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Der blöde Schwarm und digitale Ameisenpfade

Foto: © Fotolia/psdesign1
Nach zweieinhalb Wochen unterwegs in Wales und Irland kann ich folgendes Fazit ziehen: Reisen mit Online-Unterstützung macht das Leben leichter. Dank der Aufhebung der teilweise fast unanständigen Roaming-Gebühren kann man jetzt auch unterwegs fast immer online sein. So bucht man aus dem Auto schnell ein Hotel oder sucht das nächstgelegene Restaurant. Mit ArroundMe, TripAdvisor und Booking.com findet man schnell alles, was man auf Reisen so braucht. Im Zusammenspiel mit einem modernen Navigationssystem im Auto ist man schnell dort und umfährt effektiv Staus und Baustellen.

Der Online-Tourismus ist für viele touristische Angebote eine nicht mehr wegzudenkender Wirtschaftsfaktor geworden. So rühmen sich Restaurants und Bars mit hohen Bewertungen auf TripAdvisor und fordern jeden Gast durch Aufkleber an der Tür und teilweise durch Hinweise auf der Speisekarte zum Bewerten auf. Aus meiner Sicht ist das aber auch einer der Schwachpunkte des Online-Tourismus. Eine „Schwarmintelligenz“ von unendlich vielen Digital-Touristen ersetzt leider nicht die objektive Bewertung eines neutralen Fachmanns. Die Bandbreite, die man vorfindet, wenn man Restaurants oder Hotels mit hohen Bewertungen auf Booking.com oder TripAdvisor besucht, ist verblüffend. Von einer üblem Kaschemme mit durchschnittlichem Fastfood bis hin zur Top-Gastronomie mit herausragendem gastronomischen Angebot kann man alles erleben, wenn man den Empfehlungen auf einschlägigen Portalen folgt. Manchmal fragt man sich, ob hier die Großfamilie das Gastronomen die Bewertungen im Internet vorgenommen hat.

Wer wirklich außergewöhnliche Qualität erwartet, der sollte sich auf Tipps einzelner Personen oder auf Profis verlassen. Nein, Restaurantführer sind nicht überholt. Profitester und Fachjournalisten, die nach objektiven Kriterien Restaurants bewerten oder Tipps geben, liefern im Schnitt noch immer bessere Ergebnisse, als die Masse von Klick-Touristen, die alle nach undefinierten Kriterien ihre Punkte verteilen. Auch im Bereich der Übernachtungsangebote sind Kategorieren, die nach objektiven Kriterien vergeben werden, besser als viele Punkte im Internet.

Nur wer sich also mit dem Besten aus der alten und der neuen Welt bewaffnet und sich auch mal mit Einheimischen unterhält, läuft nicht Gefahr auf den ausgetretenen Pfaden der Online-Ameisen von Reinfall zu Reinfall zu navigieren. Wir werden auch für unsere nächste Destination sowohl den gedruckten Reiseführer als auch das iPad im Gepäck haben. So sichern wir uns tolle Erlebnisse in der schönsten Zeit des Jahres.

Über den Autor: andrea katheder für landau media, berlin 2013Uwe Mommert ist Geschäftsführender Gesellschafter von Landau Media. Darüber hinaus ist der Digitalexperte begeisterter Social Media- und Technology-Jünger und immer an innovativen Ideen interessiert. Für medienrot.de kommentiert Uwe Mommert regelmäßig das Mediengeschehen. Sie erreichen Uwe Mommert auch unter mommert@landaumedia.de, bei Xing und bei LinkedIn.