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Schwarzfahren war gestern

Foto: © Fotolia/Maren Winter
Foto: © Fotolia/Maren Winter
„Bitte, bitte, bitte!“, jammernd sitzen Art-Director und Marketing Manager vor mir und betteln, dass ich mir den neusten Werbespot für die Autoversicherung ihres Auftraggebers anschaue. „Er dauert doch nur 30 Sekunden“, wimmert der Marketing Manager. „Du darfst dann auch umsonst Bahn fahren“, lockt mich der Art Director.

Ist das ein Albtraum oder bereits die Realität? In Düsseldorf kann man seine Aufmerksamkeit neuerdings gegen Mobilität eintauschen. Mit der App WelectGo geht es voran, wenn man auf seinem Handy die neusten Werke der Marketingindustrie konsumiert. Warum nicht? Wer umsonst Musik hören will, muss sich ja auch Webspots anhören. Wer auf YouTube kostenlos Videos schaut, bezahlt mit seiner Lebenszeit und schaut Werbung für ein Vergleichsportal, ich sage nur „everybody dance now … “

Im Interview mit der Rheinischen Post Online sagt der WelectGo-Gründer Olaf Peters: „Ob die Nutzer den Werbespot auch anschauen, können wir nicht kontrollieren.“ Hier wird das gute alte Print-Medium dann wieder attraktiv: vom gesparten Fahrgeld eine Zeitung kaufen und sich informieren, während das Handy Werbespots dudelt.

Mir gefällt das auf jeden Fall besser als die Monitore in der Berliner U-Bahn, die mich ungefragt und ohne Bezahlung mit Werbung konfrontieren. Hier will ich in Zukunft auch umsonst fahren! Auch die Werbung auf den Bahnhöfen wird von mir noch immer unbezahlt konsumiert, das sollte sich auch ändern. Das neue Modell Werbunggucken gegen Kohle hat bei mir Zukunft. Ist im Internet schon einiges umsonst, wenn ich nur die Werbebanner und #addwords ignoriere, so wird auch bald im realen Leben die „Umsonst-Kultur“ Einzug halten. Kaffee gegen Werbekonsum? Bitteschön. Kostenloser Haarschnitt vor der Plakatwand? Kein Problem!

Der neue Snob bezahlt und lebt werbefrei. Auch eine schöne Perspektive.

Über den Autor: andrea katheder für landau media, berlin 2013Uwe Mommert ist Vorstand für Vertrieb und Produktion der Landau Media AG. Darüber hinaus ist er begeisterter Web 2.0-Fan und immer an innovativen Ideen interessiert. Für medienrot.de kommentiert Uwe Mommert regelmäßig das Mediengeschehen. Sie erreichen Uwe Mommert auch unter mommert@landaumedia.de, bei Xing und bei LinkedIn.