Der März startete für die Personalmarketing-Familie mit #HRBC14, dem Highlight des Jahres. Das HR Barcamp fand zum dritten Mal statt und versammelte das Who-is-who der Szene in Berlin. Die Idee eines Barcamps ist so brilliant wie einfach: Es gibt keine vorher festgelegten Referenten, sondern die Teilnehmer stellen zu Beginn der Veranstaltung eigene Themenvorschläge dem Plenum vor, das dann darüber abstimmt, welche Vorträge oder Workshops stattfinden.
Zum HR Barcamp 2014 wurde getwittert, was der Akku hergab. Zum Ende der zweitätigen Veranstaltung kamen mit 1.900 Tweets etwa dreimal so viele “Kurzmittelungen” zusammen wie im letzten Jahr. Das macht etwa zwölf Tweets pro Teilnehmer, deren Inhalt schwankte stark von “Stecke im Stau. #hbc14” über “Wo genau? #hbc14” bis hin zu tatsächlich inhaltlichen Beiträgen oder dem Austausch über die Session, in der man gerade nebeneinander saß. Die Zahl der Nachberichte ist immens. Bei Meta HR findet sich eine tolle Fotodokumentation und bei Hans Steup eine Übersicht über alle Nachberichte – auch irgendwie Meta. Einer sei dennoch hervorgehoben: Henner Knabenreich.
Einige große Medien, wie die Süddeutsche, fanden heraus, dass Praktikanten im Silicon Valley ziemlich viel verdienen. Ob das Valley nun ein “Praktikanten-Paradies” ist, lassen wir mal dahingestellt. Dass dort wie nirgends sonst der Arbeitsmarkt den Titel Markt zu Recht trägt, ist aber auch klar. Man ist offenbar so “desperate for talent”, dass sich einige Unternehmen zu zweifelhaften Methoden genötigt fühlten.
HR Taxi, One-Klick Bewerbung: Hemmschwelle senken, wenn man es nicht als Bewerbung sondern Kontakt-Aufnahme deklariert. Offener werden, zugänglicher werden.
Wieder einmal diskutiert wurde das Thema Mobile Recruiting. Die Zahlen sind alarmierend: Mehr und mehr Menschen erledigen mehr und mehr mobil online, aber nur die wenigsten Unternehmen ermöglichen eine Bewerbung über mobile Endgeräte. Klar, mögen die Karriere-Webseiten mobil oder responsive sein, sich also auf iPhone und Co. anzeigen lassen, aber dann klemmt es oft schon. Entweder erlauben die Recruiting-Systeme es nicht, oder man glaubt (zu recht) nicht, dass jemand in der U-Bahn mit wechselnder Netzabdeckung so etwas doch Wichtiges wie eine Bewerbung erledigt – mit Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen. Der Erfolg versprechendste Ansatz ist sicherlich, per mobilem Endgerät das Interesse an einem Job bekunden zu können. Diese These scheint man bei Opel der Allianz zu verfolgen. Es bleibt jedenfalls zu hoffen, dass das Mobile Recruiting nie einen solch lauten Schrei nach Liebe braucht, wie der Rüsselsheimer Autohersteller.
Das HR Team von Daimler sprang auf einen Zug auf und wollte einfach mal die Zielgruppe dort abholen, wo sie sich rumtreibt: Bei der beliebten App Quiz Duell. Einige Tweets zur Vorbereitung, dann setzte man sich also einfach anderthalb Stunden ins Büro und spielte zehn Runden mit etwa 180 Fragen. Der Andrang war wohl so groß, dass auch 50 Spieler in der Warteliste standen, aber das soll ja auch nicht das letzte Mal gewesen sein. Ein Interview gibts hier. Am Ende hat wohl niemand einen Job gewonnen, aber alle Seiten einiges an Erfahrungen – und das ist mindestens genauso viel wert.
Das ewige Thema „Perfekte Stellenanzeige“ schaffte es in die W&V. Diesmal mit einer Studie, die per Eye-Tracking versucht, diesem scheuen Fabelwesen auf die Schliche zu kommen.
Zum Schluss tat sich die Feuerwehr der Stadt Dormagen mit einem Flyer hervor, der den tradierten Altherren-Witz aufs Recruiting anwendet. Das ist so schlecht und sexistisch, dass es hier nicht wiedergegeben wird. In der Personalmarketing-Szene rümpfte man zwar irgendwie die Nase, konnte sich aber der Wirkung nicht ganz entziehen:
Zitat 1: “Absolut politisch unkorrekt ;-), aber so überzeichnet, dass man´s auch merkt. Und da´s wirkt, alles richtig gemacht!”
Zitat 2: “Der Zweck heiligt mit Sicherheit nicht alle Mittel, das stimmt. Wer aber an alten Mustern festhält, wird sehen, dass er in Sachen Personalmarketing nicht weiterkommt.”
Was wirkt, ist also richtig, und das Erreichen der Zielgruppe heiligt zumindest Sexismus. Schade irgendwie.
Über den Autor: Unser Autor Sebastian Dietrich studierte Politik und Publizistik- und Kommunikationswissenschaften in Potsdam und Berlin. Er arbeitet seit über zehn Jahren an der Schnittstelle von Human Resources und Public Relations, auf Agentur- wie Unternehmensseite.