diesen niedrigschwelligen Ansatz und könnte mit solchen Schwerpunkten eine größere Bedeutung erlangen.“

Kampf gegen die Großen
Fast jede/r zweite Clubhouse-Nutzer/in sieht zudem die Zukunft von Clubhouse eher pessimistisch, da die Plattform nicht gegen große Anbieter wie Twitter oder Facebook bestehen werde. Ein Drittel ist hingegen der Meinung, dass die App auch gegen die bekannten Plattformen bestehen bleibe. „Für die Clubhouse-Macher sind die Zahlen der Nutzer bedenklich. Das könnte insbesondere an der noch fehlenden Reichweite, den offenen Datenschutz-Fragen und den noch unzureichenden Funktionalitäten liegen“, gibt Prof. Tobias Kollmann von der Universität Duisburg-Essen zu bedenken.


Die Studie wurde von Civey im Auftrag von Prof. Tobias Kollmann (Universität Duisburg-Essen) durchgeführt. Dazu wurden sowohl über 5.000 BundesbürgerInnen als auch 500 NutzerInnen von Clubhouse im Januar und Februar befragt. Einige Fragen werden zudem live erhoben. Aktualisierungen der Zahlen sind daher möglich. Den genauen Befragungszeitraum und statistischen Fehler entnehmen Sie bitte den jeweiligen Erhebungen. Die Studie wird fortgesetzt.


Quelle: PM Civey