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Analyse: Die 12 Wirtschaftsverbände auf LinkedIn, Twitter & Co.

Titelbild "Die 12 Wirtschaftsverbände" Medienanalyse von Landau Media

Bei den zwölf wichtigen deutschen Wirtschaftsverbänden stehen Verbands- und persönliche Social-Media-Accounts für das Spitzenpersonal unterschiedlich hoch im Kurs. Landau Media hat für das prmagazin deren Präsenz auf LinkedIn, Twitter und in Online-Leitmedien sowie ihre Positionierung zu den drei Kernthemen des Jahres 2021 analysiert.

Die Ergebnisse im Überblick

Einige Spitzenkräfte der zwölf wichtigsten deutschen Wirtschaftsverbände nutzen ihre LinkedIn-Accounts sehr wirksam, manche spärlich. Nur wenige VerbandspräsidentInnen und HauptgeschäftsführerInnen erlauben sich, gar nicht vertreten zu sein.

Das Ranking der nur vier VerbandspräsidentInnen mit eigenem Account führt Achim Berg vom Digitalverband Bitkom mit 12.463 Followern auf LinkedIn an. Es folgen Siegfried Russwurm vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) mit 5.762, Hildegard Müller vom Verband der Automobilindustrie (VDA) mit 1.743 und Christian von Boetticher von der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) mit 996 Followern.

Wie intensiv die Accounts genutzt und mit welchem Content sie bespielt werden, hängt dabei stark von der Wichtigkeit für den jeweiligen Verband ab und ist typ- und präferenzabhängig. So sticht bspw. Bitkom-Präsident Berg mit seinen Aktivitäten deutlich heraus: Zwar veröffentlichte er im Untersuchungszeitraum (1. Januar bis zum 31. Oktober 2021) nur 13 eigene Beiträge, interagiert dafür aber regelmäßig und häufig mit seiner Community.

Die HauptgeschäftsführerInnen der Verbände sind deutlich präsenter und reichweitenstärker als deren PräsidentInnen. Wolfgang Große Entrup vom Verband der Chemischen Industrie (VCI) erreicht mit 27.000 Menschen auf LinkedIn deutlich mehr NutzerInnen als sein Verband. Und – eher ungewöhnlich in seiner Position – Große Entrup pflegt sein Profil selbst. Zwar sind die Inhalte auf seinem Twitter-Kanal mit mehr als 5.500 Followern oder bei LinkedIn oft ähnlich, werden aber kanalspezifisch kuratiert. Neben Verbandsnachrichten teilt Große Entrup auf seinen Kanälen auch Persönliches, wie die geputzten Schuhe für den Nikolaus oder Bilder von seiner Teilnahme am Firmenlauf.

Die meisten Follower (35.587, Stand 06.01.2022) kann Joachim Lang vom BDI auf LinkedIn versammeln. Über diesen Kanal erreicht er mehr Menschen, als BDI-Präsident Russwurm (6.214) und die BDI-Verbandskanäle (9.691) zusammen. Pro Monat veröffentlicht Lang im Schnitt 15 Beiträge, kommentiert bei LinkedIn gern Artikel aus dem Handelsblatt, der FAZ oder dem SPIEGEL, bezieht sich in seinen Postings auf Wirtschaftsstudie und Konjunkturprognosen und positioniert sich als Redner auf Veranstaltungen.

Außerdem erwähnenswert ist an dieser Stelle der Twitter-Account von Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft BDEW. Der Account der ehemaligen Bundestagsabgeordneten der Grünen zählt aktuell mehr als 8.800 Follower – eine Gefolgschaft, die sie z.T. aus ihrer vorigen politischen Position „mitgebracht“ hat.

Dass der Digitalverband Bitkom auf Twitter und LinkedIn stark vertreten ist, überrascht hingegen kaum. Zusammen mit den Verbandskanälen erreichen Bitkom-Präsident Achim Berg und Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder (Twitter & LinkedIn) der Analyse zufolge fast 120.000 Follower.

Eher schwer tut sich dagegen der Handelsverband Deutschland HDE. Dem LinkedIn-Profil von Hauptgeschäftsführer Stefan Genth folgen gerade einmal 14 Personen.

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks ZDH ist auf LinkedIn gar nicht vertreten. Auf Twitter (3.558 Follower, Stand 06.01.2022) hingegen veröffentlicht der ZDH regelmäßig Tweets zu den Themen Ausbildung und Fachkräftemangel im Handwerk.

Wo LinkedIn mit zwei Mio. Mitgliedern im DACH-Raum die am stärksten wachsende Content- und Job-Plattform im B2B-Bereich ist, stellt sich die Frage, ob die Verbände das Potenzial der Plattform richtig einschätzen.

Präsenz in den zehn Online-Leitmedien

Je nachdem, wie stark die Branche von der Coronapandemie betroffen ist, steigt die Zahl der Nennungen. So ist der HDE bspw. mit 1.641 Beiträgen allgemein sehr präsent. Mit 36,3 Prozent ist dabei soziale Gerechtigkeit des häufigste Thema. Von der Verlängerung des Insolvenzschutzes bis hin zu den Öffnungsperspektiven nach dem Lockdown ist der HDE viel gefragt.

Mit 38 Prozent Beiträgen zum Thema Digitalisierung gehört der Bitkom zu den Spitzenreitern. Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig das Thema für nahezu alle Lebensbereiche ist und wie schlecht Deutschland aufgestellt ist. Der Digitalverband nutzt dies zum Agenda Surfing und zur Positionierung eigener Themen.

Bei den allgemeinen Meldungen belegt der BDI mit 1.709 Meldungen den ersten Platz. Dabei entfallen 32 Prozent der thematischen Nennungen auf das Themenfeld soziale Gerechtigkeit, 30 Prozent auf das Thema Klimaschutz. Der BDi wird in Artikeln über Antigen-Schnelltests in Unternehmen ebenso genannt wie in jenen über die Blockierung des Suezkanals.

Bei allen zwölf Verbänden nimmt das Thema Klimaschutz mit 23 Prozent den größten Raum ein. An der Spitze rangiert dabei mit 54 Prozent der Nennungen der BDEW. Auch der VDA mit seiner Präsidentin Hildegard Müller (1.162 Nennungen, 33 % davon zum Klimaschutz) liegt weit vorn. Auf diesem für ihn heiklen Themenfeld positioniert sich der Dachverband der Automobilwirtschaft v.a. über seine Präsidentin und vertritt die Interessen seiner Mitglieder als Meinungsführer.

Quelle: prmagazin