Die Zukunft der Verlage im Internet ist abhängig von digitalen Geschäftsmodellen. Wenn es nicht gelingt, aus journalistischen Qualitätstexten im Internet Profit zu schlagen, wird es dunkel in den Verlagshochhäusern. Um dies zu verhindern, bauen die Verlage gerne Mauern auf. Im Internet nennen sich diese Mauern „Paywalls“ – Bezahlmauern, frei übersetzt.
Das Prinzip ist einfach: Erst mache ich den Leser neugierig durch fetzige Schlagzeilen oder vielversprechende Bilder, und dann lasse ich ihn gegen meine Mauer laufen. Was danach kommt, ist nicht gerade einfach. Kreditkartennummern müssen eingetippt werden, meine Adresse wird verlangt, und dann soll ich mich entscheiden, ob ich das journalistische Werk für einen Monat oder gar für ein ganzes Jahr abonnieren möchte. Eigentlich wollte ich ja nur einen Artikel lesen und kein Abo abschließen.
Für mich sind diese Paywalls eher Mauern, die den Kunden außerhalb des Ladens halten. Wer bereit wäre, für ein bis zwei Artikel zu bezahlen, muss draußen bleiben. Wer nur eine Ausgabe lesen möchte, hat es schwer. So werden kaufkräftige Leser täglich davon abgehalten, für journalistische Inhalte zu bezahlen.
Wie es besser geht, zeigt die taz. Hier ist das Bezahlen freiwillig und daran orientiert, was der Leser für angebracht hält. Ein Vertrauensvorschuss an den Kunden, der sich rentieren könnte. Mit drei bis vier Klicks ist ein Betrag an die taz bezahlt. Ohne Abo und ohne Datensammelei. Das ist Paid Content, der auf dem Prinzip Vertrauen aufbaut.
Wer denkt, ein solches Geschäftsmodell sei naiv, der sei an die Zeitungskästen erinnert, die früher einfach zu öffnen waren, damit man sich sein Exemplar entnehmen konnte. Eine einfache Aufschrift zeigte an, was der Verleger gerne für dieses Werk möchte, und der Kunde gab das Kleingeld in den Geldschlitz. Einfach und auf Vertrauen basierend. So kann man Content gegen Geld vermarkten. Manchmal ist die Old Economy doch ein gutes Vorbild.
Über den Autor:
Uwe Mommert ist Vorstand für Vertrieb und Produktion der Landau Media AG. Darüber hinaus ist er begeisterter Web 2.0-Fan und immer an innovativen Ideen interessiert. Für medienrot.de kommentiert Uwe Mommert regelmäßig das Mediengeschehen.
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