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BSI-Umfrage: KI-Einsatz verringert Zahlungsbereitschaft für deutsche Online-Medien

Grafik Balkendiagramm: KI Online-Medien Zahlungsbreitschaft Paid Content
Der KI-Einsatz bei der Erstellung von Nachrichten verringert die Zahlungsbereitschaft von Nutzer:innen für deutsche Online-Nachrichtenmedien um bis zu 33 %. (Grafik: © BSI)
KI Online-Medien Zahlungsbreitschaft Paid Content
Der KI-Einsatz bei der Erstellung von Nachrichten verringert die Zahlungsbereitschaft von Nutzer:innen für deutsche Online-Nachrichtenmedien um bis zu 33 %. (Grafik: © BSI)

Künstliche Intelligenz (KI) ist auf dem Vormarsch. Auch im Journalismus gibt es vielfältige Überlegungen und Ansätze, sie vor allem im Nachrichtengeschäft anzuwenden.

Doch Leser:innen sehen den Einsatz Künstlicher Intelligenz bei Nachrichtenmedien derzeit noch sehr skeptisch. Noch dramatischer: Sie strafen den Einsatz von KI mit einer massiv geringeren Zahlungsbereitschaft ab. So sinkt die Bereitschaft, für Online-Nachrichten zu zahlen, um 30 Prozent, wenn KI zur Recherche, Aufbereitung oder Erstellung von Nachrichten genutzt wird.

Nutzer:innen unterscheiden zudem, in welchem Maße KI für die Nachrichtenproduktion eingesetzt wird. Je nachdem, ob Künstliche Intelligenz lediglich als Hilfsmittel oder aber zur vollautomatischen Erstellung von Nachrichten zum Einsatz kommt und von wem die KI bedient wird, fällt die Zahlungsbereitschaft in Abhängigkeit der eingesetzten KI-Art sogar um bis zu 33 Prozent.

Das ermittelte der „BSI Artificial Intelligence (AI) Think Tank“ des Brand Science Institute (BSI) in einer deutschlandweiten repräsentativen Umfrage mit 1.458 Probanden. Untersucht wurden die Auswirkungen des Einsatzes von KI auf die Zahlungsbereitschaft von Online-Nachrichtenmedien namhafter deutscher Verlage wie Spiegel Plus, Welt Plus, F+ (Frankfurter Allgemeine), SZ+ (Süddeutsche Zeitung) und ZEIT Plus.

Deutlich geringere Zahlungsbereitschaft bei Einsatz von KI

Die Umfrage ermittelte, dass 20 Prozent der Befragten grundsätzlich bereit sind, für Online-Nachrichten zu zahlen. Die durchschnittliche Zahlungsbereitschaft liegt bei 10,24 Euro. Damit ist sie signifikant niedriger als der durchschnittliche Marktpreis für ein monatliches digitales Nachrichtenabonnement in Höhe von 17,38 Euro.

Befragte, die in den letzten zwölf Monaten für Online-Nachrichten gezahlt haben, haben dabei generell eine um 15 Prozent höhere Zahlungsbereitschaft.

Egal, ob zahlende/r Abo-Kund:in oder Konsument:in ohne Nachrichten-Abo: Die Bereitschaft, für Nachrichten zu zahlen, die unter Einsatz von KI entstanden sind, fällt bei allen Befragten gleichermaßen ab.

Auch eigene Erfahrungen mit KI ändern an dieser Einstellung nichts: KI-Laien und KI-Experten zeigen in ihren Zahlungsbereitschaften keine Unterschiede.

Für Verlage stellt der Einsatz von KI eine Prozessinnovation dar, die sowohl zur Qualitätssteigerung als auch zur Kostensenkung bei der Erstellung journalistischer Inhalte genutzt werden kann. So können mit Hilfe von KI beispielsweise umfassende Daten- und Trendanalysen oder differenziertere Sichtweisen und Perspektiven großer Datenauswertungen geleistet werden. Außerdem könnten auf die Nutzer zugeschnittene personalisierte Inhalte bereitgestellt werden, die durch menschliche Redakteure nicht zu stemmen wären.

„Die Umfrageergebnisse zeigen jedoch, dass diese Optimierungen und Qualitätssteigerungen, die durch KI möglich wären, von den Befragten nicht durch eine höhere Zahlungsbereitschaft gewürdigt werden“, erklärt Dr. Nils Andres, Gründer und Geschäftsführer des Brand Science Institute sowie Initiator von BSI AI.

Chancen und Risiken für Verlage

Nicht nur Leser, sondern auch Journalisten treibt der Einsatz von KI zur Erstellung von Nachrichten um. So fordert der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) in einem im April 2023 veröffentlichten Positionspapier einen sorgfältigen und differenzierten Umgang mit Künstlicher Intelligenz im Journalismus. Er spricht sich für eine – möglicherweise sogar gesetzlich verankerte – Kennzeichnungspflicht aus, so dass für Nutzer erkennbar ist, welche Inhalte unter Zuhilfenahme von KI entstanden sind.

Auch wenn sich diese Form der Transparenz sowie die deutlich geringere Zahlungsbereitschaft von Kunden für KI-generierte Inhalte zunächst negativ auswirkt, können sich für Verlage dennoch neue Umsatzpotentiale ergeben.

„Erstmals würde durch eine Kennzeichnung eine Differenzierung möglich werden. Leser könnten erkennen, welche redaktionellen Inhalte von Menschen und welche mit Hilfe von KI erzeugt wurden. So könnten Verlage die Zahlungsbereitschaft für explizit von Redakteuren erstellten redaktionellen Inhalte im oberen Preissegment stärker abschöpfen“, so Dr. Nils Andres.

Gleichzeitig böte sich für Verlage die Chance, für die unter Einsatz von KI erstellten Inhalte erstmals auch die niedrige Zahlungsbereitschaft im unteren Preissegment zu monetarisieren, die unter bisherigen Kosten- und Preisstrukturen nicht abgeschöpft werden konnte.

„Durch eine Produkt- und Preisdifferenzierung könnten Verlage die Vielfalt ihres Medienangebotes zusätzlich steigern und gleichzeitig neue Kundengruppen mit niedriger Zahlungsbereitschaft erschließen“, erläutert Andres. Verlage hätten mit KI-generierten Inhalten die Möglichkeit, in Bereichen zu arbeiten, in denen Angebote vorher aus Kostengründen nicht möglich waren und dadurch gegenüber klassischen Portalen wie T-Online oder auch Google Upselling betreiben.
Quelle: presseportal.de