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#30u30 2020. Vier Gedanken zu meinem Boutique-Ansatz.

Foto: Redaktion 30u30, 2020

Branchentreffs sind rar derzeit, aus Gründen. Immerhin: Der Kommunikationskongress war live, wenn auch vor Ort in Berlin nur mit einem Bruchteil des Publikums, das da sonst aufläuft. Auch die DPRG reichte neulich ihre PR-Preis-Verleihung, die im Frühjahr hätte stattfinden sollen, in einem exklusiven Rahmen nach. Und der vertraute Rahmen tat der Sache gut, wie ich höre.

Und anders geht es eben derzeit nicht, das gilt auch für das PR-Nachwuchsnetzwerks #30u30, das ich gestalte. In einem normalen Jahr machen Treffen das Netzwerk erlebbar, insbesondere unser #30u30-Camp mit vielen Dutzend jungen Talenten, die kommen. In diesem Jahr haben wir uns für eine Reihe von Boutique-Veranstaltungen entschieden, die wir vergangene Woche bei fünf Gastgebern aus der Branche in drei unterschiedlichen Städten gemacht haben. Parallel.

Das erste Fazit ist positiv, wenn auch noch Luft nach oben ist. Vier Gedanken dazu will ich hier teilen:

Eins. Ich habe überschätzt, wie sehr wir von digitalen Bausteinen abhängen würden. Wir haben viele Plattformen getestet und Ideen angedacht – und am Ende doch verzichtet. Konkrete Ideen, Teilnehmer auf digitalen Plattformen zur Zusammenarbeit einzuladen oder sie über VR-Brillen zu vernetzen, haben wir verworfen. Vorerst, denn ich erlebe virtuelle Umgebungen als sehr spielerisch, das fördert Kreativität. Dieses Mal brauchten wie sie nicht. Eine Technologie, die Probleme löst, die wir nicht akut haben, ist zunächst unnütz.

Zwei. Ich habe Emotionen vermisst! Im Ernst: Wer ist nervös, wenn er sich zu einem Webinar zuschaltet oder gar selbst seine Slides vorstellt – vom Bürostuhl aus? Virtuelle Formate laden (sehr oft) zu Lean Back ein. Sie sind zu sehr einseitige und effiziente Wissensvermittlung statt lehrreiche Diskussion, sofern nicht sensationell moderiert. Wir lernen in Gruppen am besten, und die Gruppendynamik bringt großen Spaß, egal, wie groß die Gruppen sind.

Drei. Wir haben kleine Teams mit Bedacht zusammengestellt und Workshop- und Gesprächsformate formuliert. Unterschiedliche Standorte haben wir zunächst nur punktuell digital vernetzt – damit sich vor allem die Gruppen vor Ort finden können, Stimmung aufbauen und voneinander lernen. Dezentral heißt also nicht automatisch (nur) Digital. In den kleinen Gruppen kommt es mehr auf Einzelne an, es gibt keinen Puffer und die Plätze sind begrenzt. Wenn das Netzwerk nicht in die Breite wachsen kann, müssen wir stattdessen in die Tiefe gehen.

Als Plattform dafür diente die CommsBench, ein neues Weiterbildungsformat, das sich vor rund einem Jahr aus dem Stuttgarter #30u30-Stammtisch entwickelt hat. Im Kern lernen bei der CommsBench talentierte Peers auf Augenhöhe mit- und voneinander, ohne Schnörkel, ohne Verkaufe, ohne Hierarchien. Themen finden sich, wenn die richtigen Leute zusammenkommen. Prinzip: Wir messen uns nicht an den Besten (Benchmarking) – sondern wir lernen gemeinsam mit ihnen (Benchlearning). Mehr Details zur CommsBench hat #30u30-Alumnus und Urheber Jens Cornelißen neulich bei LinkedIn notiert.

Vier. Beruhigendste Erkenntnis aus der vergangenen Woche: Gute Netzwerke sind wie gute Freundschaften: Sie überstehen es, wenn man sich eine Weile nicht sieht.

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Danke allen Gastgebern und Partnern, die das #30u30-Camp möglich gemacht ha-ben: 365 Sherpas • achtung! mary • APCO Worldwide • bluehouse • Cision • Klenk & Hoursch • Landau Media • LoeschHundLiepold Kommunikation • Michelin • news aktuell • OTTO • ressourcenmangel • PR Report
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nico-kunkel_150x150pxÜber den Autor: Nico Kunkel ist seit mehr als zehn Jahren professioneller Beobachter von Themen und Trends in Kommunikation, PR- und Medienindustrie. Er arbeitet als freier Journalist und Impulsgeber für Events und Netzwerke in der Branche. 2012 begründete Kunkel die PR-Nachwuchsinitiative #30u30. Er ist Herausgeber des PR Career Center, das PR-Studierende unterstützt und vernetzt. Nico Kunkel lebt in Berlin. Er twittert als @prreporter.