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Wer zu spät kommt, den bestrafen Apple und Google.

Als Berliner ist man das Warten gewöhnt. In einer Stadt, in der die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel Glücksspielcharakter hat und auf den Bahnsteiganzeigen gerne mal 5, 10 oder 20 Minuten Verspätung angezeigt werden, lernt man Demut und Geduld.

Wer sich dem vielbeworbenen neuen Betriebssystem Windows 8 zuwendet, sollte eifrig trainieren. Bereits seit einem Jahr arbeite ich auf einem Samsung Tablet PC mit Stiftunterstützung. Bis jetzt stottert die Bedienung dieser „PC-Flunder“ mitunter, da Windows 7 nicht auf die Bedienung mit Stift und Finger ausgerichtet ist. Besserung versprach hier Windows 8, welches man einfach über das alte Betriebssystem installieren kann. Mutig beginne ich also mit dem Download des neuen Wunderbetriebssystems und freue mich auf das neue Tablet-Erlebnis mit Finger und Stift, das in der Werbung so schön zu funktionieren scheint.

Nach mehr als einer Stunde Downloadzeit beginnt das Installationsprogramm ausführlich damit, meinen Rechner zu analysieren. Nach einer Wartezeit von etlichen Minuten beginnt die Installation. Stunden später, der Feierabend ist bedrohlich näher gerückt, darf ich das erste Mal den Startbildschirm von Windows 8 bewundern. Gleich die erste Enttäuschung: Auch bei diesem Betriebssystem soll man zunächst die klassischen drei Tasten drücken (Alt + Ctrl + Entf), damit man sich anmelden darf. Bei anderen Betriebssystemen reicht eine „Touchwipe“-Geste oder das Tippen auf grafische Symbole. Nach der Anmeldung begrüßt mich Windows 8 mit bunten Kacheln. Hurra! Das neue Tablet-Erlebnis kann beginnen! Das Mailprogramm macht wirklich Spaß und auch die anderen Anwendungen, die bereits auf die kunterbunte Kachelumgebung angepasst sind, lassen sich einfach bedienen, wenn man sich umgewöhnt hat. Sowie es aber an die normalen Funktionalitäten geht, wie das Surfen im Internet, das Schreiben von Texten oder das Verwalten von Notizen, sieht alles so aus wie bei Windows 7. „Das kann doch nicht“, denke ich, „das wird doch nicht“, stammle ich. Doch! Das ist alles. Einige bunte, zugegebenermaßen innovativ arrangierte Kacheln – mehr nicht. Das ist Microsoft 8.

Liebes Microsoft: Ein Tablet-Betriebssystem ist so etwas wie eine umfassende Renovierung eines veralteten Hauses. Einfach nur eine Tapete an die vergilbten Wände zu kleben, ist nicht mal ansatzweise genug. Seit Jahren zeigen uns Apple und Google, wie man Tablet-PC´s einfach und schnell bedienbar macht. Microsoft verursacht mit Windows 8 das schlimmste aller Gefühle, die man einem Verbraucher bescheren kann: Fassungslose Enttäuschung und die Frage, wie lange ein Unternehmen, das so unfähig ist sinnvolle Innovationen zu bringen, noch überleben kann.

Über den Autor: Uwe Mommert ist Vorstand für Vertrieb und Produktion der Landau Media AG. Darüber hinaus ist er begeisterter Web 2.0-Fan und immer an innovativen Ideen interessiert. Für medienrot.de kommentiert Uwe Mommert regelmäßig das Mediengeschehen.