Müll fürs Hirn

Das Internet, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2014, in dem wir uns auf die Suche nach relevanten Informationen im Datendschungel machen. Wenn ich morgens den „On“-Schalter an meinem Laptop drücke, murmle ich jetzt oft „Scotty, Energie!“ und hoffe auf die Warp-Geschwindigkeit, mit der mir relevante Informationen auf meinen Bildschirm gebeamt werden. Wie romantisch und heldenhaft ist unsere Welt seit der Erfindung des Internets geworden!

Den ersten Angriff auf meine Zeitreserven finde ich in meinem E-Mail-Postfach vor. Dutzende von irrelevanten Mails, die ich in gewohnter „Ex und Hopp“-Manier bearbeite: Überschrift lesen, Absender identifizieren, delete. Uups, da war ich zu schnell, ab in den Papierkorb und wieder raussuchen. Und weiter: check, delete, check, delete … Dann noch schnell im Spam-Ordner nachschauen, ob nicht wichtige Mails vom Computer als Spam dorthin verschoben wurden.

Jetzt schnell den Browser öffnen. Facebook, Twitter, Xing. Alles gecheckt, geliked und geretweetet. Man, bin ich kommunikativ. Schnell an ein paar Katzenbildern vorbei, den Blödsinnvideos mit Hunden ausgewichen und dann: Yes! Da ist sie, die erste relevante Information des Tages. Jetzt aber mal konzentrieren, damit ich auch mitbekomme, was ich da lese. Schwupp, ein Werbebanner schiebt sich vor den Text. Wegklicken. Oh, daneben. Jetzt bin ich auf der Opel-Seite gelandet. In welchem Browserfenster war gleich der Artikel? Ich muss ins Meeting. Schnell noch die Seite zu den 5.000 anderen in meinen „read it later“-Container verschoben und ab.

Im Meeting konzentrieren, nicht auf dem Tablet E-Mails checken. Och, nur kurz. Check, delete, check, delete. Worüber sollten wir jetzt abstimmen, egal bin dafür.

Am Arbeitsplatz. Die To-do-Liste öffnen. „Artikel Informationsmüll schreiben“ steht da. Hm, wie wäre eine „Raumschiff Enterprise“-Einleitung. Pling! Moment, was war das, eine neue Mail? Check, delete. Wo war ich? Ach ja, Artikel schreiben. Pling! Oh, ein Facebook-Chat! Susi möchte Sushi zum Lunch. Ok, Smiley, Smiley. Artikel weiterschreiben. Wann wollte Susi essen, um 12:00 Uhr? Da bin ich im Meeting. Chat. Sorry, Susi „seufz“, kann nicht!

Artikel weiterschreiben. Schreibblockade, dann eben Mails: check, delete, check, delete, uups … Papierkorb durchforsten.

Jetzt noch schnell den Artikel zu Ende bringen. Was meinte ich eigentlich mit Informationsmüll? Ansatz vergessen. Egal, bis zum Ende liest heute eh keiner mehr einen Artikel. Check, delete, check delete. Pling!

uwe-mommert-neuÜber den Autor: Uwe Mommert ist Vorstand für Vertrieb und Produktion der Landau Media AG. Darüber hinaus ist er begeisterter Web 2.0-Fan und immer an innovativen Ideen interessiert. Für medienrot.de kommentiert Uwe Mommert regelmäßig das Mediengeschehen.