Es gibt Momente, da wird einem schlagartig klar, warum bestimmte Dinge nicht funktionieren. Einen solchen Moment gab es jüngst auf dem „Frankfurter Zukunftssymposium“. Gemeinsam mit dem ehemaligen Wirtschaftsminister Wolfgang Clement und dem Chefredakteur der Wirtschaftswoche Roland Tichy ging es in einer Podiumsdiskussion um „Die Welt im Aufbruch“. Fast reflexartig schwenkten wir zur Europawahl, streiften die Eurokrise und landeten schließlich bei der anti-europäischen Stimmung, die sich bei der letzten Europawahl in vielen Ländern der EU zeigte.
So oder so ähnlich sehen bei uns Podiumsdiskussionen eben aus: Probleme werden gewälzt, Risiken werden abgewogen und Politiker kritisiert. Was das mit Zukunft zu tun hat? Nichts! Während in den USA Google die ersten Autos völlig selbstfahrend auf die Piste schickt oder Kontaktlinsen entwickelt werden, die den Blutzuckerspiegel messen, diskutieren wir beispielsweise beim Thema Internet primär die Risiken und fordern mehr Datenschutz.
Zukunft entsteht aber nicht dadurch, die Gegenwart in Paragraphen zu gießen – das wurde mir auf der Podiumsdiskussion schlagartig klar. Es waren der Mut und Innovationsgeist europäischer Unternehmen, die uns den Wohlstand gebracht haben. Auch der Wohlstand in Deutschland ist in Zukunft nur durch neue Produkte zu sichern: Statt Gesetze über Gesetze zum Datenschutz zu erlassen, brauchen wir sichere Software „Made in Germany“. So wie deutsche Autos ihren Eigentümer sicher ans Ziel bringen, sollte deutsche Software die Daten seiner Benutzer optimal schützen. Deutsche Datenautobahnen sollten für ihre Qualität und Geschwindigkeit genau so bekannt werden, wie ihre Vorbilder aus Asphalt. In Deutschland sollten sich Internet-Unternehmen innerhalb von einem Tag gründen können, damit die kreative Energie der Unternehmer in Lösungen und nicht in Verwaltung investiert wird.
Es sind gerade die Unsicherheit der Innovation und das forsche Vorangehen in schwierigen wirtschaftlichen Situation, die uns voran gebracht haben. Wenn wir unser Erbe immer nur sichern wollen, werden wir es verlieren! Wenn die Eroberung des digitalen Wirtschaftsraums nicht als eine der wesentlichsten Aufgaben der Wirtschaftspolitik erkannt wird, werden wir zum kulturellen Museum der Welt. Wir werden als eine alte Industrieregion besichtigt werden, in der die Wiege für die Digitalisierung stand, die aber mit diesem Genschenk nichts anfangen konnte.