Werte im Fokus: HR-Trends, die 2025 den Ton angeben

© AdobeStock / deagreez
© AdobeStock / deagreez

Personalführung und Human Ressources müssen konstant weitergedacht werden. Gründe dafür gibt es genug – ob Digitalisierung und KI oder demografischer Wandel und Fachkräftemangel. Die HR-Verantwortlichen von ToolTime, Ella Media, Kenjo, Family Office 360grad AG und Mashup Communications zeigen, welche Trends Fach- und Führungskräfte 2025 erwarten.

Authentische Wertekommunikation statt Bullshit-Bingo

„Wertekommunikation“ – oft nur als leere Worthülse oder Bullshit-Bingo der Benefits verkommen – ist 2025 wichtiger denn je. In politisch und wirtschaftlich unsicheren Zeiten können Unternehmen mit ehrlichen Werten Vertrauen schaffen. Wichtig dabei ist, diese so zu kommunizieren, dass sich alle Generationen – von GenZ bis Babyboomer – und alle Mitarbeitenden am und fernab des Schreibtisches darin wiederfinden und wirklich wertgeschätzt fühlen. Statt bloß zu „predigen“, gilt es, mehr zuzuhören: Mit Storylistening sammeln Unternehmen die echten Anekdoten und Alltagssituationen ihrer Mitarbeitenden. Werte werden durch ihre Geschichten greifbar. So entsteht eine Kultur des Vertrauens und des aktiven Dialogs, in der die geteilten Erfahrungen unterschiedlicher Generationen ihre Verbundenheit zum Arbeitgeber und das Miteinander stärken.

Nora Feist, CEO bei Mashup Communications

It’s a match: Datengetriebene Entscheidungsfindung durch KI

2025 wird KI die tagtäglichen Arbeitsabläufe in HR-Abteilungen revolutionieren. Auch im Recruiting liegt im Einsatz von Datenanalyse viel Potenzial – doch die Technologie ist mit Vorsicht zu genießen. Eine der größten Herausforderungen wird darin bestehen, Daten der Bewerber:innen sinnvoll und fair auszuwerten, ohne dabei den Datenschutz zu gefährden. Um KI-gestützte Prozesse wie CV-Screening effizient und rechtssicher zu integrieren, müssen Unternehmen Best Practices studieren, Prozesse testen und ihre HR-Teams gezielt schulen. Gelingt es, Routineaufgaben im Recruiting zu automatisieren, bleibt endlich mehr Zeit für den persönlichen Austausch. Außerdem ermöglicht KI datenbasierte Entscheidungen, die langfristig die Bindung der Mitarbeitenden und Passgenauigkeit steigern – für 2025 ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.

Enrica Meier, Team Lead People Partner bei ToolTime

Smarter Onboarding-Prozess: Wie KI-Plattformen Mitarbeitende stärken

Mit KI-gestützten Onboarding-Tool wird der Einstieg für neue Mitarbeitende und Azubis nicht nur einfacher, sondern auch effizienter. Diese Plattformen bieten rund um die Uhr Zugriff auf Antworten zu den typischen Fragen, eine unkomplizierte Handhabung, da sie dialoggestützt sind, und entlasten so HR-Teams enorm. Unabhängig davon, ob ein Mitarbeitender in Berlin oder München startet – alle erhalten den gleichen Zugang zu wichtigen Informationen und Schulungsinhalten, die zentral bereitgestellt und bei Bedarf aktualisiert werden können. Zudem unterstützen solche KI-Lösungen die Entwicklung einer neuen, flexibleren Arbeitswelt. Diese Plattformen schaffen so nicht nur ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, sondern fördern ein einheitliches Verständnis der Unternehmenskultur und Arbeitsprozesse und stärken das Engagement und die Zufriedenheit von Anfang an.

Michael Keusgen, CEO von Ella Media

Blue-Collar-Work: Wandel der Ansprüche von Arbeitgeber:innen

Bisher wurden Blue-Collar-Worker häufig übersehen, das dürfte sich 2025 aber ändern! Denn ohne sie läuft in Deutschland nichts. Mit der steigenden Anerkennung für ihre Arbeit verändern sich jedoch auch ihre Erwartungen: Es braucht zunehmend Karrierechancen, Weiterbildungsmöglichkeiten und Flexibilität. Dieser Anspruch fordert von Arbeitgeber:innen ein Umdenken. Denn insbesondere in Berufen fernab des Schreibtisches ist Anpassungsfähigkeit kein Luxus, sondern oft eine Notwendigkeit. Schichtdienste, Nachtarbeit und wechselnde Anforderungen prägen den Arbeitsalltag. Eine stärkere Einbindung der Mitarbeitenden in Entscheidungsprozesse kann die Zufriedenheit deutlich steigern. Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel werden eine transparente Vergütung, interne Entwicklungsprogramme und flexible Arbeitszeitmodelle zu wichtigen Instrumenten, um Blue-Collar-Talente zu gewinnen und langfristig zu binden.

David Padilla, Gründer der HR-Software Kenjo

Vom Unterschied profitieren: Generationenvielfalt als neue Chance

Die Zusammenarbeit zwischen den Generationen wird zunehmend zur Herausforderung, da sich die Arbeitsweisen und Werte der verschiedenen Generationen stark unterscheiden. Im Kontext des aktuellen demografischen Wandels und des daraus resultierenden Fachkräftemangels ist es für Familienunternehmen entscheidend, eine Unternehmenskultur zu schaffen, die sowohl die Erfahrung der älteren Generation als auch die digitale Affinität der jüngeren Generation wertschätzt. Dies wird zu einem zentralen HR-Thema, da eine inklusive, generationsübergreifende Zusammenarbeit nicht nur die Innovationskraft fördert, sondern auch Talente langfristig bindet. Ein konkreter Lösungsansatz ist der Aufbau von Mentoring-Programmen, in denen jüngere Mitarbeitende ihre digitalen Fähigkeiten an erfahrene Kollegen weitergeben, während die ältere Generation ihr wertvolles Fachwissen teilt. Solche Programme fördern gegenseitigen Respekt und schaffen ein Arbeitsumfeld, das sowohl erfahrene Fachkräfte als auch junge Talente anspricht und motiviert, im Unternehmen zu bleiben.

Thomas A. Zenner, Geschäftsführer bei Family Office 360grad AG