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Babylonische Nachrichten-Verwirrung

Stock Foto Nachrichten
Foto: © Fotolia/Bacho Foto
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Smartphone, ein schöner Begriff. Immerhin enthält er auch noch ein Fragment vom Ursprung dieses Gerätes – vor langer Zeit, als „Phones“ noch nicht „smart“ waren. Damals war es eben ein Telefon oder Telephone. Ein Gerät, mit dem man mit anderen, die gerade nicht am gleichen Ort sind, sprechen kann. Zunächst kabelgebunden und mit Wählscheiben, dann sogar kabellos und mit Tasten. Mit dem Mobiltelefon, das die Deutschen gerne mit dem eigenartigen Begriff „Handy“ bezeichnen, den es im Englischen nicht gibt, eröffnete sich die Möglichkeit, überall telefonieren zu können.

In der Zwischenzeit kauft man sich „Smartphones“, also Geräte, die mehr Computer als Telefon sind. Man „surft“ auch mehr, als man spricht oder aber man sendet sich Nachrichten. Nachdem als erster Schritt die SMS plötzlich die nicht (fern-)mündliche Kommunikation unterwegs ermöglichte, wurde diese durch WhatsApp, Facebook Messanger, iMessage usw. zur sekündlichen Routine. Permanent werden Fotos gesendet und die eigenen Emotionen mit kleinen Comic-Gesichtern, ausgedrückt, die wir „Emoticons“ getauft haben.

Wenn man, wie ich jüngst, Geburtstag hat, bekommt man die volle Tragweite der ausdifferenzierten Kommunikationskanäle zu spüren. Jeder mögliche Kanal wird genutzt, um zu gratulieren. Xing pingt auf dem Mobiltelefon und wird dann von WhatsApp überstimmt, welches kurz darauf von einer persönlichen Nachricht auf Twitter abgelöst wird. So buhlen alle Kanäle um die Aufmerksamkeit des Nutzers.

Manche dieser Kommunikationstools alarmieren auch gerne über verschiedene Kanäle, so man dies nicht besser eingestellt hat. So bimmelt Xing auf dem Mobiltelefon, sendet eine Mail und öffnet ein Banner auf dem iPad. Kleiner Glückwunsch, große Wirkung.

Nur wenn man seine Kommunikation wieder bündelt und konsequent einige Kommunikationskanäle boykottiert, kann man effizient kommunizieren. Hierbei sollt man aber den Gruppendruck nicht unterschätzen. Als ich mich z.B. WhatsApp verweigern wollte, stieg der soziale Druck meines Umfelds so an, dass ich reumütig auch diesen Kommunikationskanal wieder geöffnet habe. Wer aber nicht Sklave seiner Technologie werden will, muss heutzutage Kommunikationskanal-Management betreiben oder eben einige Tage mit der babylonischen Nachrichten-Verwirrung nach seinem Geburtstag leben.

Über den Autor: andrea katheder für landau media, berlin 2013Uwe Mommert ist Geschäftsführender Gesellschafter von Landau Media. Darüber hinaus ist der Digitalexperte begeisterter Social Media- und Technology-Jünger und immer an innovativen Ideen interessiert. Für medienrot.de kommentiert Uwe Mommert regelmäßig das Mediengeschehen. Sie erreichen Uwe Mommert auch unter mommert@landaumedia.de, bei Xing und bei LinkedIn.