Wahlk(r)ampf im Wachkoma

Foto: Uwe Mommert, 2013
Foto: Uwe Mommert, 2013

Guten Morgen! In knapp vier Wochen ist Dings, äh, Bundestagswahl. Für mich stellt sich die Situation so dar: Die SPD hat sich mit Fettnapfspezialist und Radikalkommunikator Steinbrück schon in der ersten Kurve aus dem Rennen verabschiedet. Angela Merkel tourt mit ihrer vorgezogenen Wiederwahlfeier durch Deutschland. Die FDP versucht im Windschatten von „Mutti“ über die Ziellinie zu kommen und die Grünen sind für die Umwelt gut, irgendwie. Ach und die Linken sind für radikale Umverteilung, von oben nach unten, den gesellschaftliche Kopfstand mit Wohlfühlgarantie.

Ich würde ja gerne mehr wissen. Ich würde gerne meine politische Entscheidung auf stabile, argumentative Füße stellen. Zeitung lesen soll da helfen. Schaut man allerdings auf die Titelseiten der deutschen Printmedien, so glaubt man die deutschen Journalisten verfolgen den Wahlkampf in einer Art Wachkoma. Verzweifelt dokumentieren sie die widersprüchlichen Aussagen innerhalb der SPD und meckern, dass Merkel uns einlullt. Den Grünen unterstellen sie Machtgier und der Linken Regierungsunfähigkeit. Die FDP wird auch ab und zu durch den Kakao gezogen. Super politischer Unterhaltungsjournalismus, leider auch ohne wirklichen Mehrwert für die Wahlentscheidung.

Dann eben Plakate, hängen ja überall. „Die Mitte entlasten“ – okay, gerne, soll ja gesund sein. „Gemeinsam erfolgreich“ – au ja, da mache ich mit. „Wir. Für bezahlbare Mieten.“ – auch in Ordnung. „Miete und Energie: bezahlbar für alle.“ – noch besser, sollten wir so machen! Wir halten fest: Wahlwerbung ist Kommunikation einer heilen Welt ohne Probleme und vor allem ohne Lösung derselben.

Mein Vorschlag: Inhalte in Wahlkämpfen, vor allem konstruktive Lösungsansätze, müssen komplett verboten werden. Wahlwerbung und Wahlberichterstattung darf in Zukunft nur noch aus Parteinamen und Fotos bestehen. Okay, ist ja schon fast so, werden Sie sagen, aber fast reicht mir nicht. Wenn schon der politische Hirntod der Bevölkerung angestrebt wird, dann konsequent. Wo kommen wir denn hin, wenn die wichtigen Themen der Gesellschaft mit richtigen Lösungsansätzen im Wahlkampf diskutiert würden? Dann hätten wir ja, äh, Dings, na Demokratie.

Über den Autor: Uwe Mommert ist Vorstand für Vertrieb und Produktion der Landau Media AG. Darüber hinaus ist er begeisterter Web 2.0-Fan und immer an innovativen Ideen interessiert. Für medienrot.de kommentiert Uwe Mommert regelmäßig das Mediengeschehen.