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Bertelsmann Stiftung veröffentlicht Studie zu „Erfolgskriterien betrieblicher Digitalisierung“

Foto: © AdobeStock/sodawhiskey

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Probierfreudigkeit, Innovationskultur, offene Kommunikation und Veränderungsbereitschaft auf der Führungsebene – diese Faktoren sind entscheidende Voraussetzungen für die erfolgreiche digitale Transformation eines Unternehmens. Das gilt unabhängig von dessen Größe, Branchenzugehörigkeit und Geschäftsfeldern. Diese Erkenntnis ergibt sich aus den Erfahrungsberichten von Führungskräften deutscher Firmen, die die Bertelsmann Stiftung im Rahmen einer Fallstudie gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO zusammengetragen und ausgewertet hat. Die Studie wurde von der Otto Group unterstützt.

Die Frage, wie die betriebliche Digitalisierung gelingen kann, treibt die Unternehmen nicht erst seit Ausbruch der Corona-Krise um. Doch die Pandemie hat den Nachholbedarf kleiner und mittlerer Unternehmen in Deutschland in der Umstellung auf digitale Prozesse, Arbeitsmittel und Kommunikationsformen schonungslos offengelegt. Die Bereitschaft zur Veränderung entscheidet über die Zukunftsfähigkeit vieler Betriebe.

Führungskräfte müssen die Veränderungsbereitschaft vorleben
Die StudienteilnehmerInnen sind sich insbesondere dahingehend einig, dass der Wandel mit der technischen Umstellung auf digitale Anwendungen und Arbeitsmittel erst beginnt. Dabei spielt es keine Rolle, ob der digitale Wandel eines Betriebes schon länger geplant war, etwa um neue Geschäftsmodelle aufzubauen, oder aufgrund äußeren Drucks kurzfristig eingeleitet wurde, beispielsweise im Zuge der Corona-Krise. Eine konsequente und langfristig ausgerichtete digitale Transformation umfasst vielmehr das Unternehmen als Ganzes, einschließlich seiner Strategie, Organisation, Kultur, Kommunikation sowie der Fähigkeiten seines Personals.

Um diese komplexe Aufgabe zu bewältigen, ist es laut Auffassung der Befragten entscheidend, dass die Mitglieder des Top-Managements die Veränderungen annehmen, vorleben und gegenüber der Belegschaft transparent kommunizieren.

Neben der Vorbildfunktion der Geschäftsführung fällt insbesondere dem mittleren Management die wichtige Aufgabe zu, ihre Mitarbeiter:innen in die Veränderungsprozesse einzubinden. „Führungskräfte auf der mittleren Ebene werden bei der Umsetzung und der gezielten Unterstützung in der Transformation auch gerne mal vergessen“, unterstreicht Josephine Hofmann, Studienautorin und Leiterin des Bereichs Zusammenarbeit und Führung am Fraunhofer IAO, deren Bedeutung.

Know-how der MitarbeiterInnen für den Wandel nutzen
Alle MitarbeiterInnen einzubinden, ist nicht nur deshalb von entscheidender Bedeutung, um eine unternehmensweite Akzeptanz für den Wandel zu schaffen. Deren Know-how und Flexibilität seien unverzichtbar, um gemeinsam innovative Lösungen hervorzubringen, so die Überzeugung der Befragten. Ideenwettbewerbe und Innovationsforen, wie sie in immer mehr Betrieben anzutreffen sind, bestätigen diesen Trend. Kooperationen mit Start-ups oder wissenschaftlichen Einrichtungen wiederum können wertvolle Impulse von außen liefern.

„Bei der digitalen Transformation führen viele Wege ans Ziel. Wie die Erfahrungen unserer Studienteilnehmer zeigen, ist Ausprobieren deshalb die beste Methode für den Erfolg. Doch dafür braucht es den nötigen Freiraum und Vertrauensvorschuss, denn Rückschläge gehören zu diesem Prozess unvermeidlich dazu“, sagt Josephine Hofmann.

Bereitschaft zur Weiterbildung als Schlüssel für den Erfolg
Eine größere Eigenverantwortung für die MitarbeiterInnen, darüber sind sich die Befragten im Klaren, geht mit einem neuen Führungsverständnis sowie einer ausgeprägten Fehlerkultur einher. Inmitten flexibler Organisationsformen, die zur Auflösung klassischer Hierarchien beitragen, kommt einer Führungskraft viel stärker die Rolle eines Moderators oder Förderers zu.

Da sich digitale Arbeitsformen ständig verändern, brauchen Führungskräfte wie auch MitarbeiterInnen kontinuierliche Weiterbildungsangebote innerhalb und außerhalb des Betriebes, um mit den Veränderungen Schritt halten zu können. „Einer der Schlüssel für den Erfolg der digitalen Transformation ist die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen auf allen Ebenen. Denn sie ermöglicht es, die gesamte Organisation offen und innovativ zu halten“, betont Ole Wintermann, Arbeitsexperte der BertelsmannStiftung.

Neues Tool „Digital Pathguide“ soll Betrieben Hilfestellung geben
Im Zuge der Studienveröffentlichung kündigt die Bertelsmann Stiftung den „Digital Pathguide“ an – ein Online-Tool, das Unternehmen die Möglichkeit bieten soll, anhand einer Befragung sowohl des Arbeitgebers als auch der MitarbeiterInnen den eigenen Status quo hinsichtlich der Digitalisierung zu ermitteln. Nach einer Einstufung auf Basis der eigenen Angaben zeigt der „Digitale Pfadfinder“ Handlungsempfehlungen und mögliche nächste Schritte auf. Das Tool soll ab Ende September zur Verfügung stehen.


Zur Methodik:
An der Untersuchung beteiligten sich männliche und weibliche Führungskräfte von 15 Unternehmen unterschiedlicher Größe aus verschiedenen Branchen – von IT- und Softwareunternehmen über Banken und Versicherungen bis hin zu Baufirmen und Druckfarbenproduzenten. In ausführlichen Leitfaden-Interviews sowie einem Online-Fragebogen gaben sie Auskunft darüber, wie die Digitalisierung in ihren Betrieben voranschreitet und welche Voraussetzungen dabei hilfreich sind.